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"Chance 45": AK fordert Joboffensive für Arbeitslose

Auch in der Pflege sollen einige Arbeitsplätze bestehen.
Auch in der Pflege sollen einige Arbeitsplätze bestehen. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Die Arbeiterkammer will eine öffentlich finanzierte Joboffensive. Der Ausbau von Pflege und Kinderbetreuung soll Jobs schaffen, zudem sollen Langzeitarbeitslose bei Gemeinden untergestellt werden.

Die Arbeiterkammer (AK) fordert eine Joboffensive durch die öffentliche Hand. Der Staat habe eine Verantwortung im Kampf gegen die Rekordarbeitslosigkeit von über einer halben Million Arbeitslosen. Geschaffen werden sollen etwa Jobs in der Pflege und in der Kinderbetreuung, für Langzeitarbeitslose sollten soziale und ökologische Beschäftigungen in den Gemeinden entstehen.

Die AK hat dazu ein Modell entwickelt, die "Chance45". Für Menschen die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben - etwa ältere Langzeitarbeitslose - sollen über 40.000 Jobs entstehen.

Bei einer Online-Diskussion am Freitag erklärte AK-Expertin Sybille Pirklbauer, in der schwersten Arbeitsmarktkrise der Zweiten Republik müsse der Staat stärker eingreifen und Jobs schaffen. Es sei eine Katastrophe, dass man mit 45 Jahren am Arbeitsmarkt teilweise schon ausgesteuert werde. Es gebe viele Beschäftigungsmöglichkeiten in den Gemeinden, die Mehrwert brächten, etwa in der Betreuung von alten und kranken Menschen, durch die Einrichtung eines Anruf-Sammeltaxis oder eines Reparaturzentrums. Bei der AK-Jobinitiative käme viel vom investierten Geld zurück, es gebe Nettokosten von rund 300 Mio. Euro.

AMS-Chef: Mit 45 Jahren noch nicht chancenlos

AMS-Vorstand Johannes Kopf hingegen meinte, in Österreich sei man mit 45 Jahren noch nicht chancenlos am Arbeitsmarkt, schwierig werde es erst ab 50, 55 Jahren. Problematisch sei die Lage für Langzeitarbeitslose, weil sie von Unternehmen gar nicht mehr zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen würden, daher würde für sie ein öffentliches Beschäftigungsprogramm durchaus Sinn machen. Der Staat müsse einerseits auf die Effizienz in der staatlichen Verwaltung achten, dürfe also nicht mehr Leute als notwendig anstellen. Andererseits wäre ein Jobprogramm eine sozialpolitische Maßnahme, wenn der Staat dadurch neue Aufgaben übernehme, etwa die bessere Betreuung von alten Menschen.

ÖGB-Frauenvorsitzende Korinna Schumann forderte einen Ausbau der ganztägigen Kinderbetreuung, dadurch würden mehr Chancen für Frauen entstehen. Für jedes Kind ab dem ersten Lebensjahr sollte es die Möglichkeit für Kinderbetreuung geben, damit die Eltern Vollzeit arbeiten gehen könnten. Das wäre ein Konjunkturprogramm und würde die Regionen stärken, aber auch den Kindern die bestmögliche frühkindliche Bildung vermitteln. "Jetzt wäre die Zeit für einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz", sagte Schumann. Der Sozialstaat sei der eigentliche "Held der Krise", nun müsse er gestärkt werden.

AK will Pflege-Offensive forcieren

Die AK will auch eine Pflege-Offensive: Bis 2030 brauche es 76.000 zusätzliche Pflegekräfte, um die derzeitige Versorgung aufrecht zu erhalten. Die AK hat ein Pflegepaket vorgeschlagen, dass 39.000 Jobs schaffen soll. Laut AMS-Vorstand Kopf hat Österreich bisher den Mangel an Pflegekräften mit ausländischen Pflegekräften kompensiert. Die öffentliche Hand könnte aber die Arbeitsbedingungen verbessern, die Löhne erhöhen und mehr Ausbildungsmöglichkeiten schaffen, dann wäre die Pflege auch im Inland ein attraktiver Arbeitsmarkt.

Die Wirtschaftsjournalistin Angela Sellner von der Tageszeitung "Österreich" verwies auf die Problematik der hohen Arbeitslosigkeit für die Gesamtwirtschaft. "Wenn wir mehr Beschäftigte haben, läuft auch der Konsum wieder an", sagte sie. Denn die Arbeitslosen geben kein Geld aus, egal wie lange die Geschäfte offen halten. Den Unternehmen werde viel geholfen, nun müsse man auch die Arbeitslosigkeit aktiv bekämpfen. "Die Wirtschaft wird sich nicht erholen können, wenn eine halbe Million Menschen keinen Job hat." Nach dem Auslaufen der Kurzarbeit drohe ein weiterer Stellenabbau.

(APA/Red)

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