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D: "Bild am Sonntag" in alter Rechtschreibung

Der Axel Springer Verlag ist zu den alten Rechtschreibregeln zurückgekehrt. Als erstes Blatt erschien die "Bild am Sonntag" in der alten Schreibweise. „Wir sind alles andere als dickköpfig, denn wir korrigieren eine frühere Entscheidung“, so Chefredakteur Strunz.

Er antwortete damit auf einen Brief, in dem eine Leserin die Entscheidung kritisierte. Die neuen Regeln hätten Chaos und Unsicherheit ausgelöst, fügte Strunz hinzu. Es sei eine „Schlechtschreibreform“.

Mit den alten Regeln schreiben „BamS“-Redakteure wieder „Abschluߓ statt „Abschluss“, „Spaghetti“ statt „Spagetti“ und „recht haben“ statt „Recht haben“. Am (morgigen) Montag sollen „Bild“-Zeitung, „Welt“ und alle weiteren Tageszeitungen des Verlages folgen, am 10. Oktober „Welt am Sonntag“ und „B.Z. am Sonntag“. Axel Springer hatte die neuen Regeln vor fünf Jahren eingeführt.

Bei der „Süddeutschen Zeitung“ und dem „Spiegel“, die ebenfalls eine Umstellung auf die alte Rechtschreibung angekündigt hatten, steht noch kein Termin für eine Umstellung fest. Die „Frankfurter Allgemeine“ war bereits vor vier Jahren von den neuen Regeln wieder abgerückt.

Vom Donnerstag an werden sich die Ministerpräsidenten der Länder auf einer Konferenz in Berlin unter anderem mit der Rechtschreibreform befassen. Bisher ist vorgesehen, die neuen Regeln vom 1. August 2005 an als verbindlich zu erklären. Mehrere unionsregierte Bundesländer wollen die Reform aber kippen.

Nach Einschätzung des Erlanger Germanisten Theodor Ickler ist die Politik die falsche Instanz zur Lösung des Streits. „Der Impuls muss von außen kommen“, sagte Ickler mit Blick auf die Konferenz der Ministerpräsidenten. Nach seiner Ansicht bedeute die Rückkehr einiger Zeitungen zur alten Schreibweise ohnehin das Ende der Rechtschreibreform. „Die Reform kippt in den nächsten Tagen. Da bin ich mir sicher“, prophezeite der Germanistikprofessor und empfiehlt: „Die simple Rückkehr wäre die eleganteste Lösung.“

Von sich aus könne die Politik im Reformstreit nicht mehr ohne Gesichtsverlust zurückrudern: „Die Kultusminister möchten im Grunde gezwungen werden, das Ganze aufzugeben“, stellte der Sprachprofessor fest. Keine Lösungen bietet nach Meinung Icklers auch der „Rat für deutsche Rechtschreibung“, der von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossen wurde. Er bestehe im Wesentlichen aus den gleichen Vertretern wie die vorherigen Gremien zur Rechtschreibreform. Die Mehrheit der Reform-Befürworter sei somit von vorne herein gesichert.

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