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Cats - Trailer und Kritik zum Film

Das Musical "Cats" von Starkomponist Andrew Lloyd Webber gehört weltweit zu den beliebtesten Bühnenshows. Nun bringt Tom Hooper das Musical auf die Kinoleinwand - und konnte dafür eine hochkarätige Besetzung gewinnen: Judi Dench, Ian McKellen, Jennifer Hudson und Rebel Wilson sind genauso dabei wie Popstar Taylor Swift.

40 Jahre lang blieb Andrew Lloyd Webbers 1981 uraufgeführter Musicalklassiker "Cats" unverfilmt - trotz mittlerweile über 80 Millionen Zuschauern weltweit. Verwunderlich. Bis sich Regisseur Tom Hooper ("Les Miserables") mit einem Starcast des Stoffes annahm. Und nun wundert man sich nicht mehr. Das filmische Zwitterwesen macht aus Kult Trash - und das leider unabsichtlich. Ab Mittwoch im Kino.

Cats - Kurzinhalt zum Film

Mit einer Filmversion des Bühnenwerks zu warten, bis die technischen Möglichkeiten des Kinos eine glaubhafte Animation singender Katzen erlauben, war ja eigentlich eine vernünftige Entscheidung gewesen. Nun lassen jedoch die Darsteller der Jellicle-Katzen die Filmfreunde mit offenen Mündern im Kino zurück - ob der Peinlichkeit der computergenerierten Figuren. Die Gesichter des Casts sind in die Katzenhybriden hineinmontiert, als hätte der betagte Onkel erste Photoshop-Gehversuche für eine lustige Urlaubsgrußkarte unternommen. Die menschlichen Gesichter bleiben praktisch unverändert - von den Schnurrhaaren abgesehen.

Weshalb haben weibliche Jellicle-Katzen Brüste, aber keine Zitzen? Weshalb haben die männlichen Pendants im Schritt nichts, tragen aber bisweilen trotzdem Hosen? Weshalb muss eine Katze einen Pelzmantel tragen? Auch wenn man diese innere Weltenlogik von "Cats" akzeptiert, fragt man sich, weshalb in einer millionenschweren Hollywoodproduktion Katzendarsteller wie an Seilen auf einer Bühne durch die Luft fliegen.

Dennoch bleiben die teils prominenten Schauspieler hinter den Katzenpartien auf den ersten Blick meist unkenntlich - vermutlich ein Segen für deren weitere Karriere. Die britische Balletttänzerin Francesca Hayward hat als Leinwandelevin den zur Identifikationsfigur ausgebauten Part der jungen Victoria über, die tänzerisch, aber keineswegs sängerisch überzeugt, was die Macher nicht davon abgehalten, ihr mit "Beautiful Ghosts" einen neuen, von Lloyd Webber mit Taylor Swift geschriebenen Song zu geben.

Cats - Die Kritik

Einige Protagonisten indes können durchaus mit Sangesleistungen glänzen, wenn etwa "Dreamgirl" Jennifer Hudson als Grizabella das unsterbliche "Memory" intoniert, R&B-Sänger Jason Derulo einen flotten Rum Tum Tugger gibt und sogar Swift selbst als Bombalurina eine schnurrige Nummer abliefert - mit dank Animationsabteilung mal breiterer und mal schmalerer Hüfte. Womit aber haben die "Cats"-Macher die große Judi Dench erpressen können, dass die 85-jährige Dame Commander des Order of the British Empire als erste Frau die Rolle des Alt Deuteronimus interpretiert? Mit Seemannsbart und allenfalls der rudimentären Fähigkeit zu einer Art Sprechgesang. Auch dass Idris Elba die Rolle des Bösewichts Macavity übernommen hat, dürfte etwaigen Ambitionen als nächster James Bond abträglich sein. "Gandalf" Ian McKellen als Theaterkater Gus, Showmaster James Corden als fetter Kater Bustopher Jones oder Trashcomedienne Rebel Wilson als Jennyanydots machen es vielleicht sympathischer, aber nicht besser.

Bei den Darstellern bleibt es allerdings nicht, ist doch praktisch das gesamte Set des losen Handlungsrahmens um die auf Gedichten von T. S. Eliot basierenden Jellicle-Katzen computergeneriert. Wenn sich die Meute einmal im Jahr um Alt Deuteronimus versammelt, der - oder hier die - einem von ihnen ein neues Leben schenkt, glänzt das alte London als Kulisse. Zugleich funktionieren hier selbst die einfachsten Greenscreenregeln nicht. Weder stimmen die Dimensionen der Katzen im Verhältnis zu ihrer menschlichen Umwelt, noch lassen sich die Randunschärfen im Übergang der Körper zur animierten Umgebung verstecken.

Was wäre im heutigen Animationsreigen mit diesem Stoff alles möglich gewesen, mag da der Musicalfan mit Bedauern fragen. Statt einer heutigen Erzählung des Werks, steht am Ende ein unabsichtlich trashiger "Sharknado" mit Katzen. Wer sollte für solch einen Hybrid aus Nostalgie und veraltetem Filmhandwerk die Zielgruppe sein? Es fallen einem einzig Kinder der 1980er ein, die heute immer noch Kinder sind und in den vergangenen Jahrzehnten keinen Film gesehen haben. Dann noch lieber im Wiener Ronacher die klassische Bühnenversion anschauen.

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(APA/Red)

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