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Coronavirus bleibt wohl wie Grippe dauerhaft

Wird das Coronavirus zum Alltag?
Wird das Coronavirus zum Alltag? ©APA - Helmut Fohringer
Experte: Österreich wird mit dem neuen Coronavirus dauerhaft wie mit der normalen Grippe leben müssen. Die Angst vor dem Coronavirus Sars-CoV-2 sorgt inzwischen für Hamsterkäufe.
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Österreich, Deutschland oder die Schweiz werden einem Experten zufolge mit dem neuen Coronavirus dauerhaft wie mit der normalen Grippe leben müssen. "In ein paar Jahren werden wir mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heißt und gegen die wir impfen können. Jetzt gilt es den Übergang zu managen", sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der "Passauer Neuen Presse" vom Freitag.

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Montgomery rechnet frühestens 2021 mit einem Impfstoff.

Bis zu 2% der Infizierten sterben - mehr als bei der Grippe

Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind inzwischen mehr als 50 Länder betroffen. Laut dem Institut hat sich die Zahl der Fälle weltweit auf mehr als 83 000 Infizierte erhöht. Ein Teil dieser Menschen ist längst wieder geheilt oder hatte von vornherein keine oder kaum Symptome, überstandene Infektionen bleiben in der Statistik aber weiter erfasst.

"Fälle schießen wie Pilze aus dem Boden"

Der Virologe Christian Drosten sagte in der ZDF-Sendung "Maybrit Illner": "Wir werden in den nächsten Tagen sehen, dass neue Fälle und kleine Fallgruppen wie die Pilze aus dem Boden schießen werden."

Wie geht es den österreichischen Patienten?

Sowohl national als auch international hat es am Freitag zum Coronavirus durchaus Ermutigendes zu berichten gegeben. In Österreich wurden zunächst keine weiteren Fälle einer Coronavirus-Infektion bestätigt, die Zahl liegt unverändert bei fünf. In China, dem Ausgangspunkt der Epidemie, gab es die wenigsten Neuinfektionen seit einem Monat.

Der Gesundheitszustand des mit dem Coronavirus infizierten italienischen Pärchens in Innsbruck ist nach wie vor unverändert gut. "Sie zeigen kaum Symptome", sagte der Sprecher der tirol kliniken, Johannes Schwamberger. Trotzdem sollen sie jedenfalls noch über das Wochenende in der Klinik bleiben. "Wir testen sie weiter, und sobald die Viruslast bei Null ist, dürfen sie gehen", fügte er hinzu.

Auch der Sohn eines bereits mit dem Coronavirus infizierten Wiener Paares ist am Freitag positiv getestet worden. Die Tochter ist hingegen nicht infiziert, hieß es. Die Anzahl an Patienten stieg in Wien somit auf vier Personen. Neben der Familie ist auch ein 72-jähriger - deutlich schwerer erkrankter - Mann betroffen.

35 Prozent Infektionsrate bei engem Kontakt

Bei engem sozialen Kontakt mit Covid-19-Infizierten kann es möglicherweise bei einem erheblichen Teil der Betroffenen zu einer Ansteckung kommen. Die Rate kann 35 Prozent betragen. Das haben britische Epidemiologen in einer ersten Abschätzung nach beschriebenen Fällen festgestellt und jetzt im "Lancet" publiziert.

"Die Basisreproduktionsrate (R0) für SARS-CoV-2 in Wuhan in China wurde zu Beginn des Ausbruchs etwa mit dem Faktor 2 geschätzt. Dieser Wert spiegelt aber nur die durchschnittliche Dynamik der Ansteckungsraten. (...) Die Sekundärinfektionsrate (Secondary Attack Rate - SAR), die man als die Wahrscheinlichkeit definiert, dass eine (weitere; Anm.) Infektion bei empfänglichen Personen innerhalb spezifischer Personengruppen (im Haushalt oder bei nahem Kontakt) auftritt, kann einen Hinweis dafür geben, wie soziale Interaktionen mit dem Übertragungsrisiko in Verbindung stehen", berichten Yang Liu, Rosalind Eggo und Adam Kucharsky von der London School für Hygiene und Tropenmedizin in einem kurzen Bericht online in der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" (27. Februar).

Basisreproduktionsraten wie bei Grippe

Zum Vergleich: Auch die Basisreproduktionsrate von Influenza - wie viele weitere Infektionen durch einen Erkrankten im Durchschnitt in der Allgemeinbevölkerung ausgelöst werden - liegt bei einem Faktor um die 2. Jene von Masern liegt hingegen bei 12 bis 18.

Die Wissenschafter haben neun Berichte über Sekundärinfektionen mit dem Covid-19-Erreger in eine Analyse eingeschlossen. Dabei handelte es sich zum größten Teil um Essen in Gemeinschaft (in Restaurants, zu Hause oder an einem nicht bekannten Ort), zum überwiegenden Teil in China bzw. in Hongkong. Ein Fall aus Europa waren offenbar fünf Infektionen in einer Gruppe von elf Personen, die sich vom 24. bis 28. Jänner gemeinsam in einem Chalet in Savoyen in Frankreich aufhielten.

Infektionsraten schwanken stark

Bei der kleinen Anzahl der Ereignisse schwankten die Infektionsraten jeweils von Fall zu Fall stark. Einmal waren es vier von 13 Personen, die sich mit SARS-CoV-2 ansteckten, das andere Mal zehn von 47, in einem dritten Fall infizierten sich alle acht Betroffenen.

"Wir schätzten auf 48 Sekundärinfektionen unter 137 Personen", schrieben die Fachleute. Wahrscheinlich seien die Infektionen bei jedem der nur kurzen Ereignisse jeweils von einem primär Betroffenen ausgelöst worden. Damit sei die Sekundärinfektionsrate bei engen Kontakten von SARS-CoV-Infizierten für die analysierte Gruppe mit 35 Prozent anzunehmen.

Hamsterkäufe

Die Angst vor dem Coronavirus Sars-CoV-2 sorgt inzwischen für erste Hamsterkäufe in Deutschland, wie eine dpa-Umfrage bei Handelsketten ergab. Handelsketten wie Lidl und Aldi Süd berichteten am Freitag bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur von teilweise deutlich erhöhten Verkaufszahlen bei Produkten wie Konserven oder Desinfektionsmitteln. Kurzfristig sei es in einigen Läden zu Engpässen gekommen. Die Supermarktkette Rewe verzeichnete "nicht flächendeckend, aber durchaus bundesweit" eine erhöhte Nachfrage nach haltbaren Lebensmitteln.

Auch in den österreichischen Supermärkten ist die Nachfrage nach Nudeln, Reis, und Konserven gestiegen. Das Wort Hamsterkäufe will der heimische Handel aber nicht in den Mund nehmen. "Trotzdem erkennen wir in den letzten Tagen eine erhöhte Nachfrage in unseren Filialen in den Grenzregionen", sagte Lidl-Österreich-Sprecher Hansjörg Peterleitner. Ähnliche Rückmeldungen gab es auch von Hofer, Spar und Rewe.

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(APA)

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