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David Beckham - Flankengott, Popstar, Stil-Ikone

Am Freitag wird Beckham mit Englands Nationalteam im Wiener Ernst Happel-Stadion einlaufen. Mit 32 hat er sportlich seinen Zenit überschritten, als Stil-Ikone wird er der Populärkultur aber wohl länger erhalten bleiben.

Die Frage, ob David Beckham überhaupt ein Fußballer sei, wurde schon des öfteren mit einem „nein“ beantwortet. Das mag angesichts seiner unbestrittenen Fähigkeiten am grünen Rasen zwar etwas ignorant sein. Es bringt aber auch den Umstand auf den Punkt, dass es vor und nach ihm kein Kicker geschafft hat, die Grenzen des Sports derart mühelos und breitenwirksam zu überschreiten.

Die Marke Beckham
„Becks“ ist auch dank eines ausgeprägten Hangs zur Selbstdarstellung Trendsetter, Markenartikel, mit seiner Ehefrau Victoria („Posh-Spice“) Fixstern der Regenbogenpresse, dreifacher Vater und nebenbei noch gefallener und wieder hochgejubelter englischer Nationalheld, von der Queen zum „Officer of the British Empire“ geadelt.

Durchaus ungewöhnlich für einen aus eher bescheidenen Verhältnissen (Vater Installateur, Mutter Friseurin) stammenden Londoner, der im englischen Norden zum Höhenflug ansetzte. Für den Mittelfeldspieler mit dem Milchgesicht wurde das „Theatre of Dreams“ getaufte Stadion von Manchester United seinem Namen wohl mehr als gerecht. Sechs Premier- und ein Champions-League-Titel mit den „Red Devils“ sprechen eine beredte Sprache.

Mittelfeld und Marketing
Die sportliche Zäsur erfolgte im Sommer 2003, als Beckham für 35 Millionen Euro zu Real Madrid in die spanische Primera Division wechselte, dort vier Saisonen lang aber nie die Rolle spielte, die er sich wohl erhofft hatte. Der Verein profitierte weniger sportlich denn marketingtechnisch von seinem Engagement. Die Kassa des „Weißen Balletts“ soll er im Alleingang um rund 440 Millionen aufgefettet haben.

Geld spielte denn auch auch bei seinem jüngsten Wechsel zu Los Angeles eine gewichtige Rolle. Mit dem Team der Major League Soccer schloss er im Sommer 2007 einen Fünfjahresvertrag über 250 Millionen Dollar (194 Mio. Euro) ab, die „Galaxy“ sind von einem „return on investment“ selbstredend überzeugt. Kein Wunder, dass das Gesamtvermögen des Fußball-Beaus auf 260 Millionen Euro geschätzt wird.

Kein Wunder auch, dass ihn selbst Fußball-Ahnungslose kennen. So mancher, der einen Freistoß nicht von einem Strafstoß unterscheiden kann, trägt stolz die Haarpracht des blonden „Metrosexuellen“. Und es war Beckham, der mit einem androgynen, sowie betont körper- und modebewussten Stil diesem inzwischen etwas abgehalfterten Trendbegriff ein globales Gesicht verlieh.

Buhmann und Superstar
Auch Beckham selbst galt schon als Auslaufmodell, zumindest in Englands Equipe. Nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2006 legte er erst die Kapitänsschleife zurück, um wenige Wochen später vom neuen Teamchef Steve McClaren aufs Abstellgleis beordert zu werden – nach zehn Jahren und 94 Länderspielen, davon 58 als Kapitän.

Eine Dekade, die nicht nur von Harmonie geprägt war. 1998 sah er für ein Revanchefoul an Diego Simeone im WM-Achtelfinale gegen Argentinien Rot und wurde nach dem Ausscheiden zum Sündenbock gestempelt. In den Monaten danach wurden im ganzen Land Beckham-Puppen und -Fotos verbrannt, in den Stadien zählten Choräle wie „Wir hassen David Beckham“ zum Pflichtprogramm.

Bei der EM 2004 verschoss er im Viertelfinale gegen Portugal zwei Elfmeter und war damit maßgeblich am Ausscheiden seiner Mannschaft beteiligt. Bei der WM 2006 musste er im Viertelfinale gegen Portugal bereits in der 57. Minute vom Feld, England verabschiedete sich schließlich erneut im Elferschießen gegen Portugal.

Doch der verlorene Sohn durfte zurückkehren. Im Mai 2007 revidierte McClaren seine Entscheidung, beim Freundschaftsspiel gegen Brasilien erzitterte das Wembley-Stadion schon bei der Nennung von Beckhams Namen, die erste Ballberührung wurde von ohrenbetäubendem Jubel begleitet. Und als er 13 Minuten vor Schluss ausgewechselt wurde, erhielt er stehende Ovationen.

Wenig Spielpraxis
Und dennoch: Ein Happy-End ist momentan nicht in Aussicht. Weder für Beckham, noch für die „Three Lions“. Selbst die Einberufung in den Teamkader stand nicht außer Zweifel. Denn Beckham verfügt über wenig Spielpraxis und plagte sich in den letzten Monaten immer wieder mit Verletzungen herum.

Englands Teamchef Steve McClaren hat ihn nicht zuletzt wegen seiner Fähigkeit, wichtigen Partien das entscheidende Moment zu geben, in den aktuellen Kader einberufen. Was nicht heißt, dass Beckham am Freitag schon von Beginn an Glamour ins Spiel bringen wird. Die Aufstellung ist „nicht mehr in Stein gemeißelt“, wie McClaren betonte. Für Beckham gilt das ohnehin: „Er weiß, dass er fitter sein muss!“

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