AA

Bregenzer Festspiele: Seit Betrugsfall verbessertes Kontrollsystem

©Bruno Klomfar
Bregenz - Mit viel "Zeit, Energie und Herzblut" haben die Bregenzer Festspiele nach einem internen Betrugsfall seit 2002 ihr Kontrollsystem angepasst und verbessert.

“Sämtliche Prüfungen der vergangenen Jahre sind für uns sehr, sehr gut ausgefallen”, betonte der Kaufmännische Direktor Michael Diem im APA-Interview. Laut Diem sind es die Bregenzer Festspiele, die im Kulturbereich unternehmerisch die Benchmark setzen. Zu den Vorgängen bei den Salzburger Festspielen wollte sich der Direktor nicht äußern.

Der Fall schlug vor acht Jahren hohe Wellen: Ein Mitarbeiter der Bregenzer Festspiele nutzte mit hochkrimineller Energie seine Vertrauensposition aus und betrog seine Arbeitgeberin um rund eine Million Euro. Der damals 45-jährige Mann machte sich mit dem Geld aus dem Staub und blieb bis heute verschwunden. Die Festspiele, die die Malversationen selbst bemerkten, waren geschockt und erarbeiteten als eine Konsequenz ein verbessertes internes Kontrollsystem.

“Das Kontrollsystem der Festspiele war immer schon sehr stark”, unterstrich dazu Diem. Man habe alle Prozesse im Unternehmen genau definiert und dokumentiert. Diese Vorgaben in der täglichen Arbeit umzusetzen, liege an den Führungskräften. Und wenn einmal ein Ausnahmefall auftrete, werde der Vorgesetzte damit befasst. “Wir lassen es zu, über ausgetretene Pfade zu diskutieren”, betonte Diem explizit auch die Rolle der einzelnen Mitarbeiter, die sich laut Diem einbringen können und sollen. So wie der Betrugsfall damals aufgetreten ist, “ist er heute ausgeschlossen”, so der Kaufmännische Direktor.

Die Auftragsvergabe beispielsweise ist so geregelt, dass für jeden Einkauf über 3.000 Euro drei Angebote bindend sind und das entsprechende Papier zur Abzeichnung über Diems Tisch geht. Bei wirklich großen Anschaffungen etwa zur Gestaltung der Kulisse auf der Seebühne tagt eine Entscheidungskommission aus mehreren Verantwortlichen. “Es müsste dabei also schon eine Seilschaft durch das ganze Haus bestehen, damit Malversationen möglich sind”, sagte Diem.

Einen grundlegenden Unterschied zwischen Bregenzer und Salzburger Festspielen erkannte der Kaufmännische Direktor in der Organisationsstruktur – am Bodensee bildet eine privatrechtliche GmbH den Rahmen. 75 Prozent des Budgets stammen aus eigenen Einnahmen, das restliche Viertel sind Subventionen. An öffentlichen Geldern erhält das Bregenzer Festival pro Jahr rund 5,7 Mio. Euro. Provisionen für das Einfädeln von Sponsoring-Vereinbarungen gebe es in Bregenz nicht, betonte Diem. Mit Intendant David Pountney – neben Diem zweiter Geschäftsführer der Bregenzer Festspiele GmbH – sei ausgemacht, dass er an anderen Häusern Opern-Regie führen dürfe.

Durchleuchtet wurden die Bregenzer Festspiele seit 2002 allein sechsmal durch Finanzamt, Gebietskrankenkasse, von der Großbetriebsprüfung und dem Bundesrechnungshof. Laut Diem sind dabei jeweils “Null-Ergebnisse” herausgekommen. “Die interne Kontrolle muss man als laufende Aufgabe sehen, nicht als spezielle Aufgabe wegen einer Prüfung”, erklärte er. Eine jedes Jahr durchgeführte Kontrolle im Auftrag des sechsköpfigen Kuratoriums der Bregenzer Festspiele gebe es sowieso.

Die vom Bundesrechnungshof im Jahr 2005 beanstandete Barauszahlung von Gagen werde heute nicht mehr praktiziert. Diese sei international zwar üblich, und bei den Künstlern habe es großer Überzeugungsarbeit bedurft, “wir haben das aber durchgezogen”, so Diem. “Wir zahlen nur noch Gagen bis 300 Euro aus, alle anderen Gelder werden überwiesen”, sagte der Direktor. Dazu gebe es die interne Regel, dass die finanzielle Transaktion innerhalb von drei Tagen getätigt werde. “Speziell die italienischen Künstler sind überrascht, wie schnell das Geld kommt”, erzählte Diem mit einem Schmunzeln. Ebenfalls vom Rechnungshof kritisiert wurde ein nicht durchgängiges Vier-Augen-Prinzip, was Diem aber nicht nachvollziehen konnte: “Ich bin der Meinung, dass das Vier-Augen-Prinzip zu 100 Prozent gelebt wird, seinerzeit und jetzt auch.”

  • VIENNA.AT
  • Bregenz
  • Bregenzer Festspiele: Seit Betrugsfall verbessertes Kontrollsystem
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen