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"Das Land liebt den Wintersport"

Werbung für die Olympischen Jugend-Winterspiele: IOC-Präsident Jacques Rogge mit den beiden Innsbrucker Olympia-Botschaftern Kevin Rolland (Freestyle) und Yu-Na Kim (Eiskunstlauf).
Werbung für die Olympischen Jugend-Winterspiele: IOC-Präsident Jacques Rogge mit den beiden Innsbrucker Olympia-Botschaftern Kevin Rolland (Freestyle) und Yu-Na Kim (Eiskunstlauf). ©AP
Noch zehn Wochen, dann wird am Innsbrucker Bergisel zum dritten Mal nach 1964 und 1976 das Olympische Feuer für die Jugend-Winterspiele (13. bis 22. Jänner 2012) entzündet. Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), blickt den Gehversuchen seines Babys „Jugendspiele“ optimistisch entgegen.

Warum wird es Innsbruck Ihrer Meinung nach gelingen, tolle Jugend-Spiele auszurichten? 

Rogge: Weil das Land den Wintersport liebt und die Leute alles darüber wissen. Weil hier auch die Geschichte und Kultur dem Geist der Spiele entspricht. Und weil bereits 1964 und 1976 tolle Spiele ausgerichtet wurden. Die neuen Sportarten werden den Spielen einen speziellen Charakter verleihen – vor allem diese werde ich in Augenschein nehmen. Schon bei der Vergabe wollte das IOC sichergehen, dass die Premiere der Jugend-Winterspiele in Ordnung geht. Beim Kandidat Innsbruck war man sich dessen sicher.

 

Wenn der olympische Geist durch Innsbruck weht, wird möglicherweise auch der Wunsch nach den echten Spielen der Erwachsenen wieder aufleben. Ist das für eine Stadt von der Größe Innsbrucks undenkbar?

Rogge: Vorweg: Ich spreche nicht gerne von „echten“ Spielen, vielmehr von den „traditionellen“. Klar, die Winterspiele sind seit 1976, als Innsbruck letztmals Ausrichter war, gewachsen. Es wird zwar in Zukunft nicht unmöglich sein, Olympische Winterspiele auszurichten, aber es wird auf alle Fälle schwieriger, wieder Winterspiele nach Österreich zu bekommen.

 

Also eigentlich unmöglich?

Rogge: Das haben Sie gesagt.

 

Glauben Sie daran, dass weiterhin Interesse an den Jugendspielen besteht? Oder wird das Interesse bald abebben?

Rogge: Ich möchte mit einem Beispiel antworten. Derzeit veranstalten wir in Lausanne ein Seminar für die Anwärter künftiger Olympischer Spiele aus. Die Zahlen sprechen für sich: 13 Städte interessieren sich für die traditionellen Spiele, zwölf für die Jugendspiele.

 

Wie definieren Sie Erfolg bei den Jugendspielen?

Rogge: Der ist dann gegeben, wenn die Athleten glücklich sind. Wir tragen alles Menschenmögliche dazu bei – und um den Schnee beten wir. In Innsbruck wird der Transport passen, bei den Wettkampfstätten ist die Stadt ohnehin unschlagbar.

 

Angesichts der Jugendspiele meldeten sich viele Kritiker zu Wort, die Befürchtungen zu einer drohenden Kommerzialisierung äußerten.

Rogge: Es werden wie bei den Erwachsenen auch saubere Spiele bleiben, was die Werbung anbelangt.

 

Pünktlich zu den Jugendspielen jährt sich der Ausschluss Karl Schranz von den Winterspielen 1972 in Sapporo zum 40. Mal. Gehen die Spiele mittlerweile in die falsche Richtung?

Rogge: Was Schranz anbelangt: Das, was damals passierte, war ungerecht, nicht fair. Früher gab es überhaupt keine Werbung und kein Fernsehen, da konnten nur die Reichen mitmachen. Heute können alle teilnehmen, nur vor Missbrauch muss man gewappnet sein. Es darf nicht sein, dass ein Bewerb um zwei Uhr morgens beginnt, weil es dem Fernsehen passt.

 

Wird man auch, was politische Diskussionen anbelangt, den eingeschlagenen Weg beibehalten? Keine Statements, heißt es immer.

Rogge: Wir sind mit der Politik ja laufend in Diskussion, dabei geht es etwa um Themen wie Wetten oder Doping. Und der Sport an sich trägt bereits viel zur Entwicklung gesellschaftlicher Werte, zum sozialen Leben bei. Wir werden auch weiterhin diskutieren, aber wir wollen nicht, dass der Sport auf einer anderen Ebene missbraucht wird. Wir wollen nicht, dass über den Sport manipuliert wird.

 

Woran denken Sie, wenn Sie Österreich oder Tirol hören?

Rogge: An gastfreundliche, lachende Leute, einen Berg voll Schnee im Hintergrund und darauf ein Abfahrer. Dazu Musik und Kultur. 1976 war ich Delegationsleiter der belgischen Ski-Mannschaft und musste den Patscher- kofel bergabwärts gehen. Die Steilheit des Berges blieb mir im Gedächtnis, das kam über das Fernsehen nie rüber.

 

Es heißt, Sie seien auch des Öfteren in St. Wolfgang anzutreffen?

Rogge: Ja, bei meinem Segel-Freund Hubert Raudaschl (Olympia-Zweiter 1968, Anm.), dem ich mich immer noch sehr verbunden fühle.

 

Bei Österreich und der olympischen Bewegung werden allerdings auch unweigerlich Erinnerungen an zwei Doping-Skandale (2002, 2006, Anm.) und eine Strafzahlung an das IOC in Höhe von einer Million Dollar wach . . .

Rogge: Das ist alles vergessen, irgendwann musst du darunter einen Schlussstrich ziehen. Ihr habt ein neues Gesetz, was dringend notwendig war. Man kann sagen: Ihr habt aus der Vergangenheit gelernt. Und ich werde darüber nicht mehr sprechen.”

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