Das Ammannhaus – Lustenaus kulturelles Erbe soll erhalten werden

Zurückgeführt wird das alte Gemäuer auf den legendären Hofammann Hans Hollenstein, der im 17. Jhdt. der wohl reichste Lustenauer war. Heute ist es bekannt unter dem Hausnamen „Höferlis”. Es gibt nicht viele Besitzaufzeichnungen aus dieser Zeit, jedoch gibt es mündliche Überlieferungen. Etliche Male wechselte das Haus seine Besitzer und die Bezeichnung „Ammannhaus” ist nicht zeitgenössisch. Es wurde zum ältesten Haus in der Gemeinde, gewissermaßen zum einzigen seiner Art. Und so kam es in der kollektiven Erinnerung zu einer Verbindung mit dem legendären Hofammann Hans Hagen. In seinen Ausführungen griff Archivar Dr. Wolfgang Scheffknecht tief in die Urkundenkiste und grub alles aus, was über „Höferlis-Haus” bekannt ist.
Dendrochronologische Untersuchung
Dr. Klaus Pfeiffer beleuchtete Dendrochronologisch-bauhistorische Aspekte. Das dendrochronologische – jahrringanalytische – Datierungsverfahren beruht darauf, dass der Zuwachs von Nadel- und Laubbäumen in den gemäßigten und borealen Klimagebieten in Jahresschichten erfolgt. Die Aufeinanderfolge von schmalen und breiteren Jahrringen ist abhängig vom Niederschlagsangebot und den Temperaturverhältnissen des laufenden bzw. vorherigen Jahres am jeweiligen Standort. Jede Jahrringbreite ist zudem das Resultat des Wechselspiels von Witterungsfaktoren, Standort und Baum. Kurz- bzw. langfristige Einflüsse – Frost und Trockenheit – beeinträchtigen genauso wie Insektenbefall und Mast- bzw. Fruchtjahre den jährlichen Holzzuwachs. Wuchs-, Standorts- und Klimaverhältnisse sind so auf einem Stammquerschnitt – gleichsam wie in einem Archiv – Jahr für Jahr abgespeichert. Die ältesten Bestandteile des ständig um- und angebauten Gebäudes lassen sich ungefähr ins Jahr 1452 datieren. Es handelt sich dabei um Teile der Grundmauer.
Architektenurteil bringt Aufklärung
Für die bauanalytische Untersuchung des Objektes Hofsteigstraße Nr. 46 wurde das Haus gänzlich geodätisch vermessen. Die Fassadengestaltung bezieht sich nicht auf eine regionale Hausform, sondern viel mehr auf eine zeitlich beschränkte Mode in unserer Region. Verstärkt trifft diese Art der Gestaltung im 18. Jahrhundert und in historisierender Form im 19. Jahrhundert an. Der Keller geht auf einen Zweiraumtypus einer Stuben-Flurküchen Situation, vermutlich erbaut im 15. Jahrhundert, zurück. Dieses kleine Gebäude ist in den Obergeschossen abgegangen und wurde im 17. Jahrhundert mit Holz aus dem 16. Jahrhundert wiedererrichtet. Von diesem Bau hat sich das Wohngebäude (Stube/Kammer/Flurküche) im Erdgeschoss und Obergeschoss erhalten. Erst Ende des 18. Jahrhunderts(1780/1800) wurde die Fassade mit Klebdächern und Rocaillenmalerei ausgestattet sowie die Fenstergruppe im Dachgeschoss erweitert, mit Zugläden versehen und das Gebäude rot gestrichen. Von dieser hat sich im 1. Dachgeschoss ein Rest erhalten. Das Sticklokal im Osten wurde erst im späten 19. Jahrhundert unter Abriss des östlich gelegenen Schopfes aus dem 17. Jahrhundert dazu errichtet.
Denkmalschutz für Höferlis Haus
Das Gebäude wurde 1978 unter Denkmalschutz gestellt – bei Denkmälern handelt es sich um bewegliche oder unbewegliche Gegenstände, die von Menschen geschaffen sind und im öffentlichen Interesse stehen. In Vorarlberg stehen 1500 Objekte unter Denkmalschutz. „Denkmäler sind unser kulturelles Erbe”, betonte Barbara Grabherr-Schneider in ihren Ausführungen. Die Denkmal-Spezialistin führte etliche Beispiele auf, wo geschützte Objekte restauriert und für die Öffentlichkeit nutzbar gemacht wurden.
Der Erhalt des Ammann Hauses
In einer angeregten Diskussion mit den Bürgern, wurde nach dem informativen Teil des Abends das Für und Wider einer Sanierung besprochen. Es gab auch kritische Stimmen und dennoch konnte Daniel Steinhofer ein positives Resümee aus der Diskussion ziehen: „Es freut mich, dass die Diskussionsteilnehmer sich so deutlich für die Erhaltung des Amann Hauses ausgesprochen haben. Lustenau ist arm an historischer Bausubstanz und deshalb gilt es, das Wenige zu erhalten. Für mich wäre es ideal, wenn die Erhaltung im Zusammenspiel der Gemeinde und ihrer BürgerInnen funktionieren könnte.” Die Vorbereitungen zur Gründung eines Trägervereins laufen und es werden Maßnahmen zur Bestandssicherung ergriffen.
Aufruf:
Ab sofort gilt in Lustenau der Schlachtruf: „Rettet das Ammannhaus!” Interessierte, die in passiver (Geld- und Sachleistungen) oder aktiver (Arbeitskraft, Organisation) Art die Erhaltung unterstützen möchten, sind eingeladen, sich im Kulturamt zu melden!