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Bronze: Wer ist Natko Zrncic-Dim?

Mit WM-Bronze in der Super-Kombination von Val d'Isere hat sich der hoch talentierte Kroate am Montagabend erstmals so richtig auf der großen Ski-Bühne präsentiert.

Natko Zrncic-Dim – Eine Name wie ein Zungenbrecher, aber ein Name, den man sich merken sollte.

Hinter dem Erfolg des 22-jährigen Senkrechtstarters steckt ein Österreicher, nämlich Ex-ÖSV-Abfahrts-Cheftrainer Walter Hubmann, der mittlerweile die zweite Saison gemeinsam mit Ante Kostelic die Geschicke des kleinen, aber feinen kroatischen Herren-Teams mit Zrncic-Dim, Gesamt-Weltcup-Leader Ivica Kostelic und Co. leitet.

“Natko kann ein ganz Großer werden”, meinte Hubmann im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Trotz seiner Kombi-Medaille in Frankreich und zwei Podestplätzen im Weltcup (jeweils Kombi-Dritter in Val d’Isere/2008 und Kitzbühel/2009) will Hubmann seinen Schützling aber noch lange nicht als Allrounder, sondern noch als Rohdiamanten bezeichnen: “Weil wir noch nicht die Zeit gehabt haben, auf alle Disziplinen zu achten.”

Derzeit forciere man speziell Abfahrt (“Da ist er schon extrem weit für sein Alter”) und Slalom, aber auch den Riesentorlauf (“Als absolutes Grundelement”) vernachlässigt man nicht. “Der Fokus liegt darauf, dass man den kompletten Skifahrer betrachtet. Ein wilder Hund zu sein, das allein reicht heutzutage bei weitem nicht mehr. Da braucht man schon deutlich mehr Qualitäten”, so Hubmann, der seit 1985 im Ski-Trainergeschäft (u.a. in der Vergangenheit auch für den Libanon) arbeitet und vor allem im Speed-Bereich einer der erfahrendsten Trainer überhaupt ist.

Die Tatsache, dass die kroatischen Herren trotz der Rückenverletzung von Superstar Kostelic bereits eine Medaille haben, Hubmanns österreichisches Ex-Team hingegen nach wie vor verzweifelt einer hinterherläuft, sieht er gänzlich ohne Schadenfreude. “Ich kämpfe keinesfalls speziell gegen Österreich. Wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit und versuchen, mit den großen Nationen halbwegs mitzuhalten. Das ist schwierig genug.”

Späte Genugtuung empfindet Hubmann auch nicht, wenn er an seinen Abschied aus dem ÖSV im Frühjahr 2007 denkt. Nach langen Diskussionen hatten die Österreicher damals beschlossen, die reine Abfahrts-Trainingsgruppe aufzulösen. Der ÖSV hatte Hubmann daraufhin angeboten, ein Pilotprojekt für den Abfahrts-Nachwuchs und den Europacup zu leiten, doch dieser lehnte ab.

“Ich wollte in der ersten Liga bleiben. Mein Verhältnis zu Ante Kostelic (Vater von Janica und Ivica, Anm.) war schon immer sehr gut und ich wusste, dass man aus dem kroatischen Team mit ein wenig Organisation sehr viel herausholen kann”, nannte Hubmann als Gründe für seinen Transfer zur Konkurrenz. Hubmann ist seitdem einer von Dutzenden österreichischen Trainern, die ihr Know-how in andere Skinationen getragen haben. Dies stellt sicher einen der entscheidendsten Punkte dar, warum sich der Vorsprung der ÖSV-Herren auf die internationale Konkurrenz mittlerweile längst in Luft aufgelöst hat.

Ebenfalls an seine Fahne heften darf sich Hubmann die Speed-Fortschritte von Kostelic, der früher fast nie in der Abfahrt angetreten ist. Doch im Sommer 2007 ist Hubmann gemeinsam mit Kostelic über die Kitzbüheler Streif spaziert und hat damit offensichtlich dessen Lust auf die Abfahrt geweckt. 2008 und 2009 hat sich Kostelic dann rennmäßig über die Streif gewagt und mit zwei 29. Plätzen sogar jeweils Weltcup-Punkte gesammelt.

Wie sich die Rückenbeschwerden des aktuellen Gesamt-Weltcup-Leaders entwickeln würden, sei laut Hubmann schwer einzuschätzen. “Das einzige, was hilft, ist der Faktor Zeit. Aber die WM ist ohnehin fast schon vorbei”, so Hubmann. Möglicherweise kann Kostelic am Sonntag zum WM-Abschluss im Slalom starten, sein oberstes Ziel ist und bleibt aber der Gewinn des Gesamt-Weltcups.

“Olympia, Gesamt-Weltcup, WM – in dieser Reihenfolge”, meinte Kostelic über die Rangliste seiner großen Ziele. Für die WM wird Kostelic also sicher keine eventuellen Weltcup-Punkte und -Erfolge riskieren. Zrncic-Dim vermisst sein großes Vorbild Kostelic in Val d’Isere aber doch merklich: “Er ist der große Leader in unserem kleinen kroatischen Team. Ich bin sehr traurig, dass er nicht da ist. Wir sind bei jedem Rennen zusammen, seine Ratschläge bedeuten mit sehr viel.”

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