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Bregenzer Festspiele mit Bilanz zufrieden

Bregenz - Am Sonntag wird die letzte "Aida"-Vorstellung bei den 65. Bregenzer Festspielen über die Bühne gehen. Am Freitag, also vor den letzten drei Aufführungen, zogen die Verantwortlichen bei einem Pressegespräch eine vorläufige Bilanz.

“Aida” habe als Wiederaufnahme trotz des nassen Sommers überraschend große Zugkraft bewiesen, erfreut zeigte man sich auch über das positive Echo auf den Weinberg-Schwerpunkt. Insgesamt besuchten 2010 195.000 Personen die Festspiel-Produktionen, wie immer im Jahr einer Seebühnen-Reprise deutlich weniger als im Premieren-Jahr (2009: 257.000). 2011 werden das Revolutionsdrama “André Chénier” als Spiel auf dem See und die Uraufführung des Auftragswerks “Achterbahn” von Judith Weir im Mittelpunkt stehen.

“Aida” war heuer vom Wetterpech verfolgt: Zwei von 26 Veranstaltungen mussten von Beginn an im Festspielhaus stattfinden, zweimal musste die Vorstellung abgebrochen werden. Dennoch zog die Verdi-Oper heuer insgesamt 145.000 Besucher an, eine Auslastung von 85 Prozent. In zwei Jahren Spielzeit werden am Sonntagabend insgesamt 345.000 Besucher “Aida” gesehen haben. Sie sei damit nach dem Musical “West Side Story” die bisher erfolgreichste Seebühnenproduktion der Bregenzer Festspiele, so Michael Diem, kaufmännischer Direktor.

Beim Schwerpunkt auf den unbekannten Komponisten Mieczyslaw Weinberg zeigte sich, dass sich künstlerisches Risiko lohnt. Die szenische Uraufführung von “Die Passagierin” und die Folgevorstellungen erreichten mit 5.650 Besuchern eine Auslastung von 91 Prozent. “Kooperationspartner stehen fast schon Schlange, um die Oper zu übernehmen”, berichtete der vom Erfolg durchaus überraschte Diem. Drei Kooperationspartner seien fix, weitere Anfragen gebe es aus Kopenhagen, Tel Aviv und Houston.

Festspiel-Präsident Günter Rhomberg sah sich an einem “glücklichen und erfolgreichen Ende” einer Festspielsaison. Die Festspiele, die im Sommer zu einem Betrieb mit 1.500 Beschäftigten anwachsen, seien unfallfrei über die Runden gekommen. Wegen des Wetters sei es eine “sehr schwierige” Saison gewesen. “Wir hatten mehr Vorstellungen denn je bei Regen, aber das wurde akzeptiert”, so Rhomberg, der sich dafür bei Mitwirkenden und Publikum bedankte.

Der Regen und die schwierige Parkplatz- und Verkehrssituation von Bregenz habe dennoch für einigen Unmut bei den Gästen gesorgt. Rhomberg verwehrte sich gegen den Vorwurf, dass eine Entscheidung für bzw. gegen ein Spiel bei Regen aus Gewinninteressen erfolge. Das sei “rufschädigend”, immerhin seien die Festspiele gemeinnützig und zudem versichert. Jede der Entscheidungen hätte das Ziel, für den größeren Teil des Publikums die richtige zu sein. Für die von der Stadt erhobenen Parkgebühren, die Autobahnmaut und die angespannte Verkehrssituation könnten die Festspiele nichts, betonte Rhomberg. Es gelte aber, das Bewusstsein bei den Verantwortlichen zu schaffen, “dass wir ein Gesamterlebnis anbieten”. Man dürfe den Kunden nicht “abkassieren”.

Intendant David Pountney zeigte sich “dankbar, dass ‘Aida’ die Kraft hatte, uns durch eine Finanzkrise und einen schlechten Sommer zu führen”. Der Weinberg-Schwerpunkt – 23 seiner Werke wurden gespielt – sei aus seiner Sicht das “wichtigste Programm, das es hier gegeben hat”, eine “Riesentat”, und habe dem Festival eine neue Autorität, ein neues Niveau verschafft, so Pountney. Man habe damit ein “Kapitel in der Musikgeschichte” geschrieben und sich den Respekt der Kulturlandschaft erarbeitet.

Zudem habe es sich nicht nur um einen “Feuilletonerfolg” gehandelt, man habe “ganz normales Publikum” locken können. Das sei das Resultat des jahrelangen, konsequenten Versuchs, die Kraft des Publikums hinter sich zu bringen. Der Erfolg Weinbergs “gibt uns einen Sockel für die Zukunft”. Diesen Schwung könnten die Festspiele auch in den kommenden Jahren für “gewagte Programmierungen” nutzen, etwa für “Chénier”. Die Oper von Umberto Giordano sei die “perfekte Seebühnenoper” mit fantastischer Musik und einer gut erzählten, rasanten Geschichte. “Sie verdient einen Erfolg”, so Pountney. Das Programm für die Saison 2011 geben die Festspiele bei einer Pressekonferenz Mitte November bekannt.

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