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Bundespräsidenten-Wahl: In Vorarlberg zogen christliche Grundwerte

Bregenz -  In Vorarlberg tickten die Uhren bei der Bundespräsidentenwahl am Sonntag einmal mehr anders. Zur allgemeinen Überraschung lag - anders als in allen anderen Bundesländern - Rudolf Gehring (Christliche Partei Österreichs, 10,76 Prozent) vor FPÖ-Kandidatin Barbara Rosenkranz (8,11 Prozent).
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Dafür dürfte insbesondere Gehrings Betonung der christlichen Werte den Ausschlag gegeben haben, war man sich am Montag in Vorarlberg einig.

“Wir wissen, dass es in Vorarlberg eine Bewegung gibt, die den christlichen Zugang wählt”, erklärte etwa ÖVP-Landesgeschäftsführer Dietmar Wetz gegenüber der APA. Alleine die Tatsache, dass die Kinder von Barbara Rosenkranz nicht getauft sind und Heinz Fischer bekennender Agnostiker ist, habe diese beiden Kandidaten für einen gewissen Personenkreis in Vorarlberg unwählbar gemacht. Dazu sei noch gekommen, dass die Vorarlberger Freiheitlichen so gut wie keine Werbung für Rosenkranz gemacht hätten.

Reinhold Einwallner, Landesgeschäftsführer der SPÖ, blies ins selbe Horn. “In Vorarlberg besteht ein großes christlich-konservatives Potenzial”, so Einwallner. Und auch FPÖ-Landesparteiobmann Dieter Egger benannte die klar ausgesprochenen Werte als einen Erfolgfaktor Gehrings. “Das hat bei Rosenkranz gefehlt”, stellte der Parteichef fest. Eine mangelnde Unterstützung von Rosenkranz durch seine Partei wollte sich Egger von ÖVP und SPÖ aber nicht vorwerfen lassen. “Das stimmt überhaupt nicht”, betonte er. Nach den vielen Wahlen in den vergangenen zwei Jahren stoße man allerdings irgendwann auch an organisatorische Grenzen.

Gehring schnitt in Vorarlberg insbesondere im Großen Walsertal und im Bregenzerwald besonders gut ab – von den fünf besten österreichweit erzielten Ergebnissen fuhr Gehring gleich vier davon in diesen beiden ländlich geprägten Talschaften ein, die bei anderen Wahlen von der ÖVP dominiert werden. Und auch in diesen Kleingemeinden verwiesen die Bürgermeister auf die von Gehring vertretenen Werte.

“Für Gehring wurde von christlicher Seite Stimmung gemacht”, erzählte etwa Georg Fröwis, Bürgermeister von Bezau im Bregenzerwald, wo Gehring einen Stimmenanteil von 20,2 Prozent erhielt. Das sei auch in anderen Orten wie beispielsweise Sonntag (Großwalsertal) – die dort erzielten 40,5 Prozent waren Gehrings bester Wert im Bundesgebiet – so gewesen. Da habe auch Mundpropaganda eine große Rolle gespielt.

Speziell bei älteren Leuten habe die Glaubensrichtung den Ausschlag gegeben, so Hermann Manahl, Bürgermeister von Raggal (Großwalsertal). Werte wie ein Nein zur Abtreibung hätten in ländlichen Gegenden nach wie vor großen Stellenwert. Für Bruno Summer als Ortschef von St. Gerold (Großwalsertal) – mit 26,3 Prozent Stimmenanteil die zweitstärkste Gehring-Gemeinde nach Sonntag – war denkbar, dass es sich beim Zuspruch zu Gehring auch um viele Proteststimmen handeln könnte.

Dass Vorarlberg bei der Wahlbeteiligung österreichweites Schlusslicht war, wurde von den Parteien mit Bedauern zur Kenntnis genommen. “Die Wahl war schon im Vorfeld entschieden, die Spannung hat gefehlt”, sagte Wetz, der bei der Vorarlberger SPÖ “Probleme bei der Mobilisierung” erkannt haben wollte. Umgekehrt warf Einwallner der Volkspartei vor, sich von der Wahl distanziert zu haben. Die vom Vorarlberger SPÖ-Chef Michael Ritsch geforderte Wiedereinführung der Wahlpflicht nannte selbst Einwallner unrealistisch. Egger merkte an, man habe schon im Wahlkampf gespürt, “dass die Leute keine Motivation haben, zur Wahl zu gehen”.

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