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Brillanter „Applaus“-Auftakt mit topaktueller Realsatire

Max Volkert Martens als Fernsehstar Edward Tishler.
Max Volkert Martens als Fernsehstar Edward Tishler. ©Marina Maisel
Begeisterung für politisches deutsches Theaterstück.

Götzis. Es fing schon gut an, das neue Theater-Abo „Applaus“ auf der Kulturbühne. Die Theaterfreunde waren zu Recht gespannt, was/wer sich hinter dem Titel „Mr. President First“ wohl verbergen konnte. Etwa gar der blonde Wirrkopf im Weißen Haus? Jein...

Der bekannte deutsche Regisseur und Autor Stefan Zimmermann, der in Götzis war, dazu über sein erstes Theaterstück (2019): „Dies ist kein Stück über Donald Trump. Es ist vieles andere: eine Komödie, ein Schauspiel, ein Polit-Thriller, eine Satire, aber keine historische Dokumentation. Die Handlung und die Personen sind frei erfunden. Allerdings ist die Handlung inspiriert vom tatsächlichen Zeitgeschehen.“ Und was vor wenigen Jahren noch bloße gedanklich übertreibende Phantasie war, ist heute ja bekanntlich schlimme Realität, siehe „Amerika first!“. Da mimt der beliebte und einflussreiche Fernsehstar Edward Tishler einen fiktiven amerikanischen Präsidenten (mit dummen Sprüchen über Klimawandel, Waffenlobby etc. des echten Trump) in seiner Show so gut, dass eine Gruppe von Milliardären, an der Spitze Norman Craig, eine Partei gründet und Tishler zum Spitzenkandidaten ausruft. Dieser begeistert auch als „Politiker“ die Massen, doch erwächst ihm in seiner ehemaligen Freundin Emely Harper eine menschenfreundliche, nicht radikale Gegenkandidatin, die schließlich den Star Tishler verblassen lässt.  Feine Geste Tishlers: er entschuldigt sich am Ende seiner Karriere bei seinen Fans für seine wahnwitzigen Parolen; er ist geläutert. Bei Donald Trump allerdings wird die Welt wohl vergebens darauf warten. Zimmermann schuf jedenfalls ein  fulminantes, topaktuelles Stück, das an Zuckmayer heranreicht und die Bühnen im Nu erobern wird. 

Markantes Ensemble

Stefan Zimmermann, der Autor auch als Regisseur, sorgte für brisante Spannung in jeder Phase der Handlung. Das Bühnenbild von Paul Lerchbaumer war für diesen Plot angenehm karg. Ein markantes Ensemble deutscher Schauspielerinnen und Schauspieler wurde lange bejubelt, auch schon mit Szenenapplaus bei offener Bühne. Max Volkert Martens war ebenso populistisches Großmaul Tishler wie ein gebrochener Charakter am Schluss, große Klasse. Lutz Bembenneck eiferte als asthmatisch keuchender Milliardär Craig in leicht übertreibender Mephisto-Nähe. Die blonde Katharina Pütter mit strenger Frisur hatte die angenehme Rolle des politischen Gutmenschen. Angelika Auer, Dirk Hermann und Lesley Jennifer Higl rundeten das erfreuliche Ensemble ab. 

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