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Brutale Anschlagsserie auf Wiener Handyshop: Sieben Jugendliche ausgeforscht

Mehrere Jugendliche waren an der Angriffserie auf einen Wiener Shop beteiligt.
Mehrere Jugendliche waren an der Angriffserie auf einen Wiener Shop beteiligt. ©LPD Wien
Nach einer brutalen Anschlagsserie auf einen Wiener Handyshop konnte die Polizei nun sieben Jugendliche ausforschen. Die Verdächtigen im Alter von 14 bis 18 Jahren wollten Schutzgeld erpressen. Vor allem die hohe kriminelle Energie der Bande überraschte die Ermittler.
Schutzgeld von Shop-Besitzer gefordert

Eine Gruppe Jugendlicher, die für die im September verübten Brandanschläge auf einen Handyshop in Wien verantwortlich gemacht wird, besteht aus mehr Mitgliedern als zunächst angenommen. Die Polizei verdächtigt sieben junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren, sich an den Übergriffen beteiligt zu haben, um Schutzgeld vom Ladenbesitzer zu erpressen. Die Ermittler zeigten sich besonders von dem jungen Alter und der hohen kriminellen Energie der Verdächtigen überrascht, so Gerhard Winkler, der Leiter des Landeskriminalamts Wien, am Dienstag.

Angriffe auf Shop mit Molotowcocktail und Feuerwerkskörpern, Geschäft mit Messern gestürmt

Laut Polizeibericht begann die Angriffsserie am 8. September, als ein Molotowcocktail auf die Fassade des Handyshops in Wien-Meidling geworfen wurde. Am 12. September stürmten vier maskierte und mit Messern bewaffnete Täter den Shop, zerstörten das Schaufenster und entwendeten zwei iPhones. Die Serie eskalierte am 14. September, als das Schaufenster des Geschäfts mit illegalen Feuerwerkskörpern aufgesprengt wurde. Am Folgetag boten zwei Mitglieder der Gruppe dem Besitzer Schutzdienste gegen eine noch nicht festgelegte Summe an, eine Forderung, die sie auch per Whatsapp-Nachricht bekräftigten. Der Eigentümer lehnte das Angebot ab.

Shop-Besitzer lehnte Schutzgeld-Angebot der Jugendbande ab

Am Tag nach dem Anschlag bekam der Besitzer dann Besuch von zwei jungen Männern, die ihm anboten, sein Geschäft gegen ein noch unbekanntes Entgelt beschützen zu wollen. Diese Forderung unterstrichen sie auch mit der Whatsapp-Nachricht:"Brat, (...) es stehen vier gute Männer zur Verfügung, die deinen Geschäft 24h bewachen könnten (...) es würde sich für dich auszahlen." Dies lehnte der Eigentümer aber mit den Worten "Nein Bro" ab.

Die Ablehnung dürften die Verdächtigen nicht akzeptiert haben. Am 19. September sollen die jungen Männer am helllichten Tag einen Molotowcocktail durch die Türe des Geschäfts geworfen haben. Die meterhohe Stichflamme verfehlte dabei die Frau des Besitzers nur knapp. Der Mann konnte die Flammen mit einem Feuerlöscher löschen und hat dadurch Winkler zufolge Schlimmeres verhindert.

25.000 Euro in Drohbrief verlangt

Als der Mann immer noch nicht zahlen wollte, setzten die Jugendlichen ihren letzten Schritt: Sie legten dem Besitzer eine blaue Kiste vor das Geschäft, die eine Aufforderung enthielt, 25.000 Euro zu zahlen. Unterstrichen wurde ihr Begehren mit einer dazugelegten Gewehr-Patrone. Der 14-jährige Überbringer wurde dabei allerdings von Zeugen beobachtet und festgenommen.

Jugendlicher besaß Pullover mit Al-Qaida-Logo

Nach der Festnahme des 14-jährigen kamen die Ermittler der Bande durch ein Foto von einer Tankstelle, auf dem sie beim Befüllen eines Molotowcocktails zu sehen waren, auf die Spur. Ende September wurden sieben weitere Personen festgenommen, die teilweise noch bei ihren Eltern wohnten oder in Krisenzentren betreut wurden. Unter den Verdächtigen befinden sich neben einem österreichischen Staatsbürger auch ein Syrer, ein Türke und mehrere Tschetschenen. Bei einer Hausdurchsuchung wurde ein Pullover mit einem Al-Qaida-Logo gefunden, obwohl laut Winkler kein islamistischer Hintergrund vorliegt. Bisher waren nur vier Verdächtige bekannt.

"Anfang der kriminellen Karriere": 18-Jähriger stiftete Bande zu Angriffen an

Auffallend ist, dass die Jugendlichen bis auf kleinere Delikte bisher nicht strafrechtlich in Erscheinung getreten waren. Der Überfall auf den Handyshop, den sie scheinbar zufällig ausgewählt hatten, stellt ihren ersten und bisher einzigen bekannten Versuch dar, Schutzgeld zu erpressen. "Sie standen wohl am Anfang ihrer kriminellen Karriere", sagte Winkler. Der mutmaßliche Anführer der Gruppe ist ein 18-jähriger Tschetschene, der die jüngeren Mitglieder zu den Taten angestiftet hatte, ohne sie zu bezahlen.

Die Jugendlichen werden nun wegen Sachbeschädigung, schweren Raubes im Rahmen einer kriminellen Vereinigung, schwerer Erpressung und versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung belangt. Zwei der jungen Männer wurden aufgrund ihres geringen Alters inzwischen freigelassen und besuchen wieder die Schule.

(APA/Red)

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