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Coen-Brüder bei der 66. Berlinale: "Ich finde, das ist eine blöde Frage"

Die Brüder Ethan und Joel Coen drehen seit Jahren gemeinsam Filme
Die Brüder Ethan und Joel Coen drehen seit Jahren gemeinsam Filme ©APA/AFP/JOHN MACDOUGALL
Der Film "Hail, Caesar!" hat die diesjährige Berlinale eröffnet. Darin schauen die Brüder Joel und Ethan Coen hinter die Kulissen im Hollywood der 50er-Jahre.
Coens bei der Berlinale
Berlinale ist eröffnet

Warum sich die Regisseure für die Goldene Ära Hollywoods entschieden und welche Verantwortung Filmemacher in aktuellen politischen Lagen haben, das erzählten sie am Freitag im Interview der dpa und anderen Medien

Mit jedem Ihrer Filme wechseln Sie das Thema und oft auch das Genre. Wie entscheiden Sie sich, was Ihr nächster Film sein wird?

Ethan Coen: Wenn du gerade einen Film beendet hast, willst du danach etwas völlig anderes machen. (…) Insofern ist jeder Film eine Reaktion – eine Gegenreaktion – auf den vorigen Film.

“Hail, Caesar!” erzählt von einer längst vergangenen Zeit. Inwiefern hat sich Hollywood verändert, seitdem Sie dabei sind?

Joel Coen: Hollywood verändert sich immerzu. Es verändert sich als Reaktion auf sich wandelnde Märkte – und auf neue Wege, mit denen man Filme kommerziell nutzen kann. Als wir damals begannen, fing gerade das Heim-Entertainment an. Videos und später DVDs wurden ein wichtiger neuer Markt. (…) Menschen sehen Filme heute anders – einfach, weil die Wege andere sind.

Hat es Sie beide direkt beeinflusst?

Joel Coen: Nein, glücklicherweise und seltsamerweise nicht. Wir hatten uns früh genug etabliert, unsere Arbeitsweise hat sich nicht wirklich verändert. Möglicherweise wird es uns in der Zukunft aber betreffen, wenn wir zusehen müssen, wie wir unsere Projekte finanziert bekommen.

Haben Sie einen besonderen Bezug oder eine Faszination für die 50er-Jahre?

Ethan Coen: Das ist keine besondere Faszination. (…) Wir wussten einfach, dass wir Georges Charakter vom Set eines epischen Films entführen lassen wollten…

Joel Coen: Anfang der 50er gab es Filme wie “Quo vadis?”. (…) Damals gab es auch noch dieses große Hollywoodsystem, diese Fabrik fürs Filmemachen. Es war aber auch der Beginn des Niedergangs, wie Filme gemacht werden. Es gab neue Einflüsse, die sich auf dieses alte System auswirkten.

Fernsehserien boomen derzeit. “Fargo” etwa basiert lose auf einem Ihrer Filme. Können Sie sich vorstellen, selbst eine Serie zu drehen?

Joel Coen: Ich glaube, wir haben noch nie einen Film gemacht, der länger als zwei Stunden und fünf Minuten lang war. Oder?

Ethan Coen: Zwei Stunden und zwei Minuten. Das war “No Country for Old Men”.

Joel Coen: Wir tendieren also eher dazu, etwas Kürzeres zu machen.

Es gibt ja immer wieder Fragen, warum Ihre Filme keine politischen Inhalte haben. Warum nutzen Sie die Plattform nicht, die Sie haben?

Ethan Coen: Ich finde, das ist eine blöde Frage.

Joel Coen: Ich glaube auch, dass die Frage offenbart, wie falsch das Verständnis über Menschen ist, die sich Geschichten ausdenken. Du setzt dich nicht hin und sagst “Ich mache jetzt einen Film über die Flüchtlingskrise”. (…) So läuft das nicht. Jeder, der Drehbücher schreibt, wird genau das sagen. Deswegen ist diese Frage total absurd. Haben Menschen eine Verpflichtung, sich Sorgen um solche Dinge zu machen? Natürlich, man lebt ja in dieser Welt und macht sich darüber Gedanken. Aber muss es sich deswegen auch in deiner Arbeit widerspiegeln als Autor oder Spengler? Nicht unbedingt.

>> Der neue Film er Coen-Brüder

(APA)

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