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Das neue Gemeindezentrum als Zankapfel in Lech

Muxel muss in Stichwahl gegen Jochum.
Muxel muss in Stichwahl gegen Jochum. ©VOL.AT
Der Bürgermeister der renommierten Wintersport-Gemeinde Lech am Arlberg, Ludwig Muxel, muss um sein Amt als Gemeindechef bangen. Der heute 65-Jährige hat vor mehr als 27 Jahren - im April 1993 - den Bürgermeistersessel übernommen. Nun droht der in der Gemeinde schwelende Konflikt um die Gestaltung des neuen Gemeindezentrums seine politische Karriere zu beenden.
Wahl-Beben in Lech
Vier Listen buhlten um Stimmen

Bregenz. Muxel lag am Sonntag in der Bürgermeister-Direktwahl klar hinter seinem stärksten Herausforderer Stefan Jochum, dem 54-jährigen Standesbeamten der Gemeinde. Während Jochum 496 Stimmen (47,65 Prozent) der Stimmen erhielt, musste sich Muxel mit 369 Stimmen (35,45 Prozent) begnügen. Dass das Gemeindezentrum wesentlich zu diesem Wahlergebnis beitrug, stand am Wahlabend für beide fest. Jochum bekannte sich klar dazu, dass das Großprojekt in eine Richtung steuere, die ihm nicht gefalle. Als langjähriger Mitstreiter und Vertrauter von Muxel hatte sich Jochum erst im Sommer zur Kandidatur bei der Bürgermeister-Direktwahl entschlossen.

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Stefan Jochum lag klar vor dem amtierenden Bürgermeister.
Lorenzi/VN

Planungsauftrag für 38 Mio. Euro-Projekt gegeben

In Sachen Gemeindezentrum hatte die Gemeindevertretung im Juni 2018 nach jahrelangen Diskussionen den Planungsauftrag für das 38 Millionen schwere Projekt gegeben. Im darauffolgenden März beschlossen 16 der 18 Gemeindevertreter die Umsetzung des Großvorhabens, wonach im neuen Gemeindezentrum nicht nur Gemeindeamt, Tourismuszentrale und Veranstaltungssaal, sondern auch Geschäfte Platz finden sollten. Zur Verkehrsberuhigung im Ort wurde eine neue Tiefgarage mit 180 Plätzen eingeplant. Im Mai vergangenen Jahres wurde der Spatenstich gefeiert, die Fertigstellung wurde für 2022 angekündigt.

Ludwig Muxel muss um seinen Bürgermeistersessel bangen.
Lorenzi/VN

Dennoch riss die Kritik am Projekt im Nobelskiort nie ab. Infrage gestellt wurden etwa die Kosten, für die die Gemeinde 26 Jahre lang Kredite werde tilgen müssen, wie es hieß. Zu den Kritikern zählten insbesondere Proponenten der Listen, die sich gegen Muxels "Liste Lech" in Stellung brachten. Dass im Dorf Unzufriedenheit herrscht, zeigte sich allein dadurch, dass am Wahlsonntag gleich vier Listen auf den Stimmzetteln standen - in der Vergangenheit hatte es in Lech Gemeindewahlen gegeben, zu der sich keine einzige Liste anmeldete, zuletzt 2015 und 2010.

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Händler schlugen in offenem Brief Alarm

Einen Höhepunkt erlebten die Auseinandersetzungen um das Gemeindezentrum im Juli: Die Händler schlugen in einem offenen Brief Alarm - sie schrieben, dass die KaDeWe-Gruppe des Tiroler Immobilieninvestors Rene Benko ein fertiges Konzept für ein Einkaufszentrum mit 2.510 Quadratmetern im Gemeindezentrum vorgelegt habe. Damit würde Lechs Handelsfläche um einen Schlag verdoppelt, befürchteten die Händler einen "existenzbedrohenden Wettstreit".

Muxel vermittelte zunächst den Eindruck, als solle eine Vereinbarung mit KaDeWe schnellstmöglich erreicht werden - auch das dürfte ihn beschädigt haben. Acht Wochen vor der Gemeindewahl hielt er einen Vertragsabschluss noch vor dem 13. September für möglich. Ende Juli wurde die Entscheidung in einer Gemeindevertretungssitzung jedoch vertagt. Die Situation müsse neu geprüft werden, berichtete Muxel damals auch von neuen Interessenten neben der KaDeWe-Gruppe.

(APA)

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