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Corona-Krise lässt Online-Geschäft bei Weinhändlern boomen

Die Österreicher bestellen ihren Wein nun häufiger online.
Die Österreicher bestellen ihren Wein nun häufiger online. ©pixabay.com (Sujet)
Auch die heimischen Weinhändler spüren die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen. Ein Trost dabei ist aber das immerhin gut laufende Online-Geschäft.

Die Weinhändler sind eine der vielen Branchen, denen der coronavirusbedingte Shutdown sehr zu schaffen macht. Mehr als die Hälfte der jährlich in Österreich konsumierten 242 Millionen Liter Wein wird in der Gastronomie und bei Events getrunken. Das fällt jetzt komplett weg. Dafür steigen die Online-Bestellungen rasant. Ganz kompensiert wird der Umsatzentfall damit freilich nicht.

Online-Umsatz bei Weinhändlern stark ansgetiegen

"Es bricht sehr viel vom Geschäft weg", sagte Georg Schullian von der Österreich Wein Marketing GmbH (ÖWM) am Dienstag zur APA. Die heimischen Weinhändler und auch die Winzer versuchten "aufzufangen, was geht".

Der Online-Verkauf ist eine dieser Möglichkeiten, die die Konsumenten gerne nutzten. Die Weinhandelskette Wein & Co registrierte in den vergangenen zwei Wochen fast eine Verdreifachung des Online-Umsatzes im Vergleich zum Vorjahresdurchschnitt, berichtete die ÖWM. Auch der Spar-Konzern, konkret die "Interspar Weinwelt", verzeichnet deutlich mehr Online-Wein-Bestellungen. Teils werden nur kleine Mengen, eine Flasche, bestellt.

Das berichtet auch der Wiener Weinhändler Hermann Sussitz. Sein Online-Umsatz hat sich sogar verfünffacht, wie er zur APA sagte. "Einerseits haben wir viele kleinteilige Bestellungen, andererseits haben wir Rechnungen, die wir noch nie übers Internet gehabt haben." Normalerweise liege der Online-Anteil am Umsatz bei rund sieben Prozent, momentan bei einem guten Drittel.

Bedeutung der Kulinarik nimmt wieder zu

Ob die Menschen jetzt, wo alle Lokale geschlossen sind, zu Hause mehr trinken? "In Zeiten wie diesen muss man schauen, dass man sich schöne Momente verschafft", so Schullian von der Wein-Marketing-Gesellschaft. Sussitz sieht die Krise als Chance, dass Kulinarik wieder einen höheren Stellenwert bekommt. "Die Leute beschäftigen sich sehr damit, wie sie mit ihren eigenen Händen etwas Tolles kochen können." Momentan sei der Tagesablauf flexibler, die Menschen hätten mehr Zeit für die Essenszubereitung, und auch fürs Einkaufen.

Das merkt Sussitz in seinem Wiener Geschäft am Karmelitermarkt, das nach wie vor offen hat, weil es dort auch Lebensmittel und Gewürze zu kaufen gibt. Viele seiner Kunden erinnerten sich an die Kochrezepte, die ihnen Sussitz bei früheren Käufen mitgegeben hat.

Insofern seien die Umsatzeinbußen am Wiener Standort bis dato gering. Im Sussitz-Geschäft in Klagenfurt hingegen gebe es "schon einen schönen Verlust", insgesamt dürfte das Minus bei rund einem Fünftel liegen, schätzt der Weinhändler. Nach seiner Beobachtung sind die Menschen in den kleineren Städten, in der Region, vorsichtiger als in der Großstadt. In Klagenfurt sei Sussitz in jüngster Zeit öfter gebeten worden, die zu liefernde Ware einfach vor die Türe zu stellen, um sie später selbst zu holen. "Die Leute gehen sogar das Risiko ein, dass die Ware weg ist." Hinzu komme, so Sussitz, dass das Geschäft in Kärnten viel von Kunden aus Wien oder deutschen Zweitwohnsitzern lebe, die jetzt natürlich ausbleiben.

Bei der Suche nach neuen Vertriebsmöglichkeiten sind Weinhändler wie auch Winzer sehr kreativ, sagte Schullian. Einige Weinbauern machten einen kontaktlosen Ab-Hof-Verkauf, und Weinhändler luden schon zu Gruppen-Weinverkostungen via Online-Telefonie. Weinhändler Sussitz macht seit Kurzem eine "Grätzelfahrt", bei der er Kunden in der Umgebung mit dem Fahrrad beliefert.

Der persönliche Kontakt, wie er etwa auf nun ebenfalls ins Wasser fallenden Weinmessen gepflegt wird, könne aber kaum ersetzt werden, sagte Schullian. Um den wegen der Coronavirusmaßnahmen entstandenen und entstehenden Geschäftsentgang ein bisschen zu kompensieren, hat die ÖWM eine Werbekampagne namens "Schmecke die Herkunft" gestartet.

Angst vor Ansteckung ändert Kundenverhalten

Im stationären Handel, so er noch stattfindet, hat sich indes schon einiges geändert, erzählt Sussitz. Etwa 70 Prozent seiner Kunden nehmen den Kassenbon nicht mehr in die Hand, und das Abstandhalten im Geschäft sei "ein richtiger Balztanz".

Puncto Mundschutzmasken habe er alles erlebt: Ältere Menschen ohne Masken, Junge mit Masken - und umgekehrt. Über die von der Regierung angekündigte Maskenpflicht in Supermärkten, die bereits ab Mittwoch gelten soll, habe er noch keine Informationen erhalten. "Die Konkretisierung steht noch aus. Die Regierung dürfte schauen, dass sich die Leute selbst behelfen." Am Freitag, den Dreizehnten (März), gab es übrigens auch bei Sussitz in Wien einen Run auf Pasta und Tomatenprodukte wie an einem Weihnachtstag - "zu meinem großen Erstaunen".

(APA/Red)

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