Raiffeisen, seit vielen Jahren Millionensponsor des ÖFB, hat mit einem Brief an die Präsidiumsmitglieder des Fußballverbands aufhorchen lassen. Wie eine österreichische Tageszeitung am Mittwoch online berichtete, wurden in dem am Dienstagabend zugestellten zweiseitigen Schreiben mangelnde Professionalität und Kommunikation seitens des ÖFB beklagt und auch gleich zwei Kandidaten für den Präsidentenposten vorgeschlagen: UNIQA-Vorstand Kurt Svoboda und ImmoUnited-Gründer Roland Schmid.
Svoboda bekleidet bei der Raiffeisen-nahen Versicherung seit vielen Jahren Führungspositionen und galt bereits 2021 als Anwärter auf den Job, sagte dann aber wohl aus Zeitgründen ab. Schmid stellte sich damals der Präsidentenwahl und verlor gegen Gerhard Milletich. Beide seien laut Raiffeisen "geeignete Kandidaten" mit dem "erforderlichen Profil".
Raiffeisen macht Druck
Derzeit wird der ÖFB vom steirischen Landesverbandspräsidenten Wolfgang Bartosch geführt. Dessen Nachfolger soll am 18. Mai im Rahmen der Bundeshauptversammlung in Bregenz gekürt werden und dann als Aufsichtsratsvorsitzender firmieren, sofern die Strukturreform wie geplant durchgeht. Raiffeisen machte deutlich, sich kein Mitglied des aktuellen Präsidiums als künftigen Verbandsboss zu wünschen. "Sollte diese Entscheidung zum wiederholten Male im Sinne der internen Interessen einzelner Präsidiumsmitglieder fallen, behalten wir uns vor, die zukünftige Zusammenarbeit mit dem ÖFB stark in Frage zu stellen", forderte die Vorstandsvorsitzende der Zentralen Raiffeisenwerbung, Petra Walter, namens der gesamten Bankengruppe.
"Verbleib des aktuellen Teamchefs" soll sichergestellt werden
Weiters war zu lesen, es wäre "wünschenswert, für die Position des Präsidenten eine Führungspersönlichkeit zu gewinnen, die nicht primär interne machtpolitische Interessen vertritt, sondern den ÖFB national und international so repräsentiert, dass er wieder eine entsprechende Rolle im heimischen Breiten- und Spitzensport einnehmen kann. Das wäre auch notwendig, um den Verbleib des aktuellen Teamchefs (Anm.: Ralf Rangnick) sicherzustellen."
Moniert wurde außerdem, dass es seit den - mittlerweile revidierten - Kündigungen von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold und ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer sowie seit dem Rücktritt des Verbandspräsidenten Klaus Mitterdorfer im vergangenen Herbst "keine Kommunikation mit uns als einem der langjährigsten und größten Partner des ÖFB" gegeben habe. "Informationen zur aktuellen Lage müssen wir unerfreulicherweise den Medien entnehmen." Raiffeisen erwarte nun "einen geschlossenen und professionellen Auftritt des gesamten ÖFB in der Öffentlichkeit sowie eine Präsidiumsführung, die aufgrund ihrer Management-Qualitäten und ihrer Kompetenz überzeugt und ein klares Verständnis von der ehrenamtlichen Rolle des Präsidenten vermittelt".
Bartosch: "ein bisschen irritierend"
Bartosch sagte zu diesem Thema der APA, er werde umgehend das Gespräch mit Raiffeisen suchen. Den Inhalt des Schreibens bezeichnete der Steirer als "ein bisschen irritierend und ein bisschen eigenartig. Ich halte es für nicht sehr glücklich, wenn ein Sponsor zwei Personen für das Präsidentenamt vorschlägt, noch dazu, wenn gerade eine Strukturreform im Gange ist", erklärte Bartosch.
(APA)