Wenig Verständnis für die gestrigen Proteste im Verlauf von Romeo Castelluccis Performance “Sul concetto di volto nel Figlio di Dio” (“Über das Konzept des Angesichts von Gottes Sohn”) im Burgtheater zeigte der Wiener Dompfarrer Toni Faber.
“Ich habe Respekt vor religiösen Empfindlichkeiten, wir dürfen selbst aber nicht zu wehleidig sein”, sagte er bei einem von den Wiener Festwochen veranstalteten Publikumsgespräch mit Castellucci und Moderator Ronald Pohl heute, Sonntag, den 12. Mai.
Dompfarrer hat für Proteste wenig Verständnis
Derartige Proteste seien “vielleicht entschuldbar” durch Unkenntnis von Castelluccis Werk, “aber ansonsten halte ich das für künstliche Aufregung”, so Faber. In einer Demokratie “müssen wir in Kauf nehmen, dass unsere Werte auch infrage gestellt werden”, meinte der Dompfarrer, der seine persönliche Empfindlichkeitsgrenze weit höher einstufte. Die gezeigte Performance sei “in keinster Weise dazu geeignet”, auf offenbar gestern im Burgtheater verteilten Flugblättern angestellte Vergleiche zu rigiden Gesetzgebungen zu ziehen, die etwa in manchen Ländern die Herabwürdigung des Islams unter strenge Strafen stelle.
Er selbst habe sich in dem Blick Jesu Christi, der durch die Projektion des Gemäldes “Salvator mundi” des Renaissancekünstlers Antonello da Messina nicht nur auf die Bühnenvorgänge, sondern auch auf die Zuschauer gerichtet war, “gut aufgehoben gefühlt”.
Proteste bei Wiener Festwochen
“Christus ist nicht in die Welt gekommen, um die Frommen noch frömmer zu machen, sondern um sie manchmal auch menschlicher zu machen”, meinte Toni Faber weiter.
Die gestrige Festwochen-Aufführung war durch heftige Proteste einer kleinen Zuschauergruppe begleitet gewesen, als auf der Bühne eine Gruppe von Schulkindern das Jesus-Bild mit Plastik-Handgranaten bewarf. Die meiste Zeit zeigt die einstündigen Aufführung einen erwachsenen Mann bei der Pflege seines inkontinenten alten Vaters.
(Red./APA)