Im jungen Erwachsenenalter werden viele Weichen für die Zukunft gestellt. Kein Wunder also, dass sich unzählige Filme auf diesen Lebensabschnitt konzentrieren - ja gar ein eigenes Genre entstand. Auch die österreichische Regisseurin Clara Stern setzt für ihr Spielfilmdebüt "Breaking the Ice" auf eine Coming-of-Age-Erzählung, die sie mit viel Gespür für Balance zwischen Eishockey, Weingut und Wiener Nachtleben ansiedelt. Ab Freitag im Kino.
Breaking the Ice - Kurzinhalt zum Film
Mira (Alina Schaller) ist Kapitänin der "Dragons", einem Wiener Frauen-Eishockeyteam, das nach dem Meisterschaftssieg strebt. Sie tritt diszipliniert und zielstrebig auf. Fürs Zu-Spät-Kommen ist unter ihrer Führung pro Minute ein Euro fällig. Ausnahmen gibt es keine. Mitten in der Saison stößt Theresa (Judith Altenberger) aus Salzburg zum Team hinzu. Sie taucht etwas verspätet zum Training auf - Grund genug für Mira, den Neuankömmling äußerst kalt zu empfangen.
Was nicht ist, kann aber noch werden. Und so kommt es, dass Miras anfangs frostige Gefühle für Theresa langsam tauen, sich gar eine zarte Liebesbeziehung entwickelt. Tatkräftige Unterstützung leistet dabei Miras lange verschwundener Bruder Paul (Tobias Resch), der eines Tages aus der Versenkung auf- und gemeinsam mit den beiden ins Wiener Nachtleben eintaucht. Mira bricht dort nicht nur aus dem engen Genderkorsett aus, sondern schlägt auch über die Stränge, was ihre sportliche Leistung schmälert und letztendlich die Kapitänsschleife kostet.
Unterdessen gibt es im familienbetriebenen Weingut in Niederösterreich allerhand für Mira zu tun. Das Verhältnis zur unterkühlten Mutter (Pia Hierzegger) ist leicht angespannt. Der patriarchale Opa beginnt dement zu werden und erkundigt sich stets nach Paul. Dieser zieht es jedoch vor, sich gegenüber Fremden wahlweise als Hebamme, Polizist oder nautischer Offizier auszugeben, anstatt daheim Hallo zu sagen. Und zu allem Überfluss erfährt Mira, dass Theresa eine Eishockeykarriere im Ausland anstrebt, was Mira vor eine schwere Entscheidung stellt.
Breaking the Ice - Die Kritik
Für "Breaking the Ice" ließ Stern die beiden Jungschauspielerinnen Schaller und Altenberger lange Zeit mit dem Eishockeyfrauenteam Sabres trainieren. Und das machte sich bezahlt. Die Szenen auf dem Eis sind auch dank einer schönen Kameraführung, für die Kameramann Johannes Hoss teils Unterstützung ehemaliger Eishockeyprofis bekam, gelungen. Etwas zu tief drückte man überraschenderweise nur beim Musikeinsatz auf die Tube, fällt dieser doch abseits der sportlichen Action wohldosiert aus.
Den Gesamteindruck trübt das aber nicht. Der handwerklich fein gemachte Film wird ohnehin von den spannend gezeichneten Figuren getrieben, die sich wahlweise selbst suchen, vor sich davonlaufen oder auch verlieren. Entschlüsseln kann man deren Motive stimmigerweise aber erst nach und nach. Dass der Filmplot gegen Ende etwas zahm ausfällt, sei der 35-jährigen Regisseurin, die auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, verziehen. Es muss ja nicht immer wild sein.
(APA/Red)