Das Spiel des Jahres: Österreichs Handballer wollen EM-Märchen fortsetzen

In der Vergangenheit immer wieder ein Sorgenkind, hat sich die Defensive von Österreichs Handballmännern bei der EM in Deutschland zum Prunkstück gemausert. Schon beim Auftaktsieg über Rumänien, vor allem aber beim Remis gegen Kroatien erwies sich die Abwehrreihe als fast perfekt abgestimmte Einheit, die auch Stars wie Luka Cindric mit Aggressivität und gutem Timing das Leben schwer machte. Das Credo von Teamchef Ales Pajovic "Abwehr, Abwehr, Abwehr" wird derzeit gelebt.
"Das wird ausschlaggebend für die EM"
"Wir haben im Angriff weniger Probleme als in der Deckung. Wir arbeiten daran. Das wird ausschlaggebend für die EM", hatte Abwehrchef Lukas Herburger wenige Tage vor Beginn der Endrunde gesagt. Selbst wenn der Hauptrundenaufstieg am (heutigen) Dienstag (20.30 Uhr/live ORF Sport +) im Spiel gegen den klaren Favoriten Spanien nicht gelingen sollte, haben sich die Hoffnungen des Schaffhausen-Legionärs zum großen Teil erfüllt. Ein Mitgrund, warum Einsergoalie Constantin Möstl gegen Rumänien mit einer 43-prozentigen Fangquote glänzen konnte und auch gegen Kroatien mehrere wichtige Bälle parierte.
"Wir sind variabler geworden", führte Kreisläufer Tobias Wagner einen der Gründe für die verbesserte Leistung der meist im 6:0-System spielenden Abwehr an. "Zudem haben sich Herburger und (Lukas) Hutecek gefunden und machen einen überragenden Job im Zentrum - obwohl Hutecek im Verein (TBV Lemgo Lippe, Anm.) keine Sekunde in der Abwehr spielt."
Das sieht auch Co-Trainer Erwin Gierlinger, der Taktik-Tüftler im Hintergrund, so. "Der Unterschied liegt weniger im System. Das individuelle Puzzle passt momentan sehr gut, die Spielertypen passen zum Anforderungsprofil", erklärte der 46-Jährige. Auch der allgemeine Reifeprozess sei verantwortlich für die Steigerung. "Die Mannschaft ist insgesamt gewachsen und hat zudem einen überragenden Teamgeist, der Spirit ist unglaublich." Zudem komme seiner Mannschaft der Umstand zugute, dass die Schiedsrichter "überraschend viel laufen lassen" und Pajovic seinen Spielern besonderes Vertrauen angedeihen lasse. "Das ist extrem wichtig."
"Mit Miskovez haben wir eine Waffe auf der Bank"
Unerwähnt soll in diesem Zusammenhang auch Michael Miskovez nicht bleiben. Der 26-jährige Rückraumakteur in Diensten von Schwaz ist seit seiner ersten A-Team-Einberufung 2022 ausschließlich mit Defensivaufgaben betraut und stellte seine Athletik gegen Kroatien fast eine halbe Stunde lang höchst erfolgreich in den Dienst der Mannschaft. "Mit Miskovez haben wir eine Waffe auf der Bank, auch wenn er manchmal etwas ungestüm ist. Dem kann man den Auftrag geben, jemandem 60 Minuten auf die Nerven zu gehen", lobte Wagner.
(APA/Red.)