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Coronavirus: Welche (Arznei-) Mittel helfen - und welche nicht

Seit Beginn der Pandemie wird nach wirksamen Therapien gesucht.
Seit Beginn der Pandemie wird nach wirksamen Therapien gesucht. ©pixabay.com (Sujet)
Seit Beginn der Corona-Pandemie wird an Therapien gegen Covid-19 gearbeitet. Zahlreiche Medikamente wurden bereits getestet. Hier ein Überblick der Ergebnisse.

Kortikoide wirken bei schweren Verläufen, Hydroxychloroquin oder Anti-Aids-Mittel sind wirkungslos: Seit Beginn der Corona-Pandemie arbeiten Pharmafirmen und Forscher weltweit an Therapien gegen Covid-19, inzwischen gibt es über einige von ihnen größere Klarheit. Um die neuesten Erkenntnisse zum Kampf gegen das Virus geht es ab Sonntag auch beim World Health Summit, der diesmal rein digital stattfindet. Eines ist schon jetzt klar: Ein Wundermittel wurde noch nicht gefunden.

Coronavirus: WAS WIRKT

Dexamethason (und Kortikoide)

Das Steroid Dexamethason ist frühen Studien zufolge bei Patienten, die Sauerstoff benötigen, vielversprechend - als einziges Medikament, das nachweislich die Sterblichkeit senkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Europäische Arzneimittelagentur befürworten daher den Einsatz. Den Studien zufolge könnte es möglicherweise aber nur bei den schwersten Fällen wirken.

Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass auch andere Steroide die Sterblichkeit bei hospitalisierten Patienten senken könnten.

Remdesivir

Laut einer im Mai im "New England Journal of Medicine" veröffentlichten Studie verkürzt das ursprünglich gegen Ebola entwickelte Antivirus-Medikament Remdesivir die Dauer der Krankenhausaufenthalte von Corona-Patienten von durchschnittlich 15 auf elf Tage. Dem widerspricht eine von der WHO in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie an mehr als 11.000 Patienten aus 30 Ländern. Demnach schien das Mittel "keine oder nur geringe Auswirkungen" auf die Sterblichkeit oder die Länge des Krankenhausaufenthalts der Patienten zu haben. Allerdings wurden die Daten noch nicht von Fachkollegen begutachtet oder in einem Fachmagazin veröffentlicht - und scheinen im Widerspruch zu weiteren US-Studien zu stehen.

Coronavirus: WAS NICHT WIRKT

Hydroxychloroquin

Das vielleicht umstrittenste Medikament der Pandemie ist Hydroxychloroquin, das von seinen Fans als Wundermittel gefeiert wird und in US-Präsident Donald Trump lange Zeit seinen prominentesten Fürsprecher hatte. Kritiker warnen vor schweren Nebenwirkungen bei der Behandlung von Corona-Patienten mit dem Anti-Malaria-Mittel. Im Juni kam die britische Recovery-Studie zu dem Ergebnis, dass das Medikament nichts zur Reduzierung der Corona-Sterblichkeit beitrage - ein Ergebnis, das auch von der WHO-Studie in der vergangenen Woche bestätigt wurde.

Lopinavir-Ritonavir

Die sonst zur Behandlung und Vorbeugung von HIV/Aids eingesetzte Medikamentenkombination hat sich bei hospitalisierten Covid-19-Patienten als unwirksam erwiesen. Auch hier war es die Recovery-Studie, die am 29. Juni zu diesen Ergebnissen führte. Demnach reduziert die Lopinavir-Ritonavir-Kombination, die unter dem Namen Kaletra vermarktet wird, weder die Dauer des Krankenhausaufenthaltes, noch das Risiko, künstlich beatmet zu werden. Auch die Sterblichkeitsrate sinkt dadurch nicht.

Coronavirus: WAS NOCH GETESTET WIRD

Synthetische Antikörper

Im Kampf gegen Viren wie SARS-CoV-2 entwickelt der Körper Antikörper - Proteine, die sich gegen bestimmte Krankheitserreger richten. Diese können in einem Labor synthetisch hergestellt und Patienten zur Stärkung ihrer eigenen Immunantwort verabreicht werden. Trump bekam diese noch experimentelle Behandlung, als er mit Covid-19 ins Krankenhaus musste.

Plasma

Plasma aus dem Blut genesener Patienten zeigte schon früh eine vielversprechende Wirkung, wenn es Covid-19-Patienten - durch einen Tropf oder per Injektion - verabreicht wurde. Einigen Studien zufolge erwies sich der Einsatz des sogenannten rekonvaleszenten Plasmas bereits bei der Behandlung des Ebola-Virus oder von SARS, das zur selben Familie wie das neue Coronavirus gehört, als wirksam. Doch sind für eine klare Aussage nach einhelliger Experten-Meinung noch weitere Vergleichsstudien notwendig - wie das derzeit etwa im Rahmen der Recovery-Studie der Fall ist.

Andere

Die Recovery-Studie untersucht derzeit auch die Wirksamkeit von Tocilizumab, eines immunsuppressiven Wirkstoffs, der, so hoffen die Forscher, übermäßige und potenziell tödliche Entzündungen in schweren Fällen verhindern könnte.

Daneben laufen weitere Studien, in denen die Eignung von Medikamenten untersucht wird, die bei anderen Krankheiten zum Einsatz kommen.

(APA/Red)

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