BP-Wahl 2022: Van der Bellen mit souveräner Wiederwahl

Den aktuellen Hochrechnungen zu Folge erlangt das Staatsoberhaupt rund 56 Prozent und lässt die von FP-Kandidat Walter Rosenkranz angeführte Herausforderer-Riege klar hinter sich. Punkten konnte Van der Bellen vor allem im städtischen Bereich, Rosenkranz war in ländlichen Regionen, speziell im Süden, stark.

Hochrechnungen nach der Bundespräsidentenwahl: Kampf um Platz 3
Bierpartei-Gründer Dominik Wlazny und Anwalt Tassilo Wallentin schwirren nach der Bundespräsidentenwahl 2022 rund um die acht Prozent, Blogger Gerald Grosz dürfte knapp sechs Prozent erreichen, MFG-Chef Michael Brunner gut zwei Prozent, Schuhfabrikant Heinrich Staudinger lag bei 1,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug rund zwei Drittel.
Der Bundespräsident wandte sich in einer ersten Reaktion via Social Media an die Wähler und dankte für Teilnahme am Urnengang und Stimme für ihn. Nun gelte es, gemeinsam nach vorne zu schauen und sich ohne Verzögerung wichtigen Themen zu widmen. Allzu viel ändern will er gemäß ersten Äußerungen nicht. Denn die Österreicher hätten ihn ja für seine Amtsführung wiedergewählt. Alle "konstruktiven Kräfte" lud er ein: "Packen wir's gemeinsam an!"
Positive Reaktionen nach der Bundespräsidentenwahl 2022
Doch auch die Herausforderer konnten dem Ergebnis positives abgewinnen. Rosenkranz sah bei verpasster Stichwahl sein zweites Wahlziel, nämlich Platz zwei, erreicht. Zudem darf er sich am wahrscheinlich zweitbesten Ergebnis eines FP-Kandidaten bei einer Hofburg-Wahl nach jenem von Norbert Hofer vor sechs Jahren erfreuen. Quer durch das Land würdigten freiheitliche Spitzen sein Abschneiden als Achtungserfolg. FPÖ-Chef Herbert Kickl sandte aus, dass das "politische Establishment" an seine Grenzen gekommen sei.
Während sich Kanzler und ÖVP-Obmann Karl Nehammer mit schriftlichen Glückwünschen begnügte, dominierte bei den liberalen und linken Parteien Erleichterung. "Gerade in stürmischen Zeiten ist es wichtig, dass es einen Bundespräsidenten gibt, der Stabilität garantiert", sagte etwa Grünen-Bundessprecher und Vizekanzler Werner Kogler zum Sieg seines ehemaligen Parteikollegen. Auch SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner interpretierte das Ergebnis als "Entscheidung für Stabilität und Kontinuität". NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger freute sich, dass das Ergebnis so klar war. Sie hatte Van der Bellen sogar bei Auftritten im Wahlkampf unterstützt.
Die Reaktionen der Kandidaten
Im Schatten blieben die unabhängigen Kandidaten bzw. Vertreter von nicht im Parlament vertretenen Parteien. Dominik Wlazny als Chef der Bierpartei könnte aber laut Hochrechnungen in Wien Platz zwei hinter Van der Bellen erreichen. Nicht nur deshalb wertete er sein Antreten als "Bereicherung für die Demokratie". Wallentin fand sein eigenes Abschneiden gar sensationell: "Umgelegt auf eine Nationalratswahl wäre das ein Erdrutschsieg."
Grosz sah für sich einen Achtungserfolg. Dass es zu keiner Stichwahl kommt, ist für ihn der Wermutstropfen. Staudinger führte sein schwaches Ergebnis auf die geringen budgetären Mittel zurück. Er hofft nun auf die Zivilgesellschaft. Für MFG-Chef Brunner ist zumindest positiv, dass man die eigenen Botschaften unter das Volk bringen habe können. Als Partei will man jedenfalls weiter machen.
Van der Bellen der älteste Bundespräsident
Eines ist mit dem heutigen Tag jedenfalls fix: Van der Bellen, seit Jänner 78, ist mit dem Votum der am Wahltag älteste Präsident des Landes. Zu verdanken hat er das unter anderem den Wienern, die ihm mit weit mehr als 60 Prozent im Amt bestätigten. Auch in den drei westlichen Bundesländern reüssierte er überdurchschnittlich. Auf der anderen Seite hätte es eine Stichwahl gegeben, wenn es nur nach den Kärntnern gegangen wäre. Dort erreichte Van der Bellen bloß 44 Prozent, Rosenkranz vergleichsweise starke 25 Prozent. Auch in der Steiermark war der Freiheitliche stärker als im Bundesschnitt.
(APA/Red)