Seine Partei erwischt Kern damit auf dem falschen Fuß, deutete doch zuletzt alles darauf hin, dass der SPÖ-Chef beim Parteitag am 6. Oktober zur Wiederwahl antritt. Nun steht die größte Oppositionspartei ohne Führung da. Eine offizielle Bestätigung für den Rückzug des SPÖ-Vorsitzenden gab es am Dienstagnachmittag vorerst nicht. Aus Parteikreisen war lediglich zu hören, dass der Rückzug Kerns fix sei. Offen ist indes die Nachfolge. Dienstagnachmittag machten die üblichen roten Verdächtigen wie Nationalratspräsidentin Doris Bures, der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, Burgenlands Landeschef Hans Peter Doskozil oder Gesundheitssprecherin Pamela Rendi-Wagner als potenzielle Kandidaten die Runde. Kaiser und Doskozil sollen allerdings wenig Ambitionen auf das Amt des Parteichefs haben.
Kern musste Kanzleramt räumen
Kern hatte die SPÖ-Führung im Mai 2016 übernommen und wurde nach der Ablöse von Werner Faymann auch Bundeskanzler. Nach der Niederlage bei der Nationalratswahl im Oktober 2017 musste der glücklose Kern das Kanzleramt an ÖVP-Chef Sebastian Kurz abtreten.
Von Amtsmüdigkeit war nichts zu spüren
Der Oppositionsführer wäre beim SPÖ-Parteitag am 6. Oktober eigentlich zur Wiederwahl angestanden. Kern hatte sich erst vergangene Woche von den Parteigremien als einziger Kandidat für den Vorsitz beim Parteitag designieren lassen. Auch bei diversen Sommerinterviews hatte Kern keine Amtsmüdigkeit gezeigt. Umso überraschender kam der Ausstieg Kerns nun für seine Parteifreunde und -feinde. Für die SPÖ bleibt nun nicht viel Zeit, personelle Weichen für eine ohnehin schwierige Zukunft in der Oppositionsrolle zu stellen.
Führungswechsel bei Oppositionsparteien
Mit dem Rückzug Kerns ist übrigens keiner der Nationalratsspitzenkandidaten der Oppositionsparteien mehr im Amt. NEOS-Chef Matthias Strolz hat an seine Nachfolgerin Beate Meinl-Reisinger übergeben, bei der Liste Pilz hatte sich Peter Pilz zunächst als Parteichef und Abgeordneter zurückgezogen, ehe er doch wieder in den Nationalrat zurückkehrte, und bei den Grünen, die nach ihrer Zertrümmerung bei der Nationalratswahl aus dem Parlament ausgeschieden waren, hat Werner Kogler den Rest der Partei übernommen.
(APA/red.)