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Coronakrise belastet Österreichs Familien stark

Jeder Zweite fühlt sich stark belastet.
Jeder Zweite fühlt sich stark belastet. ©pixabay.com (Sujet)
Die Coronakrise belastet auch Österreichs Familien. Bei einer Umfrage gab jeder Zweite an, stark belastet zu sein.

Laut einer Untersuchung von SORA im Auftrag des Momentum Instituts belastet die Coronakrise auch Österreichs Familien. Jeder zweite Haushalt mit mindestens einem Kind unter 15 Jahren gibt an, stark belastet zu sein, unter Müttern sind es deutlich mehr als unter Vätern.

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Rekordarbeitslosigkeit und Kurzarbeit wirken sich negativ aus

Rekordarbeitslosigkeit und Kurzarbeit wirken sich negativ auf das Familienbudget aus. Davon sind besonders Familien in Arbeiter- und Mittelschicht betroffen. Während in der Arbeiterschicht 23% in Kurzarbeit und 11% arbeitslos sind, sind in der Mittelschicht 22% in Kurzarbeit und 3% arbeitslos, in der oberen Mittelschicht ist niemand arbeitslos und nur 20% in Kurzarbeit. Nach Bildungsstand starke Unterschiede gibt es - wie erwartet - auch in der Home-Office-Nutzung. Unter den Pflichtschulabsolventen muss die Mehrheit wie gewohnt an den Arbeitsplatz.

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Die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung tragen während der Coronakrise in 42 Prozent der Fälle die Mütter, in 23 Prozent die Väter. "Es braucht eine globale Pandemie, um wenigstens ein Viertel der Väter in die Hauptverantwortung für die Kinderbetreuung zu bringen", sagte Daniel Schönherr vom Sozialforschungsinstitut SORA bei der Präsentation der Ergebnisse im Rahmen einer Online-Pressekonferenz am Dienstag. 

Im Durchschnitt haben Eltern ihre Arbeitszeit um fast zehn Stunden reduziert oder reduzieren müssen. Frauen reduzierten um ein Drittel, Männer um ein Viertel. "Jeder fünfte befragte Elternteil arbeitet nun häufiger früh morgens, abends oder am Wochenende, jeder Zehnte sogar nachts, um trotz Kinderbetreuung Zeit für Erwerbsarbeit zu finden", sagt Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.

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Signifikante Unterschiede zwischen Stadt und Land

Sichtbar wird auch die fehlende Möglichkeit der Großeltern als Betreuungsmöglichkeit während der Coronakrise. Weil Ältere als Risikogruppe gelten, sollen Kinder nicht zu ihnen gebracht werden, um Ansteckungen zu vermeiden. Vor der Krise nutzten 29 Prozent der Befragten diese Option, jetzt nur mehr vier Prozent.

"Zwischen der Betreuungssituation in größeren Städten und auf dem Land zeigen sich dabei signifikante Unterschiede", so SORA-Experte Daniel Schönherr. Eltern in Städten verbrauchen mehr Urlaubstage, u.a. weil sie seltener familiäre oder Bekanntennetzwerke haben, in die die Kinderbetreuung ausgelagert werden kann (Stichwort: Mehrgenerationenhaushalt).

15% aller Eltern in Doppelverdienerhaushalten müssen ihre Kinder teils unbetreut zu Hause lassen. In Haushalten, in denen beide Elternteile auswärts arbeiten müssen, sagt jeder Dritte, dass das Kind zumindest einen Teil des Tages alleine zuhause verbringt.

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Rund die Hälfte der Eltern musste Urlaub nehmen, um Kinder zu betreuen, zehn Prozent haben erfolglos um Urlaub gebeten. Jeder Vierte schätzt, im Sommer nicht genug Urlaubstage für die Kinderbetreuung zu haben, ebenso viele wissen schlichtweg nicht, wie sie die durchgängige Betreuung der Kinder im Sommer leisten sollen. Fast jeder zweite gibt an, sich keine externe Betreuung im Sommer leisten zu können, in der Arbeiterschicht sind es 59%, unter Alleinerziehenden 71%.

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Für die repräsentative Studie wurden von 14. - 22. April österreichweit 524 Eltern von Kindern unter 15 Jahren befragt.

Familien sollen entlastet werden

Basierend auf den Ergebnissen der repräsentativen Umfrage empfiehlt das Momentum Institut ein Maßnahmenpaket, um Familien zu entlasten. So sollen Betreuungseinrichtungen im Sommer durchgehend geöffnet bleiben, es soll ein Rechtsanspruch auf Corona-Teilzeit mit Lohnausgleich während Schulschließungen eingeführt werden und ein bezahlter Sonderurlaub soll helfen, die Betreuung im Sommer zu meistern. Nicht zuletzt seien die Bedürfnisse von Kindern und Eltern auch bei einer gesundheitspolitischen Abwägung zu berücksichtigen - gerade im Verhältnis zu anderen Gesellschafts- bzw. Wirtschaftsbereichen, hieß es.

Dass Home Office oft als Zukunftsmodell gehandelt wird, sieht Blaha gespalten. In Zeiten mit gesicherter Kinderbetreuung könne das durchaus funktionieren, sagte sie. In Zeiten wie diesen, wo sowohl Beschäftigungsverhältnisse als auch Kinderbetreuungseinrichtungen nicht in normalen Bahnen laufen, sieht sie Home Office allerdings durchaus kritisch. Unter solchen Umständen könne das nur funktionieren, "wenn die Kinder batteriebetrieben sind" und man sie ein- und ausschalten könne.

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