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Coronakrise: Wiener Pflichtschullehrer fühlen sich im Stich gelassen

In einem offenen Brief wird an den Bildungsminister appelliert.
In einem offenen Brief wird an den Bildungsminister appelliert. ©APA/HANS PUNZ
In einem offenen Brief an Bildungsminister Heinz Faßmann beklagen die Wiener Pflichtschullehrer und -direktoren die katastrophale Situation an den Schulen.

Die Wiener Pflichtschullehrer und -direktoren fühlen sich bei der Bewältigung der Coronakrise an den Schulen von den Behörden alleine gelassen.

Wiener Pflichtschullehrer beklagen Behördenvakuum in Coronakrise

Die Gesundheits- und die Bildungsbehörden seien entweder nicht erreichbar oder würden keine wirkliche Hilfe bieten, beklagt der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) im Gespräch mit der APA. Die Schulleiter befänden sich in einem "Vakuum". In einem offenen Brief fordert er nun "dringende Hilfe".

Die Situation sei für die 14.000 Lehrer und 470 Direktoren an den Wiener Pflichtschulen "kaum mehr zu bewältigen", warnte Krebs am Freitag in seinem Schreiben an Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Zwar würden an den Wiener Schulen täglich unzählige Covid-19-Verdachtsfälle gemeldet. "Doch durch die unzureichend funktionierende Behördenkette werden die DirektorInnen mit ihren Problemen alleine gelassen."

Es könne nicht Aufgabe der Direktoren sein, Entscheidungen der Gesundheitsbehörde zu übernehmen. Wenn die Schulleiter dort aber überhaupt jemanden erreichen würden, verweigerten diese laut Krebs schriftliche Anweisungen. Dadurch brächten sie aber die Schulleiter in eine "höchst unangenehme Situation". Immerhin hätten Entscheidungen etwa über die Quarantäne von Klassen weitreichende Auswirkungen und würden auch nicht von allen Eltern ohne weiteres akzeptiert.

Kritik an fehlendem Plan für Ausfall von Lehrern

Keinen Plan der Bildungsdirektion sieht Krebs beim Ersatz von Lehrern, die für den Präsenzunterricht ausfallen (wegen einer Covid-19-Infektion, weil sie als Risikoperson davon befreit sind oder sich in Quarantäne befinden). Gerade an kleineren Schulen seien auch einzelne Ausfälle nur schwer kompensierbar. Die Bildungsdirektion habe zwar einen Pool an Ersatzpersonal angekündigt und dafür auch Dienstposten eingeplant, "aber in der Praxis schaut das anders aus", beklagt Krebs. Wirkliche Hilfe aus der Behörde sei in diesem Fall nicht zu bekommen: Dort fehle es an kompetenten und erreichbaren Ansprechpersonen, nachdem die Zahl der Sachbearbeiter für den Pflichtschulbereich seit Jahren reduziert worden sei.

Dazu kämen Zusatzbelastungen wie die vom Bildungsministerium durchgeführte Gurgelstudie, die einen Überblick über das Infektionsgeschehen an den Schulen liefern soll. Hier müssten die Schulen die gesamte Administration übernehmen. "Medizinische Studien, die das Bildungsministerium durchführen möchte, sind nicht die Arbeit der DirektorInnen und LehrerInnen", richtet Krebs dem Minister in seinem Brief aus.

Während der Coronkrise dürften die Schulen außerdem nicht noch mit "doppelter 'Buchführung'" belastet werden, fordert der Personalvertreter. Derzeit würden Direktoren etwa tagelang damit blockiert, dieselben Daten einmal in das Wiener Schulverwaltungsprogramm und danach in jenes des Bildungsministeriums einzupflegen, nur weil es keine technische Schnittstelle gebe.

(APA/Red)

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