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Coronakrise: Musik- und Bühnenverlage fordern Umsatz-Ersatz

Die Folgen der leeren Opernhäuser etwa gingen weit über das fehlende Kulturerlebnis hinaus.
Die Folgen der leeren Opernhäuser etwa gingen weit über das fehlende Kulturerlebnis hinaus. ©APA/MARTIN FICHTER-WÖSS
Auch die Musik- und Bühnenverlage sind von der Coronakrise hart betroffen. Sie fordern nun auch Ersatz für Umsatzausfälle.

Die österreichischen Musik- und Bühnenverlage fordern staatliche Unterstützung angesichts dramatischer Einbußen durch den zweiten Lockdown. "Auch die Musik- und Bühnenverlage als direkt von der Coronakrise betroffene Unternehmen sollten die Umsatzausfälle in Höhe von 80 Prozent ersetzt bekommen", hieß es am Dienstag in einer gemeinsamen Aussendung der AKM, der Musikverleger Union Österreich und des Verbands der Bühnenverleger Österreichs.

Branche rechnet mit Umsatzeinbrüchen von 60 bis 80 %

"Die Folgen von leeren Opernhäusern, Theatersälen und Konzertbühnen sowie Veranstaltungen der Unterhaltungsmusik gehen weit über das fehlende Kulturerlebnis der BesucherInnen hinaus, sie treffen einen wichtigen Wirtschaftszweig in all seinen Facetten mit voller Kraft", so die Aussendung. Die Branche rechne mit Umsatzeinbrüchen von 60 bis 80 Prozent für das laufende Jahr 2020, die sich in den Jahren 2021 und 2022 fortsetzen könnten. "Die Kurzarbeit, Fixkostenzuschüsse und Investitionsprämien alleine werden nicht ausreichen, um die Musik- und Bühnenverlage bis in das Jahr 2022 zu stabilisieren."

Laut Astrid Koblanck, Vorstand der Universal Edition AG, der Musikverleger Union Österreich und Präsidentin des Verbands der Bühnenverleger Österreichs, beträgt der für heuer erwartete Umsatzrückgang aus dem direkten Rechtegeschäft der Musik- und Bühnenverlage 15 Mio. Euro. Zusätzlich reduzierten sich für die Verlage die Einnahmen von den Verwertungsgesellschaften bis zu 70 Prozent. "Die prekäre Lage vieler Kunstschaffender und Organisationen wird sich weiter verschärfen, wenn nicht rasch mit entsprechenden Maßnahmen gegengesteuert wird", warnt Peter Vieweger, Präsident der AKM.

In der Musikverleger Union Österreich sind 39 Verlage organisiert, der Verband der Bühnenverleger Österreichs hat 13 Mitglieder.

Galerienverband: "Maßnahmen reichen nicht aus"

Die österreichischen Galerien dürfen (neben den Bibliotheken) derzeit als einzige Sparte des Kunst- und Kulturbetriebs im zweiten Lockdown geöffnet halten - allein, der Andrang hält sich sehr in Grenzen. "Das Umfeld ist im Augenblick leider nicht so, dass die Leute in die Galerien strömen", konstatiert der Wiener Galerist Martin Janda nüchtern. "Zuletzt hat die Frequenz deutlich nachgelassen."

Janda ist auch Vorsitzender des im Frühjahr aus dem Zusammenschluss des Verbands Österreichischer Galerien Moderner Kunst und der ARGE Österreichische Galerien hervorgegangenen Galerienverbands, der als Sprachrohr der Branche auftritt. Man plane gemeinsam in den kommenden Tagen offensiver auf den Umstand hinzuweisen, dass man - wenngleich ohne Vernissagentermine für neue Ausstellungen - weiterhin geöffnet sei. "Das ist noch nicht wirklich bei den Leuten durchgedrungen, und das wollten wir in der Woche nach dem Anschlag auch nicht betonen", so Janda, der keine für die Galerien gemachte Lockdown-Ausnahme sieht: "Wir befinden uns ja in einem Zwischenbereich: Einerseits sind wir natürlich Kultureinrichtungen, andererseits sind wir Handelsbetriebe, die wie andere Geschäfte vom Verkauf leben."

Galerien warten auf Gespräch mit Kunststaatssekretärin

Dieser Verkauf sei jedoch stark zurückgegangen, etwa auch durch die Absage von Kunstmessen mit Ausnahme der viennacontemporary. Denn persönliche Kontakte und fachmännische Beratung seien das Um und Auf der Branche und ließen sich auch durch den besten Internet-Auftritt nicht ersetzen, gibt sich Janda im Gespräch mit der APA überzeugt. Da man weiter geöffnet halte, sei man von den jüngsten Maßnahme eines 80-prozentigen Umsatzersatzes nicht betroffen. "Wir hoffen sehr, dass sich die Politik dessen bewusst ist. Der Galerienverband hat Vorschläge gemacht, wie man den Galerien in Österreich ein Überleben sichern kann. Die würden wir gerne mit der Kunststaatssekretärin diskutieren. Wir warten auf dieses Gespräch. Denn die bisherigen Maßnahmen reichen für uns definitiv nicht aus."

"Kraft gibt es weiterhin in der Wiener Szene"

Ein wesentlicher Aspekt der Lockdown-Maßnahmen ist es, dem Handel dennoch das Weihnachtsgeschäft zu ermöglichen. "Bei uns spielt das keine Rolle", winkt Janda ab. Vor der Pandemie galt Wien aufgrund der starken jungen Kunstszene, der vielfältigen Galerien und der zahlreichen Ausstellungen als einer der interessantesten Kunststandorte Europas. Das werde sich auch nicht ändern, glaubt Janda. "Die Pandemie gibt es ja auf der ganzen Welt. Es ist für alle eine schwierige Situation. Und Kraft gibt es weiterhin in der Wiener Szene, da habe ich keine Bedenken. Es gibt sogar weiterhin die eine oder andere Überlegung für eine Galerien-Neugründung. Man muss nur sicherstellen, dass man diesen Bereich, der ja auch wirtschaftlich einen Faktor darstellt, möglichst gut durch diese Zeit bringt."

(APA/Red)

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