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Come on, Come on - Kritik und Trailer zum Film

Kindern eine Stimme geben, Jugendliche zu Wort kommen lassen, darum geht es in dem wunderbar fotografierten, in Schwarz-Weiß gehaltenen Roadtrip "Come on, Come on". Jedoch nicht nur: Auch "erwachsenere" Themen werden verhandelt: Verlust und Trauer und die große Frage, wie eine richtige Kindererziehung aussehen könnte. In der Mitte des Films steht ein kräftiger Joaquin Phoenix, direkt neben ihm aber sein kleiner Film-Neffe (Woody Norman).

Seit Disneys "Bärenbrüder" im Jahr 2003 hat Joaquin Phoenix wohl in keinem Film mitgewirkt, der so unbeschwert war wie "Come on, Come on". Der Oscar-Preisträger zeigt sich in Mike Mills großherzigem Drama von seiner wärmsten Seite als Onkel seines neunjährigen Neffen. Es ist ein kleiner, leiser Film, der große Themen mit den Augen junger Menschen anpackt. Eine Einladung zum Zuhören. Ab Freitag im Kino.

Come on, Come on - Kurzinhalt zum Film

Dass sich die Kinder von heute, die sich der bedrückenden Aussichten bewusst sind, die ihnen die Erwachsenen hinterlassen, immer noch eine lebenswerte Zukunft vorstellen können, grenzt eigentlich an ein Wunder. Im neuen Film des amerikanisches Regisseurs Mills spielt Phoenix ("Joker") einen Radiojournalisten namens Johnny, der durch die USA reist, um Kinder zu interviewen und sie über ihr Leben, ihre Ängste und ihre Träume zu befragen - ähnlich wie das auch Alice Rohrwacher, Francesco Munzi und Pietro Marcello in ihrem Film "Futura" (2021) getan haben.

Er stellt Fragen wie "Wenn du an die Zukunft denkst, was stellst du dir vor?", oder "Was macht dich glücklich?" und "Was macht dich wütend?" Die Antworten gehen ziemlich auseinander. Manche Kinder sind ängstlich, manche sind hoffnungsvoll, manche wollen, dass die Welt eine bessere wird, andere wollen einfach nur, dass die Welt sie so sieht, wie sie sind. "Ich glaube nicht, dass die Welt untergeht, ich glaube einfach, dass die Welt nicht mehr so sauber sein wird wie früher", sagt ein junges Mädchen sehr sachlich. "Ich mag es nicht, wenn alle gestresst sind, einfach nicht miteinander sprechen und sich vor dem wirklichen Leben verstecken", sagt eine andere.

Es sind die echten Antworten von echten Kindern (und keinen Schauspielern), die Mike Mills in seinem Film verstreut, darunter Devante Bryant, ein Neunjähriger, der später erschossen wurde. Die Kinder sprechen über ihre Angst vor globaler Erwärmung, Rassismus und Krieg. Sie reden darüber, dass sie sich einsam fühlen und wie Erwachsene ihnen nicht zuhören. Ihre Antworten verleihen dem Film, den Mills mit seinem Kameramann Robbie Ryan ("The Favourite") in Schwarz-weiß gedreht hat, einen tieferen, dokumentarischen Hintergrund.

Schon bald wird Johnny, ein alleinstehender Kerl, sein "eigenes" Kind bekommen, seinen neunjährigen Neffen Jesse (wunderbar gespielt von Woody Norman), auf den er ein paar Wochen aufpasst, weil sich seine Mutter (Gaby Hoffmann) nicht um ihn kümmern kann. Er wird viel mit ihm reden, und das ist der größte Teil des Films, und er wird natürlich auch viel von diesem kleinen Menschen lernen. "Was auch immer du vorhast ... es kommt meistens anders", sagt er.

Come on, Come on - Die Kritik

"Come on, Come on" ist natürlich ein Klischee von einer Geschichte, aber die beiden Hauptdarsteller verkaufen es ziemlich großartig. Bei all ihrer Süße kippt die Geschichte nie ins Klebrige. Joaquin Phoenix hat im Laufe seiner Karriere viele Sonderlinge gespielt, einen alternden Countrymusiker, einen drogenabhängigen Privatdetektiv, einen tödlichen Clown, aber hier spielt er einen ganz normalen Kerl, der vielleicht am ehesten seelenverwandt ist mit dem verträumten, melancholischen, schnauzbärtigen Theodore Twombly in Spike Jonzes Film "Her" (2013).

Phoenix spielt die Rolle des Johnny abgekoppelt von seinem Markenzeichen, dem exaltierten emotionalen Meltdown, während Woody Norman um ihn herumwirbelt. Über weite Strecken hinweg bewohnt der dreizehnjährige, englische Schauspieler den Film allein in Gesellschaft des Oscar-Preisträgers, dem er Fragen in seinen gemütlichen Bauch löchert. Mehr als einmal fragt Jesse, warum Johnny nicht verheiratet ist, warum er allein ist, warum er und seine Mutter nicht mehr miteinander reden. Johnny grinst unbehaglich, während Jesse ihn mit großen Augen verhört.

Mike Mills, der Autor und Regisseur hinter so persönlichen Filmen "Beginners" (2010) und "Jahrhundertfrauen" (2016) verzichtet auf simple Schuldzuweisungen über den desolaten Zustand der Welt und malt Erwachsene als Menschen, die genauso verloren sind wie die viel jüngeren. "Come on, Come on" hat nicht alle Antworten, aber es stellt die richtigen Fragen.

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(APA/Red)

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