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"Das kann lebensgefährlich sein", warnt Expertin vor dem Trend Hitzetraining

Sommer, Sonne, Risiko: Warum Sport bei Hitze gefährlich werden kann und was beim Training zu beachten ist, erklärt Sportwissenschaftlerin Antje Peuckert im VOL.AT-Interview. Wenn der Körper überhitzt und der Kreislauf versagt, kann der Ehrgeiz beim Sport nämlich zur echten Gefahr werden.

Wenn einem an heißen Sommertagen schon beim Sitzen am Schreibtisch die Schweißperlen auf der Stirn stehen, kommt bei manchen die Frage auf: Muss ich heute auf Sport verzichten, weil es ungesund ist? Andere Ausdauerläufer wiederum wählen gezielt die Hitze für den Sport aus. Ähnlich wie beim Höhentraining zielt das gezielte Laufen bei großer Hitze darauf ab, die maximale Sauerstoffaufnahme des Körpers zu steigern.

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VOL.AT zu Besuch im Olympiazentrum in Dornbirn.
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Doch dieser Trend hat auch seine Schattenseiten. „Das Hitzetraining sollte man wirklich sehr, sehr mit Vorsicht genießen, weil das eben wirklich mitunter lebensgefährliche Bedingungen im Körper auslösen kann", so Sportwissenschaftlerin vom Olympiazentrum Antje Peuckert.

Sportwissenschaftlerin Antje Peuckert weiß, was Sportler bei Hitze beachten sollten.
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Die kurzfristigen Effekte, wie das verdickte Blut, stehen laut der 47-Jährigen in keinem Verhältnis zu den Risiken des gezielten Trainings in der Hitze: Mögliche Folgen reichen vom Hitzeschock bis zur Bewusstlosigkeit und Nierenversagen.

Damit der Defi nicht in den Einsatz kommt, sollte man Risiken minimieren.
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Achtung lebensgefährlich!

Die körperliche Belastung bei großer Hitze ist nicht zu unterschätzen und kann Folgen haben. "Das Schlimmste ist, wenn mehr Hitze im Körper ist und diese nicht mehr raus kann. Dann kann es eben wirklich zu lebensgefährlichen Bedingungen kommen, zum Hitzeschock", erklärt Peuckert möglichen Risiken von Sport in der prallen Sonne.

Antje Peuckert ist für den Bereich Training zuständig.
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Warnsignale erkennen

Der Körper gibt uns Zeichen, auf die Sportler rasch reagieren sollten. Typische Warnsignale sind unter anderem Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder Orientierungslosigkeit. "Das sind dann wirklich schon starke Alarmzeichen, wo man einfach dann wirklich schauen muss, dass man in den Schatten gebracht wird, gekühlt wird, vielleicht eben mit feuchten Tüchern, dass man kühle Getränke trinkt", so die 47-Jährige. Die Sportwissenschaftlerin rät jedoch von eiskalten Getränke ab, "weil das eben für den Körper eben zusätzlich wieder Arbeit bedeutet, die Getränke dann wieder auf Körpertemperatur anzuwärmen."

Muss ich die Rettung rufen?

Benötigt es im Falle eines Hitzeschlages medizinische Betreuung? "Ist die Person nicht mehr ansprechbar oder wirklich starke Verwirrtheit, starke Übelkeit, dann ist es sicherlich immer besser, dass man irgendwo auch Hilfe dazu holt", rät die Expertin.

Im Extremfall kann also aus sportlichem Ehrgeiz schnell ein medizinischer Notfall werden. Doch mit der richtigen Vorbereitung und Achtsamkeit lässt sich auch bei Sommerhitze sicher und gesund trainieren.

"Ja!" zu Sport im Sommer

Trotzdem muss man laut der Zuständige für Training im Olympiazentrum nicht generell ohne Sport den Sommer überstehen: "Grundsätzlich muss man sicherlich nicht auf Sport im Allgemeinen verzichten."

Das gilt es bei Sport im Sommer zu beachten:

Sie weiß Tipps, wie man gesundheitliche Risiken bei Sport bei hohen Temperaturen minimieren kann und auf welche Warnsignale vom Körper man achten soll. Durch die Wahl des Ortes, der Zeit, Kleidung und Ernährung kann man nämlich an mehreren Schrauben drehen. Kässpätzle vor dem Loslaufen, brütende Mittagshitze und schwarze Kleidung empfiehlt sie etwa nicht.

Drinnen gibt es manchmal den Vorteil von Ventilatoren oder Klimaanlagen.
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Doch welche Trainingsbedingungen empfiehlt sie stattdessen im Sommer?

Der frühe Vogel kommt weniger ins Schwitzen

Grundsätzlich ist Sport auch bei Hitze möglich, wenn bestimmte Rahmenbedingungen beachtet werden. Das Training in klimatisierten Räumen ist generell nicht von der Hitzeproblematik betroffen. Wer draußen trainiert, kann sich anpassen. Frühes Radfahren ist weniger anstrengend als Bergaufgehen bei großer Hitze beispielsweise. Empfehlenswert sind vor allem Aktivitäten in den frühen Morgenstunden oder am Abend. Aktuell ist es doch meist am Abend noch lange heiß - deswegen kommt besonders der frühe Vogel weniger ins Schwitzen. Auch unter Tags kann der Schatten im Wald, Sport an oder im Wasser Kühlung mit sich bringen.

Hitze und Sport können eine gefährliche Kombination sein.
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Man muss an heißen Tagen keinesfalls auf Sport verzichten.
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Warum Wasser nicht nur zum Trinken essenziell ist

Die passende Ausrüstung hilft zusätzlich, die physische Belastung zu verringern. „Man kann sicherlich mit der Bekleidung schon auch viel machen, dass man eben wirklich luftige Kleidung trägt“, wird von der Leitung des Bereichs Training betont. Ein weißes, langärmeliges Oberteil kann zusätzlich zur Kühlung beitragen. Dunkle wärmende Kleidung ist ein No Go.

Trinken ist wichtig.
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Volleyball ist eine beliebte Sportart am Strand im Sommer.
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Wasser als Abkühlung von innen und außen

Im Krafttrainingraum im Olympiazentrum sind beim Besuch von VOL.AT einige Wasserflaschen zu sehen. Der Körper signalisiert zu große Hitze zu Beginn überwiegend mit einem verstärkten Durstgefühl. Deswegen soll laut der Expertin ausreichend Getränke bereitstehen - bevorzugt Wasser oder mit Elektrolyten. Wasser ist nicht nur zum Trinken wichtig – es kann auch zur äußerlichen Abkühlung genutzt werden: „Wasser kann eben auch genutzt werden, dass man sich es halt über den Kopf oder über den Nacken gibt.“

Antje Peuckert im VOL.AT-Interview.
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Wer also die Tipps der Expertin beachtet, kann beruhigt auch im Sommer Laufen oder Radfahren gehen. Wichtig ist vor allem: Nicht der Ehrgeiz, sondern die Gesundheit sollte im Mittelpunkt stehen. Dann steht einem sicheren und effektiven Sommertraining nichts im Wege – ganz ohne Hitzeschock, aber mit viel Bewegung und frischer Luft.

VOL.AT zu Besuch im Olympiazentrum.
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(VOL.AT)

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