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Cannabinoide wirken entzündungshemmend

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Zwei Studien belegen den gesundheitlichen Nutzen der Inhaltsstoffe von Hanf. Wissenschafter der Universität Bonn wiesen an Mäusen nach, dass Cannabinoide Entzündungen hemmen.

Außerdem belegten Heidelberger Forscher, dass das Pflanzenmittel, aus dem die Drogen Haschisch und Marihuana gewonnen werden, grundsätzlich gegen chronische Schmerzen eingesetzt werden kann, ohne dass es eine Rauschwirkung entfaltet.

Extrakte der Hanfpflanze Cannabis wurden traditionell in der Volksmedizin eingesetzt. Das Naturheilmittel gab es Anfang des 20. Jahrhunderts noch in jeder Apotheke. Erst in den dreißiger Jahren verschwand das Pflanzenmittel aus den Regalen, wegen der berauschenden Wirkung des Inhaltsstoffs THC (Tetrahydrocannabinol). Dieser Wirkstoff bindet an die so genannten Cannabinoid-Rezeptoren, von denen es zwei Typen im Körper gibt. Lange Zeit war unklar, warum der Körper über diese Rezeptoren verfügt. Inzwischen weiß man, dass der Körper auch eigene Cannabinoide bildet, die ebenso wie THC an die Rezeptoren binden.

Der Hirnforscher Professor Andreas Zimmer von der Universität Bonn entdeckte nun, dass diese so genannten Endocannabinoide unter anderem eine wichtige Rolle bei der Regulation von Entzündungsvorgängen spielen. So reagiert etwa die Haut von Mäusen, bei denen die Cannabinoid-Rezeptoren fehlen, viel stärker auf Allergene. Offenbar verhindern Endocannabinoide bei Entzündungen, dass die Immunreaktion außer Kontrolle gerät.

Die Ergebnisse eröffnen nach Angaben der Universität Bonn neue Optionen für die Behandlung von Hautallergien und Entzündungen. Erfolg könnten etwa Medikamente versprechen, die den Abbau von Endocannabinoiden verhindern. Möglich wäre aber auch eine Rückkehr des alten Hausmittels Cannabis. Behandelten die Forscher die Tiere kurz vor und nach Auftragen eines Allergens lokal mit einer THC-Lösung, so fiel die Schwellung deutlich geringer aus. Für eine Rauschwirkung war die THC-Menge viel zu gering.

Unterdessen zeigten Pharmakologen der Universität Heidelberg im Tierversuch erstmals, dass die schmerzlindernde und die Rauschwirkung von Cannabinoiden an verschiedenen Stellen im Nervensystems entstehen: Schmerzen werden vor allem an den Nervenfasern unterdrückt, während der Rausch überwiegend im Gehirn entsteht.

Die Forscher folgern daraus, dass es grundsätzlich möglich ist, Cannabinoid-Medikamente zu entwickeln, die gezielt Schmerzen bekämpfen, ohne dabei einen Rausch hervorzurufen. Davon könnten nach Angaben der Universität Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, Entzündungen von Haut oder Organen sowie Patienten mit Nervenverletzungen profitieren. Jeder fünfte Europäer leidet an chronischen Schmerzen.

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