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Das Sportler-Dorf in den Bergen

Auf Müll gebaut und trotzdem erstklassig! Das Olympische Dorf in Whistler steht jenem in Vancouver nur um wenig nach, obwohl es mitten in den Bergen und auf einer Müllhalde errichtet worden ist.

2.850 Athleten finden hier während der Olympischen und 1.200 während der Paralympischen Spiele Platz. Das Olympic Village für die Schnee- und Eiskanalsportler bei den XXI. Winterspielen in Kanada verfügt über eine Infrastruktur, die eher einer Stadt entspricht.

20 Autominuten von Whistler und einen Kilometer vom Highway 99 entfernt wurde im Cheakamus-Tal am gleichnamigen Fluss das “Dorf” für die Athleten und Betreuer errichtet, die an den Bewerben in Whistler und im Olympic Valley teilnehmen. Wegen der auf Schauplätze in den Bergen und in der Stadt aufgeteilten Spiele sind wie schon zuletzt in Turin zwei Dörfer Vorschrift.

Was hier in den Bergen 120 Kilometer nördlich von Vancouver entsanden ist, kann sich wahrlich sehen lassen. Ein Fitnesscenter, ein riesiges Speisezelt und ein mächtiges Unterhaltungszentrum (Living Room) bilden den Kern des Olympic Villages, in dem die Aktiven in nachhaltig errichteten Häusern und Wohnungen untergebracht sind. Umweltschutz wurde auch hier groß geschrieben. Geheizt werden die Gebäude, die entweder zur späteren Nutzung stehen bleiben oder an anderen Orten in British Columbia wiedererrichtet werden, mit Energie aus Abfall.

Das Herzstück des Dorfes in Whistler ist aber die mächtige Poliklinik. Zumindest zehn Millionen kanadische Dollar hat man in die Hand genommen, um ein temporäres Krankenhaus der Extraklasse zu erreichten. Von der Zahn- und Augenklinik über ein alle Stückerl spielendes Therapiezentrum mit elf Massage-Therapeuten, acht Physiotherapeuten, fünf Chiropraktikern und drei Akupunkteuren reicht die Palette bis zu Highend-Medizin.

Ein Röntgen sowie ein 1,2 Mio. Dollar teuerer Computer-Tomograph (CT) steht in dem riesigen Zelt ebenso wie ein Magnetfeldresonanz-Gerät (MRI) um 2,5 Millionen. Besonders stolz ist man auf die für ein Projekt an fünf Wettkampfstätten eingesetzten, mobilen Ultraschallgeräte. Hat ein Sportler zwischen seinen Bewerben Probleme, wird er sofort untersucht, die Bilder und Daten in die Poliklinik übermittelt und der Athlet weiß in kürzester Zeit, ob er seinen Wettkampf gefahrlos fortsetzen kann.

Alles übertroffen wird das aber von der in einem riesigen Truck untergebrachten Notfallklinik. Schockraum, Krankenbetten und ein Operationssaal befinden sich in diesem an die Klinik angedockten Gefährt, um lebensrettende Maßnahmen aller Art ergreifen zu können. Schwerer verletzte Skifahrer werden vom Hang am Helikopter-Seil zur Erstversorgung direkt zu dieser Klinik geflogen. Innerhalb von 18 Minuten können sie von dort weiter ins Vancouver General Hospital gebracht werden.

Ein guter Teil der teuren Geräte ist gesponsert, manche wurden auch angeschafft, um wie das CT in Whistler zu bleiben, weil es dieses bisher dort noch nicht gab. Mehrere hundert ärztliche Mitarbeiter arbeiten hier in mehreren Schichten rund um die Uhr, um den Athleten größtmögliche Sicherheit zu gewährlisten. “Das gibt einem Arzt wirklich ein sicheres Gefühl”, meinte auch der österreichische Teamdoktor Martin Gruber, der neben seiner Arbeit am Rennhang im Dorf zunächst vor allem für kleinere Wehwehchen der rot-weiß-roten Athleten zuständig ist.

Und natürlich nutzen viele Sportler die ärztliche Gratisversorgung während Olympia ausführlich und kehren mit gesünderen Zähnen, Augen und Knochen zurück nach Hause als vor den Spielen. “Aber auch das ist ein Teil des Olympischen Gedankens”, meinte ein Mitarbeiter schmunzelnd.

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