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Costa Concordia: Ex-Geliebte von Kapitän Schettino will Entschädigung

Domnica Tschemortan habe einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" erlitten.
Domnica Tschemortan habe einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des "Medienangriffes" erlitten. ©AP
Bei der Gerichtsverhandlung um das verunglückte Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia" hat die ehemalige moldawische Geliebte des angeklagten Kapitäns Francesco Schettino, Domnica Tschemortan, am Donnerstag eine Entschädigungsforderung in Höhe von 200.000 Euro gestellt. Dies teilte ihre Rechtsanwältin, Valentina Quaroni, vor Gericht mit.

Tschemortan habe einen doppelten Schaden als Passagierin und wegen des “Medienangriffes” aufgrund ihrer Beziehung zum Kapitän erlitten. Die Tänzerin hatte sich zum Zeitpunkt des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke des Schiffes aufgehalten. Gegenüber dem Gerichtspräsidenten hatte die Frau zugegeben, dass sie ein Verhältnis mit dem Kapitän hatte.

“Schweren Schock erlitten”

Vor Gericht hatte Tschemortan betont, dass sie einen schweren Schock erlitten habe, weshalb sie nach dem Unglück behandelt werden musste. Sie habe sich in der Unglücksnacht persönlich engagiert, um Passagiere in Sicherheit zu bringen und habe dabei ihr Leben riskiert. Auch der Druck der Medien habe sie schwer belastet, betonte ihre Anwältin.

Italy Cruise Aground
Italy Cruise Aground ©Domnica Tschemortan im Februar 2012. AP

Die Frau nimmt als Privatbeteiligte am Prozess gegen Schettino teil, der inzwischen in die Endphase getreten ist. Sie gilt als wichtige Zeugin in dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen den Kapitän. Tschemortan war nach eigenen Angaben Schettinos Gast an Bord, als die Costa Concordia einen Felsen rammte.

Tschemortan belastet Schettino schwer

Die 26-Jährige belastete Schettino schwer. Der Kapitän habe alles organisiert habe, um in der Unglücksnacht mit einem Hubschrauber vom Schiff zu flüchten, äußerte sie etwa gegenüber dem Klatschmagazin “Oggi”. Tschemortan berichtete, dass sie mit Schettino und dem Kellner Ciro Onorato auf Deck elf gegangen sei. “Schettino versicherte, dass er dort hinaufgestiegen war, weil er die Lage des Schiffes kontrollieren wollte. In Wahrheit wartete er auf einen Hubschrauber, der uns alle drei hätte wegbringen sollen”, erklärte Tschermontan. Wer den Hubschrauber für Schettino organisierte haben soll, sagte sie nicht. Etwas sei jedoch schief gelaufen, der Kapitän musste auf den Hubschrauber verzichten.

Costa-Concordia-Kapitän will Ex-Geliebte verklagen

Schettino kündigte daraufhin an, seine Ex-Geliebte wegen Verleumdung verklagen zu wollen. “Tschemortans Aussagen sind ein Witz”, meinte diesbezüglich der Rechtsanwalt des Kapitäns, Domenico Pepe, vor Gericht.

Prozess rund um den Kapitän der Costa Concordia
Prozess rund um den Kapitän der Costa Concordia ©Kapitän Schettino: Anklage fordert 26 Jahre und drei Monate Haft. EPA

330 Nebenkläger fordern Schadenersatz

Die insgesamt 330 Nebenkläger, darunter Überlebende der Katastrophe, die Region Toskana, der Konsumentenschutzverband Codacons und mehrere italienische Ministerien, fordern Schadenersatz in Millionenhöhe.

Giglio will 20 Millionen Euro Entschädigung

Allein das Umweltministerium verlangt 222,8 Millionen Euro, die Überlebenden bis zu einer Million Euro pro Person. Die Gemeinde der Insel Giglio, vor der das Kreuzfahrtschiff havariert ist, forderte 20 Millionen Euro.

Urteil im Februar erwartet

Die Plädoyers der knapp 40 Anwälte der Nebenkläger sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden, am 5. und 6. Februar hat die Verteidigung das Wort. Ein Urteil wird frühestens am 9. oder 10. Februar erwartet.

Die “Costa Concordia” war mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert, 32 Menschen starben bei dem Unglück. An Bord befanden sich auch 77 Österreicher, die sich alle retten konnten.

Anklage fordert 26 Jahre Haft für Schettino

Für Kapitän Schettino hatte die Anklage am Montag eine Haftstrafe von 26 Jahren und drei Monaten gefordert. Dem Angeklagten werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung sowie das Verlassen des Schiffs vorgeworfen. (APA/red)

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