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Coronavirus-Mutation: Anschober will Zeitfenster nutzen

Mehr Sequenzierungen und rigorosere Einschränkungen bei der Einreise aus Großbritannien und Südafrika.
Mehr Sequenzierungen und rigorosere Einschränkungen bei der Einreise aus Großbritannien und Südafrika. ©APA
Angesichts der neuen Coronavirus-Mutation B.1.1.7 hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Freitag angekündigt, das Zeitfenster bis zu einer größeren Ausbreitung zu nutzen.

Die Kontrolle in Österreich soll durch mehr Sequenzierungen sowie rigorosere Einschränkungen bei der Einreise aus Großbritannien und Südafrika erfolgen. Ziel sei die Ausbreitung des neuen Stammes möglichst hinauszuzögern. Die Maßnahmen von Maske tragen bis Abstand halten seien weitere Mittel.

Anschober rechnet mit schrittweisen Reduktion der Corona-Infektionszahlen

Was die Corona-Zahlen in Österreich betrifft, so rechne er ab nächster Woche mit einer schrittweisen Reduktion bei den Infektionszahlen, es blieben zwei Wochen Lockdown, die man "für den Schlusssprint" nutzen sollte. Aktuell nannte Anschober 2.063 Neuinfektionen am Freitag und 2.314 Neugenesene, dazu kamen exakt 2.000 von Covid-Kranken belegte Normalbetten und 371 Intensivbetten - also 2.371 in Summe und 73 weitere Tote in 24 Stunden. Was die Impfungen betrifft , so habe man zusätzlich zu den 30.000 Impfungen bis Ende der Woche, ab Montag und Dienstag über 42.000 weitere Einmeldungen für Dosen - und das werde sich noch vervielfachen.

Auswirkungen der Coronavirus-Mutation

Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand jedoch die Mutation des Coronavirus und Virologin Monika Redlberger-Fritz gab an, dass die SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 dahingehend nicht überraschend sei, da es schon einmal eine Variante gab, die sich durchsetzte. "Jedoch hat diese 23 Mutationen, von denen acht im Oberflächenprotein sind", führte die Expertin aus. Und das betreffe Schlüsselpositionen wie die Rezeptorbindungsstelle, wodurch mehr Virus produziert werde - und das führe zu einer 56 Prozent höheren Infektiosität. Ebenso wurden Teile des Virus herausgelöst, jedoch führte das glücklicherweise nicht dazu, dass die Impfungen betroffen sind. Nachdem sich das Virus ständig ändert, könne das in Zukunft aber passieren, warnte Redlberger-Fritz. Dass bei der Mutation mehr Kinder betroffen sind, habe sich nicht bestätigt.

Die Pathogenität der Mutation sei zudem gleichbleibend, trotzdem werde die Infektiosität auch zu mehr Super-Spreadern führen. Maske, Abstand und soziale Kontakte minimieren seien auch im Angesicht der neuen Variante die wichtigsten Mittel. Neben der britischen Variante gibt es jedoch noch die Variante aus Südafrika, und auch hier wurde eine leichtere Übertragbarkeit festgestellt.

Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) unterstrich den Umstand, dass Mutationen nur durch Sequenzierungen erst registriert werden können, das "Spezielle" bei der englischen und südafrikanischen Variante sei das Vorhandensein von vielen, gleichzeitigen Mutationen. "Das werden wahrscheinlich nicht die einzigen Varianten sein, die weltweit unterwegs sind", in Ländern, wo wenig sequenziert wird, würden Mutationen nämlich nicht so leicht festgestellt wie in Großbritannien. Österreich sei im Bereich der Sequenzierung noch im Mittelfeld, jedoch werde diese Position nun ausgebaut.

Neue Corona-Mutation in Österreich noch nicht weit verbreitet

Wegen der Mutationen des Coronavirus hatte Österreich Landeverbote für Flugzeuge aus Südafrika und Großbritannien verhängt. Diese derzeit bis 10. Jänner gültige Maßnahme soll verlängert werden, kündigte Anschober an. Die bisherigen Funde der Mutationen in Österreich - bei Sequenzierungen wurden die Variante aus Großbritannien bei vier Personen, jene aus Südafrika bereits Anfang Dezember bei einer Frau gefunden - haben alle einen Reisehintergrund, sagte Anschober. Bezüglich weiterer Landeverbote sei man derzeit in einem Screeningprozess.

Die Mutationen dürften in Österreich zumindest noch nicht weit verbreitet sein. "Wir haben keine weiteren englischen und südafrikanischen Varianten seit Montag identifiziert", sagte der Genetiker Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). In den einzelnen Bundesländern gibt es stark unterschiedliche Sieben-Tages-Inzidenzen, in Salzburg beispielsweise lag sie zuletzt bei mehr als 330. Analyse von Daten aus Kläranlagen in Salzburg zeigen bisher dort keine Werte der Mutation, sagte Bergthaler. Allerdings fehlen noch Daten.

In Großbritannien entfielen bis zu 50 Prozent aller neuen Fälle auf die Virus-Variante, es gab eine exponentielle Steigerung. In Dänemark seien es ungefähr zwei Prozent, die mit der Mutation infiziert sind. Wo sich Österreich befindet, sei noch nicht klar. "Wir befinden uns in einem ähnlichen Bereich wie Dänemark oder darunter", sagte Bergthaler.

Zur Mutation des Coronavirus sagte die Virologin Monika Redlberger-Fritz, dass die SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 dahingehend nicht überraschend sei, da es schon einmal eine Variante gab, die sich durchsetzte. "Jedoch hat diese (neuere Variante, Anm.) 23 Mutationen, von denen acht im Oberflächenprotein sind", führte die Expertin aus. Und das betreffe Schlüsselpositionen wie die Rezeptorbindungsstelle, wodurch mehr Virus produziert werde - und das führe zu einer 56 Prozent höheren Infektiosität. Ebenso wurden Teile des Virus herausgelöst, jedoch führte das glücklicherweise nicht dazu, dass die Impfungen betroffen sind. Nachdem sich das Virus ständig ändert, könne das in Zukunft aber passieren, warnte Red

(APA/Red)

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