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Can You Ever Forgive Me? - Kritik und Trailer zum Film

Durch derbe Komödien wurde Melissa McCarthy zum Star. Nun zeigt sie sich in dem Drama "Can You Ever Forgive Me?" von ihrer ernsten, berührenden Seite. In der Buchverfilmung unter der Regie von Marielle Heller ("The Diary of a Teenage Girl") spielt sie die 2014 gestorbene US-Autorin Lee Israel, die als Betrügerin in die Schlagzeilen geraten war. Aus Geldnot hatte sie in den 1990er-Jahren Hunderte Briefe berühmter Autoren und Schauspieler, darunter Ernest Hemingway, Humphrey Bogart und Dorothy Parker, gefälscht und verkauft.

In Marielle Hellers herrlich dunkler Komödie “Can You Ever Forgive Me?”, die auf den gleichnamigen Memoiren der berüchtigten New Yorker Literaturfälscherin Lee Israel beruht, bekommt Oscar-Kandidatin Melissa McCarthy (“Spy”, “Ghostbusters”) endlich die dramatische Rolle, die sie verdient. Sie schenkt uns eine der liebenswertesten Anti-Heldinnen der jüngsten Zeit. Ab Freitag im Kino.

Can You Ever Forgive Me? – Kurzinhalt zum Film

Melissa McCarthy (48) spielt Lee Israel, eine New Yorker Schriftstellerin, die in den 1990er-Jahren aus der Not heraus zu einer literarischen Fälscherin avancierte. Wir begegnen ihr im Alter von 51 Jahren, während sie gerade von einem Aushilfsjob gefeuert wird. Lee ist mürrisch, asozial und selbstsüchtig und eine ziemlich unausstehliche Person, mit der sowohl ihre Ex-Freundin, als auch ihre Managerin nichts mehr zu tun haben will. Ihre Wohnung riecht schrecklich, wegen ihrer laxen Gewohnheiten, aber auch wegen ihrer alten Katze – die einzige Kreatur, die sie aufrichtig liebt.

Einst war sie eine erfolgreiche Biografin von berühmten Frauen, aber ihre kulturhistorischen Projekte sind aus der Mode gekommen, und niemand interessiert sich für eine Biografie von Fanny Brice (die Comedienne, die von Barbra Streisand in “Funny Girl” porträtiert wurde). Sie ist auf dem besten Weg, Alkoholikerin zu werden. Ihre Katze ist krank. Ihre Miete ist überfällig. Lee braucht Geld.

Da stolpert sie eines Tages in einem alten Buch auf einen echten Brief von Fanny Brice, und Lee stellt fest, dass es einen Nischenmarkt für diese Art von Erinnerungsstücken gibt. Das Problem ist, dass die echten Briefe oft langweilig und rar sind, also macht es sich Lee zur Aufgabe die Briefe selbst zu tippen – im Stil von Noël Coward, Dorothy Parker, Louise Brooks und anderen verstorbenen Prominenten – um sie dann für viel Geld an Sammler zu verkaufen. Sie findet sogar einen Komplizen und Freund in einem homosexuellen, trinkfesten und obdachlosen Bonvivant (auch für den Oscar nominiert: Richard E. Grant) – zumindest so lange, bis ihnen das FBI auf die Schliche kommt.

Can You Ever Forgive Me? – Die Kritik

US-Regisseurin Marielle Heller (“The Diary of a Teenage Girl”) und die Oscar-nominierten Drehbuchautoren Jeff Whitty und Nicole Holofcener haben ein bewundernswert zurückhaltendes und überraschend rührendes Drama in einem ehrlichen, kompromisslosen Licht geschaffen. “Can You Ever Forgive Me?” ist das Porträt einer exzentrischen, einsamen und unvollkommenen Frau, und die Filmemacher hüten sich davor, Lees Missetaten zu moralisieren oder ihre Ecken und Kanten abzuschleifen. Israel, die ihre Memoiren 2008 veröffentlichte und inzwischen verstorben ist, war letztendlich stolz auf ihre Fälschungen. Wenn sie sagt: “Ich bin eine bessere Dorothy Parker als Dorothy Parker”, dann stimmt das wahrscheinlich auch.

Melissa McCarthy, die bisher eher auf das Komödienfach beschränkt war, bringt uns hier viel mehr als nur zum Lachen. Wer ihre Karriere verfolgt hat, der wusste, dass sie es kann, wenn ihr nur jemand die Chance dazu gibt. Für ihre Rolle als exzentrische Brautjungfer in “Brautalarm” (2011) war sie als Beste Nebendarstellerin für den Oscar nominiert. Seitdem hat sie eine grobe, vulgäre und urkomische Persona kultiviert, die nicht immer vollends aufgeht. In diesem Jahr droht ihr sogar eine Goldene Himbeere als “Schlechteste Schauspielerin” in “The Happytime Murders” und “How to Party with Mom”.

Aber diese Rollen disqualifizieren sie keineswegs als Schauspielerin. Als Lee Israel gibt sie eine zutiefst gefühlvolle Performance, die einen tieferen Einblick in die Verzweiflung einer schwierigen Frau gibt. Es ist gut nachvollziehbar, warum sie für den Oscar nominiert ist (insgesamt erhielt die Tragikomödie drei Nominierungen). In ihren Händen ist Lee eine der kratzbürstigsten Anti-Heldinnen der jüngeren Zeit, eine egoistische Lügnerin, die in den Augen von Marielle Heller trotzdem zu jemandem wird, dem wir so ziemlich alles vergeben würden.

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(APA/Red)

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