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Datenschutz: Google weiß nicht nur, was Du letzten Sommer getan hast

Ganz schön schaurig: die allermeisten Handys senden ein komplettes Bewegungsprofil an Google. 8:29:40 beim Bäcker in Bludenz, 9:30:24 bei der Arbeit in Schwarzach, 15:21:50 am Flughafen Zürich. Google speichert die Daten akribisch für zukünftige Services. Ein erstaunlicher Selbstversuch.

Es muss einiges los gewesen sein bei mir im Mai. Neben den üblicherweise täglichen Fahrten von meinem Wohnort an meine Arbeitsstätte (“Google Maps” markiert die beiden Orte praktischerweise neuerdings mit Häuschen-, bzw. Aktenkoffer-Symbolen) sind auch Reisen nach Zürich, Wien und in die USA – sowie ein Bootsausflug auf dem Bodensee vermerkt. Fein säuberlich. Auf die Sekunde genau. Zugestimmt habe ich wohl, würde Googles Rechtsabteilung feststellen. Bei der Installation der Apps wird ja gefragt, ob Google meine Position verwenden darf. Wer Google Maps oder Google Now verwenden will, muss zustimmen. Das hab’ ich auch gemacht.

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Das macht jeden NSA-Zielfahnder neidisch

Natürlich weiß ich um die GPS-Antenne meines Telefons, habe auch kein Problem damit, wenn das Telefon mein Leben mitschneidet. Schließlich bringt das in der  Anwendung viele Vorteile, ist praktisch – und es tut ja auch nicht weh. Dass Google viele Daten sammelt, ist auch klar. Google weiß schon längst, was meine Frau zu Weihnachten geschenkt bekommt, wohin ich nächstes Jahr zum Skifahren gehe – und wann ich krank werde.

Ein Blick in meine eigene “Google-Akte”, in den “Standortverlauf”, bringt nun aber Informationen in einer Dichte zu Tage, die jeden NSA-Zielfahnder neidisch macht: Eine Grafik, wann ich zuhause oder in der Arbeit bin, die vermutlich besuchten Restaurants, bzw. besuchten Adressen (aus einer Firmen-Datenbank mit Umkreissuche), die Start- und Landezeiten meiner Flüge und die Kilometer, die mir noch bis zum Mond fehlen.

Fazit nach kurzem Umsehen: mit dem Google Standortverlauf und dem Google Suchverlauf ist so ziemlich jeder, der Google angemeldet benutzt, für den Konzern aus Kalifornien ein gläserner Bürger. Google weiß mehr über uns, als unsere Regierung, als unsere Mütter – ja sogar mehr, als jeder Spitzel je hätte rausbringen können.Und Google verknüpft diese Daten, äußerst professionell – und nur zu unserem Besten, wie regelmäßig versichert wird. 

Deine Daten-Biographie in Echtzeit

Zudem legt Google jeden Suchbegriff, den wir eintippen, ins Archiv. Im Google Suchverlauf wird ausgewertet, an welchen Wochentagen wir üblicherweise suchen, welche Bilder wir gesucht haben – und sogar, auf welche Google-Anzeigen wir geklickt haben. Damit wird die Geschichte eines Lebens transparent, eine Biographie in Echtzeit, die sich mit jedem Suchbegriff fortschreibt.

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Eigene Daten einsehen

Google hat eine Webseite gebaut, mit der jeder selbst Einblick nehmen kann, welche Daten über ihn gespeichert sind. Auf Wunsch werden die Daten auch gelöscht. Hier siehst Du Deine Daten: Google Standortverlauf für die GPS-Daten, den Google Suchverlauf für die Suchanfragen.

In unserem Video siehst Du, welche Daten abgelegt sind:

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