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Burgtheater nahm Abschied von Annemarie Düringer

Burgtheater-Doyenne starb am 26. November
Burgtheater-Doyenne starb am 26. November
Nur drei Monate nach der Trauerfeier für Gert Voss war der volksgartenseitige Eingang des Wiener Burgtheaters am Donnerstagnachmittag erneut in Schwarz gehüllt. Auf der Feststiege haben sich Familie, Freunde, Kollegen und Weggefährten von der Kammerschauspielerin Annemarie Düringer verabschiedet. Die Doyenne des Hauses war am 26. November, an ihrem 89. Geburtstag, in Baden (NÖ) verstorben.


“In diesem Jahr hat der Tod im Burgtheater eine reiche Ernte eingebracht”, merkte Achim Benning, der mehr als 50 Jahre lang mit Düringer zusammengearbeitet hatte, in seiner Rede auf seine “strenge, aber freundliche Partnerin” an. “Der Abschied von Gert Voss hier ist noch gegenwärtig, vor wenigen Tagen ist ihm Ursula Voss in die andere Welt gefolgt.” Nun sei man “an diesem Ort des Todes zusammengekommen”, um Düringer als Ehrenmitglied der Burg zu verabschieden, so der ehemalige Direktor des Hauses, der auch an die heuer verstorbenen Schauspieler Pavel Landovsky, Florian Liewehr und Karlheinz Hackl erinnerte – “Menschen, mit denen Annemarie Düringer in diesem Haus gelebt hat”.

Tatsächlich sei das Burgtheater für Düringer “der Ort ihres Lebens” gewesen, so die nunmehrige Direktorin Karin Bergmann. Mehr als 60 Jahre lang habe die gebürtige Schweizerin hier verbracht, begonnen habe alles mit dem Einspringen für eine Kollegin im Herbst 1949, von dem an “eine außergewöhnliche Karriere” ihren Lauf nahm. “Die Düringer war geboren, und sie war von Anfang an besonders. Sie erwählte die Schauspielerei als Beruf ohne Pathos, war Vertreterin einer neuen Generation, bei der Technik, Fleiß und Wille sowie Ausdauer und Kühnheit im Vordergrund stehen, wo man sich die Welt erst erobert, bevor man von ihr fasziniert ist”, so Bergmann. Bis zuletzt sei sie “immer der Sache zugehörig” gewesen, habe Haltung gezeigt, “auch wenn sie nicht auf der Bühne stand”.

Dass sie für manche auch “die schwierige Düringer” war, daraus machte Benning keinen Hehl. “Die Zuspitzungen ihrer Meinungen, die Radikalität ihrer Urteile, die oft rigorose Unerbittlichkeit ihrer Handlung waren auch Teil ihrer künstlerischen Suche, und sind von der unverwechselbaren Qualität ihrer Theaterarbeit nicht zu trennen”, so Benning, der Düringers “fundamentale Strenge gegenüber Direktoren” auf ihren möglicherweise geheimen Wunsch zurückführte, selbst einmal Prinzipalin des Hauses zu werden. Josef Gielen (1948 bis 1954) jedenfalls habe sie einst als “den vielleicht letzten ordentlichen Direktor des Hauses” bezeichnet. Dass es ihr Urteil über die “tatsächlich erste Prinzipalin” Karin Bergmann nun nicht mehr geben wird, sei “ein Verlust”.

Der Verlust der Kammerschauspielerin bringe im Rahmen der traditionsgemäß für Ehrenmitglieder veranstaltenden Abschiedszeremonie mit anschließendem Trauerzug des Sarges um das Haus erstmals “die leibliche und die Theater-Familie” zusammen, so Ensemble-Kollege Hermann Scheidleder in seiner launigen Rede vor Gästen wie u.a. Lotte Tobisch, dem interimistischen Bundestheater-Holding-Chef Günter Rhomberg, Ensemblesprecher Roland Koch, Ioan Holender, Erika Pluhar sowie Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin der Innenstadt (ÖVP). Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hingegen ließ sich entschuldigen.

Als Doyenne der Burg sei Düringer wie die Großmutter einer Familie, “oder wie die ‘Queen Mum’ bei den Royals” gewesen. “Sie war in der Tat eine Königin, auch eine Königin der Herzen für ihr Publikum”, so Scheidleder, der an den “einmaligen Augen-Niederschlag” seiner auch im Alter “wunderschönen” Kollegin erinnerte. Dass man Düringer, die im familiären Kreis in der Schweiz beigesetzt werden soll, nun in ihre Heimat ziehen lasse, sei zwar “verständlich”. Scheidleder aber hätte sie aber gerne oft am Wiener Zentralfriedhof besucht, “um ihr all den Tratsch zu erzählen”.

Die Theater- und Filmschauspielerin Annemarie Düringer wurde am 26. November 1925 in Arlesheim bei Basel (Schweiz) geboren. 1946 begann sie eine Schauspielausbildung in Paris, die sie ein Jahr später am Wiener Max-Reinhardt-Seminar fortsetzte. 1949 wurde sie Ensemblemitglied des Burgtheaters. In über 70 Rollen arbeitete sie u.a. mit Regisseuren wie Thomas Langhoff, Hans Neuenfels und Claus Peymann. 2001 wurde sie zur Doyenne des Burgtheaters ernannt, im Jahr zuvor erhielt sie nach dem Tod von Paula Wessely den Alma-Seidler-Ring. Wen sie in ihrem Testament als dessen neue Trägerin bestimmt hat, will das Burgtheater morgen, Freitag, verkünden.

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