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Brauchzeit Ostern: Wie der Osterhase den Osterfuchs vertrieb

Erst ab dem 17. Jahrhundert mauserte sich der Osterhase zum Symbol für Ostern.
Erst ab dem 17. Jahrhundert mauserte sich der Osterhase zum Symbol für Ostern. ©APA/dpa/Wolfgang Kumm
Vom Fasten über den Palmsonntag bis hin zur Ostereiersuche: Die Osterzeit bietet eine ganze Reihe an Bräuche und Traditionen. Warum gibt es etwa Starkbier zur Fastenzeit? Und was haben Hasen mit Ostern zu tun?
Ostern von A bis Z

Im deutschsprachigen Raum existieren die vielfältigsten Rituale und Traditionen – der Brauchtumsexperte Reinhard Kriechbaum stellt in seinem Buch “Heringsschmaus und Kreuzlstecken” die unzähligen alten aber auch die neu entstandenen Bräuche des Osterfestkreises und deren Geschichten vor.

Vor Ostern beginnt das Fasten. Bereits die Mönche um 17. Jahrhundert haben sich diese Zeit mit Starkbier, dem sogenannten Bockbier (mehr als 6,5% Alkohol) oder Doppelbock (bis 12% Alkohol), versüßt. Denn: Flüssiges bricht das Fasten nicht! Das letzte Wort sprach damals aber immer noch der Papst, dem daher prompt ein Fass nach Rom geschickt wurde. Durch die wochenlange Reise verdarb das Bier – der Papst war begeistert: So ein ekeliges Gesöff passte hervorragend als Fastentrunk.

Für Abwechslung in der doch recht kargen Fastenzeit sorgten die Palmprozessionen. Eine Woche vor Ostern geht man mit Palmbüschen durch die Dörfer oder treibt sogar einen Esel vor sich her. Dieser Palmesel, der eigentlich eine Statue Christi tragen sollte, wurde später meist durch ein Holz- oder Metallexemplar ausgetauscht. Nach der Messe wurde die Christusstatue meist abgeschraubt und Kinder auf den Esel gesetzt.

Magische Ostereier

Im Alpenraum war es früher außerdem üblich, sich bereits am Gründonnerstag Ostereier zu schenken. Eier, die an diesem Tag gelegt wurden, wurden nämloich magische Kräfte zugesprochen. Werden die Eier etwa über das Haus geworfen, schützt das das Haus vor allerlei Über. Die kaputten, rohe Eier müssen aber wieder sorgfältig eingesammelt und verbrannt werden, damit der Segen auch wirken kann.

Feuer spielt in der Osterzeit überhaupt eine wichtige Rolle. Eine an der Osterkerze entzündete Flamme gilt vielerorts als großer Segen. Mancherorts wird das Feuer auch mit Zunderschwämmen oder Zunderpilzen nach Hause getragen. Doch wehe, wenn das Feuer ausgeht. Dann hängt nicht nur zu Ostern der Haussegen schief.

Apropos Ostern: Die angeblich germanische Göttin Ostara, die dem Fest seinen Namen gab, dürfte es wohl nicht gegeben haben. Stattdessen geht die Wissenschaft heute davon aus, dass das Wort Ostern und das Wort Osten den selben Ursprung haben. Und wie die Sonne im Osten aufgeht ist auch Jesus zu Ostern auferstanden.

Der Osterhase war dem Osterfuchs sein Tod

Und auch der Osterhase war bei weitem kein grundsätzlicher Bestandteil eines alten Osterfestes. Erst ab dem 17. Jahrhundert hat sich der Hase – zuerst bei den Protestanten – nach und nach gegenüber anderen Tieren durchgesetzt. In Tirol brachte etwa die Osterhenne die Eier, in der Schweiz war der Osterspecht dafür zuständig. In Hessen ist sogar heutzutage immer noch der Osterfuchs unterwegs.

Wer seine Ostereier jedoch gefunden hat, kann wohl den bekanntesten Osterbrauch von allen ausführen: Das Eier-Pecken. Dabei werden zwei Eier gegeneinander geschlagen. Der Besitzer des Eis, das heil bleibt, gewinnt das kaputte Ei. In der Schweiz wird diese Eierzerstörungswut sogar noch weiter getrieben. Erwachsene werfen daber 20-Rappen-Stücke auf die Eier der Kinder. Bleibt die Münze stecken (was selten vorkommt) gehört das Ei dem Erwachsen. Prallt sie ab, darf das Kind die Münze behalten.

Buchtipp

Heringsschmaus und Kreuzlstecken

Geschichten und Bräuche rund um Ostern

Von Reinhard Kriechbaum

Anton Pustet Verlag

ISBN: 978-3-7025-0922-4

(red)

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