Bei zwei Bundes- und sechs Landtagswahlen (sowie zwei Kommunalwahlen) war die postalische Stimmabgabe bisher möglich. In fünf Fällen führte dies zu einer höheren Wahlbeteiligung. Nur in Salzburg war sie im März d.J. trotz Briefwahl weiter rückläufig. Außerdem haben die Briefwähler noch so manches Mandat verschoben – und in Kärnten den Grünen überhaupt erst in den Landtag verholfen.
Denn von den Briefwahl-Stimmen profitieren in der Regel die Grünen und die ÖVP – während die Ergebnisse von SPÖ, FPÖ und BZÖ nach deren Auszählung immer etwas schlechter sind als am Wahlsonntag. So wanderte bei der NR-Wahl 2008 mit der Briefwahl-Auszählung ein Mandat von der FPÖ zur ÖVP und eines von der SPÖ zu den Grünen. Und auch bei der EU-Wahl im Juni d.J. musste die SPÖ ein Mandat an die Grünen abgeben. In Kärnten verfehlten die Grünen am heurigen 1. März zunächst die Fünf-Prozent-Hürde, erst die Briefwähler hoben sie drüber.
Bei den beiden letzten Bundeswahlen verhinderte die Briefwahl neue Negativ-Rekorde: Nur 71,5 Prozent gaben bei der NR-Wahl am 28. September 2008 ihre Stimme (im eigenen Wahlkreis) persönlich ab – was gegenüber den 78,5 Prozent des Jahres 2006 ein weiterer Einbruch gewesen wäre. Mit Briefwahl und Wahlkarten aus fremden Wahlkreisen lag man dann mit 78,8 Prozent knapp über dem historischen Tiefststand. Ähnlich bei der EU-Wahl im heurigen Juni: Die Briefwahl verhalf hier letztlich zu einem Plus von 3,5 Prozentpunkten.
Der größte Zuwachs in der Wahlbeteiligung seit 2007 war in Tirol zu verzeichnen. Die 4,9 Prozentpunkte Plus auf 65,8 Prozent sind aber nicht nur der Briefwahl, sondern wohl auch dem Antreten des ÖVP-Dissidenten Fritz Dinkhauser zu verdanken: Schon am Wahlsonntag kam man, mit nur einem Teil der Briefwahl-Stimmen (die schon eingelangten wurden hier gleich mitgezählt) auf 62,1 Prozent.
Auch bei der Briefwahl-Premiere, bei der Landtagswahl in Niederösterreich im März 2008, war die Beteiligung schon am Wahlsonntag höher als 2003 – und stieg mit den restlichen Briefwahl-Stimmen dann noch um weitere 1,4 Prozentpunkte. In Kärnten sah es hingegen am 1. März 2009 nach einem Rückgang aus, während mit der Briefwahl-Auszählung dann insgesamt ein Plus von 3,2 Punkten auf 81,8 Prozent gelang – womit Kärnten aktueller Spitzenreiter auf Landtagsebene ist.
Nur bei der Salzburg-Wahl am selben Tag half die Briefwahl nichts: Die Wahlbeteiligung brach dennoch um fast drei Prozentpunkte auf 74,4 Prozent ein.