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Dänemark setzt Österreich auf "rote Liste"

Dänen, die aus Österreich einreisen, müssen nun einen Corona-Test machen.
Dänen, die aus Österreich einreisen, müssen nun einen Corona-Test machen. ©APA
Dänemark rät ab sofort von allen nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Österreich ab. Das staatliche "Serum Institut" SSI setzte Österreich am Donnerstag auf die Liste jener Länder, welche die dänischen Risikokriterien nicht erfüllen. Reisende, die aus Österreich nach Dänemark zurückkommen, werden ab sofort aufgefordert, sich einem Covid-Test zu unterziehen.

Kopenhagen. Bereits am Vortag hatte das dänische Außenministerium avisiert, dass Österreich, ebenso wie die Niederlande und Portugal, die in Dänemark geltende "Schmerzgrenze" von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in der Woche überschritten habe. Die Bundeshauptstadt Wien steht schon seit vergangener Woche auf der "roten Liste" des SSI.

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Deutschland erklärt Wien zum Corona-Risikogebiet

Angesichts der hohen Anzahl an Neuinfektionen gilt Wien in Deutschland jetzt offiziell als Corona-Risikogebiet. "Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen in das Bundesland Wien wird aufgrund hoher Infektionszahlen derzeit gewarnt", erklärte das deutsche Auswärtige Amt am Mittwochabend. "Das Bundesland Wien gilt als Risikogebiet", heißt es auf der Website des Robert Koch-Instituts (RKI).

Das Außenministerium in Berlin begründete die Einstufung mit dem zunehmenden COVID-19-Infektionsaufkommen in Österreich. "Im Bundesland Wien liegt die Inzidenz derzeit bei mehr als 50 Fällen pro 100.000 Einwohner auf sieben Tage, weshalb das Bundesland zum Risikogebiet eingestuft wurde. Daraus resultiert bei Einreise nach Deutschland ein verpflichtender kostenloser COVID-19-PCR-Test und ggf. eine Quarantäneverpflichtung." In Wien liegt der Wert laut österreichischem Gesundheitsministerium aktuell bei 113 neuen Fällen bei 100.000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen. Auch das Bundesland Tirol, hier insbesondere die Stadt Innsbruck, würden stark steigende Infektionszahlen verzeichnen, heißt es auf der Website des deutschen Außenministeriums.

Dringender Appell, kein Verbot

Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt nach gemeinsamer Analyse und Entscheidung durch das deutsche Gesundheits-, Außen- und Innenministerium, erklärte das RKI. Aus dem deutschen Außenministerium hieß es, bei Reisewarnungen handle es sich dem Charakter nach um einen dringenden Appell, nicht um ein Reiseverbot. Das Bestehen einer Reisewarnung könne jedoch weitergehende Auswirkungen haben, beispielsweise für die Gültigkeit einer Reisekrankenversicherung.

Einreisende aus Risikogebieten müssen sich in Deutschland verpflichtend auf das Coronavirus testen lassen, sofern sie kein negatives Testergebnis vorweisen können, das höchstens 48 Stunden alt ist. Solange kein negatives Ergebnis vorliegt, müssen sie sich für zwei Wochen in häusliche Quarantäne begeben.

Auch Budapest und kroatische Regionen

Als Risikogebiete definierte Deutschland bisher Regionen in Frankreich, Spanien, Belgien, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Tschechien und der Schweiz. Neu dazugekommen sind seit Mittwochabend neben Wien auch die ungarische Hauptstadt Budapest, die französische Region Hauts-de-France und das Überseegebiet La Réunion, die kroatischen die Gespanschaften Brod-Posavina und Virovitica-Podravina, die niederländischen Provinzen Nordholland und Südholland, die rumänischen Kreise Neamt und Caras Severin, der Schweizer Kanton Freiburg sowie die tschechische Region Stredocesky (Mittelböhmen). Die Kreise Arges und Dambovita in Rumänien gelten dagegen nicht mehr als Risikogebiete.

Ebenso wie Deutschland hat auch Belgien die österreichische Bundeshauptstadt Wien zum Corona-Risikogebiet erklärt. Wie das Außenministerium in Brüssel am Mittwoch mitteilte, wird Wien ab Freitag 16.00 Uhr zur "roten Zone". Darüber hinaus gilt für sechs österreichische Bundesländer ebenfalls eine leichtere Corona-Warnung: Niederösterreich, Oberösterreich, Burgenland, Steiermark, Tirol und Salzburg wurden vom belgischen Außenamt zur "orangen Zone" eingestuft. Bis Freitagnachmittag gilt diese Kategorie auch für Wien.

"Keine Besonderheit"

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sagte im Vorfeld der Entscheidung, der Schritt wäre "keine Besonderheit". "Es ist eine Entwicklung, die ganz Europa, vor allem die urbanen Räume, trifft. Das gilt ja schon für andere europäische Großstädte wie Brüssel, Paris, Prag, Genf - überall dort, wo es natürlich auch größere Menschenansammlungen gibt", sagte Ludwig.

"Eine Reisewarnung für Wien ist ein Alarmsignal für den Standort Wien", sagte dagegen Finanzminister Gernot Blümel, auch Spitzenkandidat der ÖVP bei der nahenden Wien-Wahl, in einer Stellungnahme gegenüber der APA im Vorfeld der deutschen Entscheidung. "Nachdem heute bekannt geworden ist, dass neben der Schweiz nun auch Deutschland eine Reisewarnung für Wien ausgesprochen hat, bedarf es klarer Konsequenzen seitens der SPÖ-geführten Wiener Stadtregierung", forderte die stellvertretende Generalsekretärin und Gesundheitssprecherin der ÖVP, Gaby Schwarz. "Gesundheitsstadtrat Peter Hacker muss so rasch wie möglich dafür sorgen, dass Wien die Ausbreitung des Coronavirus in den Griff bekommt." Es müsse mehr getestet und Testergebnisse viel rascher zugestellt werden. "Außerdem ist es nun dringend an der Zeit, dass Peter Hacker endlich die ihm mehrmals angebotene Hilfe der Bundesregierung in Anspruch nimmt, um das Contact Tracing auch in Wien effizienter zu gestalten", verlangte Schwarz.

Die Grenzen in Ungarn bleiben indes nach wie vor für Ausländer geschlossen, verkündete der ungarische rechtsnationale Premier Viktor Orban am Mittwochabend auf Facebook. Zu den neuen Maßnahmen im Kampf gegen die Coronapandemie gehört das Fiebermessen ab dem 1. Oktober für Schüler und Lehrer sowie die Festlegung der Sperrstunde für Einrichtungen der Unterhaltungsindustrie auf 23.00 Uhr. Außer im öffentlichen Verkehr und in Geschäften müssen Mund- und Nasenschutzmasken auch im Kino, Theater, gesundheitlichen und sozialen Einrichtungen getragen werden. Der Preis für Coronatests darf nicht über 19.500 Forint (54,52 Euro) liegen. Das Besuchsverbot für Spitäler und Altersheime bleibt weiter bestehen.

(APA)

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