AA

Coronavirus in Kärnten: Heiligenblut unter Quarantäne gestellt

Kärnten: Heiligenblut wurde wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt.
Kärnten: Heiligenblut wurde wegen des Coronavirus unter Quarantäne gestellt. ©APA
Am Samstag wurde die Kärntner Gemeinde Heiligenblut unter Quarantäne gestellt.
602 bestätigte Infektionen am Samstag

Die Kärntner Gemeinde Heiligenblut steht bis 29. März unter Quarantäne, teilte die Bezirkshauptmannschaft Spittal an der Drau am Samstag mit. Ausländische Gäste dürfen aus dem Skigebiet abreisen, für Österreicher ist die An- und Abfahrt gesperrt.

Bürgermeister von Heiligenblut-Quarantäne "überrascht"

Völlig überrascht von den Quarantäne-Maßnahmen in Heiligenblut hat sich Bürgermeister Josef Schachner gezeigt: Es habe "keine Kommunikation" gegeben, er habe selbst erst am Samstag von den Maßnahmen erfahren. "Ich hoffe nicht, dass das Willkür ist", meinte er gegenüber der APA. In der Gemeinde wurden zwei Personen positiv auf das Virus getestet, denen gehe es aber gut, so der Bürgermeister.

Schacher betonte, er habe erst gegen 7.00 Uhr früh durch einen Anruf von der Polizei gehört, dass die Gemeinde abgesperrt wurde. Den genauen Grund kannte er zunächst selbst nicht: "Wir haben zwei positive Fälle gehabt, aber die hatten nur ganz leichte Symptome und sind in häuslicher Pflege", schilderte er. Grundsätzlich sei er mit den Maßnahmen aber einverstanden, denn "Sicherheit geht vor, aber die Kommunikation könnte besser sein", sagte Schachner.

Die Ausreise für ausländische Gäste ist laut Verordnung "nur mehr kontrolliert und nur mehr unter bestimmten Voraussetzungen möglich". Abreisende Gäste müssen außerdem ein Formular mit sämtlichen Kontaktdaten ausfüllen.

Kärntens LH verteidigt Abschottung von Heiligenblut

Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hat am Samstag die Abschottung der Gemeinde Heiligenblut wegen zweier Corona-Fälle verteidigt. "Damit wird von Behördenseite ein notwendiger Schritt gesetzt, um die Bevölkerung vor der Ausbreitung des Coronavirus zu beschützen", sagte er auf Anfrage der APA.

Die aktuellen Maßnahmen, also die geordnete Abreise ausländischer Gäste und die Anordnung, dass alle anderen Menschen in Heiligenblut in ihren Häusern und Quartieren bleiben sollen, seien auf dringende Empfehlung des diensthabenden Amtsarztes beschlossen worden. Die Versorgung der Bevölkerung sei "auf allen Ebenen" jedenfalls gewährleistet.

Kaiser appelliert an Betroffene

Kaiser richtete einen Appell an alle Betroffenen: "In Verantwortung für sich selbst, für die Mitbürger und vor allem gegenüber besonders gefährdeten Menschen bitte ich alle, Einheimische wie Gäste, den Anordnungen der Behörde und ihrer Vertreter unbedingt Folge zu leisten. Mein dringender Appell: nehmen Sie das sich ausbreitende Coronavirus keinesfalls auf die leichte Schulter. Begegnen Sie, begegnen wir dieser schwierigen Prüfung mit der notwendigen Ernsthaftigkeit."

Sicher sei die Situation nicht einfach, doch wenn alle zusammenstehen und sich gegenseitig auch unterstützen und vertrauen, werde diese Prüfung gemeistert werden, "auch wenn das bedeutet, dass wir unsere Lebensgewohnheiten teilweise rigoros ändern müssen." Er forderte alle auf, die Verantwortung für sich selbst und viel mehr noch für ältere und kranke Menschen, die dieses heimtückische Virus in Lebensgefahr bringe, ernst zu nehmen.

Anschober und Nehammer: Aufruf zur Selbstisolation

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) haben alle, die sich seit 28. Februar in den betroffenen Regionen Paznauntal, St. Anton am Arlberg und Heiligenblut aufgehalten haben, dringend aufgefordert, sich in häusliche Selbstisolation zu begeben. Das betrifft konkret Aufenthalte in den Gemeinden Ischgl, Kappl, See, Galtür, Heiligenblut und St. Anton am Arlberg.

Auch alle, die Kontakt mit Personen hatten, die in den Regionen waren, sollten sich ebenfalls selbst isolieren. Das gilt auch, wenn derzeit keine Symptome spürbar sind. "Schützen Sie andere Menschen, indem Sie sich selbst in Isolation begeben. Sie können damit dazu beitragen, das Virus nicht noch weiterzutragen und damit gefährdete Gruppen schützen", so Nehammer am Samstag. "Falls Sie konkrete Symptome verspüren, wenden Sie sich bitte an die Hotline 1450. Bei allgemeinen Fragen steht ihnen die Nummer 0800 555 621 zur Verfügung. Die Gesundheitsbehörden stehen rund um die Uhr für Sie bereit", appellierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober an die betroffenen Personen.

Kurz: Schutz vor allem älterer Menschen hat Priorität

"Es ist über Nacht notwendig geworden, eine weitere Gemeinde unter Quarantäne zu stellen, nämlich die Gemeinde Heiligenblut in Kärnten", hat Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Samstagvormittag bei einer Pressekonferenz in Wien erklärt. "Wir gehen sehr stark davon aus, dass es nicht nur ein Zentrum in Österreich gibt, sondern durchaus mehrere, wo es erste Ansteckungen mit Corona gegeben hat."

In den meisten Fällen seien die Anstreckungen ursprünglich auf direkten Kontakt zu Italienern zurückzuführen, was vor allem Touristengebiete betreffe. Es gebe zwar besondere Hotspots, aber es sei davon auszugehen, dass nicht nur diese Orte betroffen seien.

"Diese Krise wird für viele Menschen Krankheit, Leid und für einige auch den Tod bedeuten", daher müsse man jetzt alles tun, was notwendig sei, um eine Ausbreitung einzudämmen oder zumindest zu verlangsamen.

Häusliche Isolation für Besucher von Heiligenblut

Neben den Orten Ischgl, Kappl, See, Galtür und St. Anton am Arlberg ist nun auch Heiligenblut isoliert. Wer seit 28. Februar in diesen Gemeinden war, müsse sich häuslich isolieren. "Das gilt auch für alle Menschen, die mit diesen Personen Kontakt hatten, insbesondere für Menschen, die mit diesen Personen zusammenleben oder viel zu tun haben." Diese Personen seien gefährdet, "ganz gleich, ob sie Symptome verspüren, oder nicht", betonte Kurz.

Kurz ersuchte, diesen Anordnungen des Gesundheits- und des Innenministers Folge zu leisten, um eine weitere Ausbreitung des Virus einzudämmen. Es gelte jetzt, insbesondere die älteren Menschen zu schützen, das habe oberste Priorität, sagte der Bundeskanzler.

Rund 100 Urlauber in Heiligenblut in Quarantäne

In der Kärntner Gemeinde Heiligenblut ist die Lage auch nach Bekanntwerden der Quarantäne am Samstag ruhig gewesen. Wie Bezirkshauptmann Klaus Brandner auf APA-Anfrage mitteilte, gab es "überhaupt keine Probleme" mit der Abreise der Urlauber. Von den 300 Gästen seien rund 200 aus dem Ausland, die großteils bereits weggefahren seien.

Grund für die - für die meisten völlig überraschend erfolgte - seien drei weitere Coronavirus-Verdachtsfälle in der Gemeinde. Zwei bestätigte Fälle gab es bereits, bei denen der Krankheitsverlauf aber leicht war, wie Bürgermeister Josef Schachner (ÖVP) bestätigte. Nun seien drei weitere Verdachtsfälle mit Symptomen aufgetaucht, daher wurde die Quarantäne beschlossen, die aber "von der Bevölkerung akzeptiert wird, weil es ja zu ihrem Schutz ist", meinte Brandner. Getestet werden müssen auch rund 15 Kontaktpersonen der drei Betroffenen in Heiligenblut.

Die abreisenden Urlauber mussten ihre Daten angeben und bestätigen, dass sie sich unverzüglich auf den Heimweg machen und bei ihren Heimatgemeinden melden.

Hotline für Fragen zu Heiligenblut

Die Landessanitätsdirektion Kärnten hat am Samstag eine Hotline für die Bevölkerung in Heiligenblut und Gäste, die innerhalb der letzten 14 Tage in der Gemeinde waren, eingerichtet. Aufgrund einer Verordnung der Bezirkshauptmannschaft steht der Ort seit in der Früh unter Quarantäne. Die Hotline steht von 15.00 bis 17.00 Uhr unter der Telefonnummer 050 536 15091 und 15102 zur Verfügung.

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • Coronavirus in Kärnten: Heiligenblut unter Quarantäne gestellt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen