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"Cosi fan tutte" in der Staatsoper: Verzückender Mozart mit Muti

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Nach der "Cosi fan tutte" am Mittwochabend ist klar: So machen es eben nicht alle. Dass es im Zwischenmenschlichen (fast) alle Menschen gleich, sprich falsch, machen, damit mag Lorenzo da Ponte schon recht gehabt haben.

So wie Riccardo Muti jedoch machen es nicht alle – Dirigieren nämlich: Für seine musikalische Neueinstudierung der Mozart-Oper an der Wiener Staatsoper erntete der Italiener gestern einhellige Begeisterung. Diese galt auch den Sängern, insbesondere Angelika Kirchschlager als mitreißender Dorabella und Illdebrando D’Arcangelo als engelsgleich schmachtendem Guglielmo.

Knapp eine Woche nach Dita von Teese herrschte nun also wieder “Cosi fan tutte” in der Staatsoper. Das so beliebte wie – nicht nur in der so bunten wie hohlen Inszenierung von Roberto de Simone – inhaltlich doch ziemlich schmalbrüstige Werk lebt von der gepflegten Interpretation. Denn im Zeitalter von Treuetests, Talkshows und Telenovelas lassen sich kaum noch tiefe Weisheiten aus der Dreieinhalbstunden-Prüfung der weiblichen Unschuld herauslesen. Trotz Aschermittwoch verkleideten sich die heldenhaften Jünglinge auch gestern wieder als Albaner, um die Liebe ihrer Frauen zu testen, und unberührt von jenem neuen Mozartbild, das uns das Jubeljahr 2006 versprochen hatte, taten sie immer noch überrascht vom Ergebnis.

Aber hier kommt es auf die (musikalische) Verpackung an – und die war bunt und verlockend: Muti hat angerichtet, und da weiß man, dass es schmeckt. Leicht im Gestus, tief in der Emotion, zerfließend im Schwelgen und glasklar im Klang zeigte Muti “seinen” Mozart. Der ist immer wieder herausragend, und er war es auch gestern – wenn sich auch das letzte Quäntchen Euphorie nicht über den ganzen Abend lang einstellen wollte. Doch in Momenten, vor allem den vom Orchester ausgiebig und fast zu verführerisch zelebrierten feinen Pianostellen, herrschte pures Mozartvergnügen. Das Publikum dankte beherzt für die Labung.

Viel Applaus gab es auch für die weiteren Sänger: Barbara Frittoli als exaltierte Fiordiligi, Francesco Meli als schmeichelnder Ferrando, Laura Tatulescu als wohlklingende, klamaukige Despina und Natale De Carolis als jener Don Alfonso, der das ganze Spiel betreibt. So bleibt ein gemischter Eindruck: Der musikalischen Spitzenperformance steht eine Inszenierung gegenüber, die wohl so zu akzeptieren ist wie Da Ponte es bezüglich der Menschen schreibt: Die muss man ja auch so nehmen wie sie sind.

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