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#bpwahl16 Blauer Stimmungstest

FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer.
FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer. ©APA/Hans Punz
Gastkommentar von Johannes Huber. Normalerweise nimmt man eine Bezirksvertretungswahl nicht einmal wahr. Bei der in der Leopoldstadt am Sonntag ist das anders. Vor allem Norbert Hofer muss da mitfiebern.

Nachdem die Bundespräsidenten-Stichwahl auf Dezember verschoben worden war, ließ FPÖ-Kandidat Norbert Hofer seine Parteifreunde in der Wiener Leopoldstadt wissen, er beneide sie darum, dass sie bereits an diesem Sonntag dran seien. Tatsächlich müssen sie sich einer Wiederholung der Bezirksvertretungswahl stellen. Wofür ihnen Hofer “alles, alles Gute” wünschte: “Ich bin überzeugt, dass die Herzen der Menschen bei euch sind und ihr ein tolles Ergebnis erreichen werdet.”

Der Freiheitliche meint das ernst: Es kann nämlich auch ihm selbst nicht egal sein, wie dieser Urnengang ausgeht. Es handelt sich um einen Stimmungstest für die Bundespräsidenten-Wahl. Auch für seinen Mitbewerber um das höchste Amt im Staat, Alexander Van der Bellen, ist es ein solcher. Im Unterschied zu diesem braucht Hofer aber Zugewinne seiner Partei.

Von den achteinhalb Millionen Österreichern mögen gerade einmal 1,2 Prozent Leopoldstädter sein (rund 100.000). Ihre Präferenzen auf Bezirksebene haben diesmal aber besondere Symbolkraft: Wie bei der Hofburg-Wahl gibt es ein grün-blaues Duell. Vor einem Jahr lagen die Grünen um gerade einmal 21 Stimmen vorne. Schaffen es die Freiheitlichen diesmal nicht, das deutlich zu drehen, heißt das, dass sich die Großwetterlage für sie kaum verändert hat; und das wäre wiederum ein Alarmsignal für Hofer, denn bei der Bundespräsidenten-Stichwahl am 4. Dezember muss er besonders in Wien viel besser abschneiden als bisher.

Bei den bisherigen Präsidentschaftswahlgängen lief es für den Freiheitlichen ausgerechnet in der Bundeshauptstadt, wo FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache das Sagen hat, nicht besonders gut. So auch in der Leopoldstadt: Während Van der Bellen auf 71 Prozent kam, musste er sich mit gerade einmal 29 Prozent begnügen.

Dabei würde man glauben, dass es sich um einen guten Boden für Hofer handelt. Wenn seine Forderungen irgendwo auf überdurchschnittliches Interesse stoßen müssten, dann im 2. Bezirk: Nicht nur, dass der Ausländeranteil hoch ist (44 Prozent haben Migrationshintergrund); mit dem Praterstern gibt es unabhängig davon auch einen Ort, an dem das Verbrechen auf der Tagesordnung steht. Daraus konnten Hofer und Co. bemerkenswerterweise aber noch kaum Kapital schlagen.

Interessant wird nun also, wie sehr das Ergebnis dieser Bezirksvertretungswahl vom letztjährigen abweichen wird. Wobei man aus einem weiteren Grund nicht so tun kann, als handle es sich nur um irgendeine „Grätzelwahl“: Freiheitliche Ergebnisse hängen in der Regel weniger von den jeweiligen Kandidaten ab, als von der allgemeinen Stimmungslage. Daher hat im Wahlkampf auch Heinz-Christian Strache persönlich mitgemischt; er weiß, worum es geht.

Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.

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