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Boxen: Der Opa gegen den Riesen

Ernstzunehmender Kampf oder Farce? Der 46-jährige Ex-Champion Evander Holyfield steigt gegen den russischen Riesen Nikolai Walujew noch einmal in den Ring.

Altmeister Holyfield will im WM-Kampf gegen WBA-Champion Walujew am Samstag (22.25 Uhr, live ATV) dank seiner Routine zum fünften Mal Weltmeister werden. “Ich habe mehr Erfahrung. Das wird der Schlüssel sein”, sagte Holyfield. Sollte der US-Amerikaner seinen russischen Kontrahenten in Zürich bezwingen, würde er seinen Landsmann George Foreman als ältesten WBA-Schwergewichtsweltmeister der Geschichte ablösen.

51 Kämpfe, 50 Siege
Dagegen hat der elf Jahre jüngere Walujew etwas einzuwenden. In seinem 51. Profi-Kampf möchte der 2,13-m-Hüne seinen 50. Sieg feiern. Mit dem fortgeschrittenen Alter Holyfields habe er sich nicht beschäftigt. “Entscheidend wird sein, dass ich meine Fähigkeiten im Kampf umsetze”, sagte Walujew. Er kämpft übrigens wie Holyfield mit einer österreichischen Lizenz.

Holyfield plagen Geldsorgen
Warum steigt Box-Opa Holyfield noch einmal in den Ring, noch dazu gegen den 40 Kilo schwereren und 24 Zentimeter größeren Hünen Walujew? Natürlich beteuert der Ex-Champion, dass er als Weltmeister abtreten wolle. Es dürfte aber mehr als sportlicher Ehrgeiz dahinter stecken: Holyfield hat kolportierte 20 Millionen Dollar Schulden, seine 109-Zimmer-Villa in Atlanta steht vor der Pfändung. Der Kampf gegen den russischen Riesen bringt ihm eine Börse von 700.000 Euro.

“Ich bin bereit”
Seinen bislang letzten Titelkampf hat Holyfield im Oktober 2007 in Moskau gegen Sultan Ibragimow verloren. In seiner Karriere war er viermal Schwergewichts-Weltmeister, gewann 42 seiner 53 Kämpfe und trennte sich neunmal Unentschieden. Angesprochen auf sein Alter, meinte der Ex-Champ: “Die Leute machen sich zu viel aus dem Alter. Ich bin bereit.”

Sportliches Desaster?
Das sehen allerdings nicht viele so: “Für den Sport ist dieser Kampf ein Desaster”, sagte beispielsweise Bernd Bönte, der Manager der Klitschko-Brüder: “Die Gegner von Walujew werden immer schwächer, den Kampf gegen Holyfield kann man nur als Farce bezeichnen.” Der ukrainische Schwergewichts-Weltmeister Witali Klitschko beschwerte sich via “Hamburger Abendblatt”: “Ich halte das Duell im Übrigen für einen Kampf, den es besser nicht geben sollte. An Walujews Stelle hätte ich es abgelehnt.”

“Seine Fähigkeiten kann man nicht versaufen”
Nach eingehenden medizinischen Untersuchungen gaben deutsche Ärzte dem 46-jährigen Holyfield schließlich grünes Licht. Kontrahent Walujew, ganz Profi, streute seinem Herausforderer Rosen: “In Russland gibt es einen Spruch: Seine Fähigkeiten kann man nicht versaufen. Und da ich davon ausgehe, dass Evander Holyfield nicht trinkt, wird er seine Fähigkeiten erst recht nicht verloren haben. Ich habe großen Respekt vor diesem Boxer. Aber ich bin auf Sieg eingestellt.”

Konzept “Opa gegen Riese”
Es ist die übliche Inszenierung der Box-Promoter, die den Kampf organisieren. Das Interesse am ungleichen Duell ist groß, das Konzept “Opa gegen Riese” zieht. Der deutsche Promoter Sauerland schielt auf den großen Markt jenseits des Atlantiks, mit einem Sieg seines Schützlings Walujew würde dessen Marktwert in den Vereinigten Staaten nach oben schnellen.

“Keine Sorge”
“Ich glaube, meine Chance zu gewinnen, ist sehr groß. Ich meine nicht, dass es in diesem Kampf auf die Größe ankommt. Aus meiner Sicht kommt es auf die boxerischen Fertigkeiten an”, sagte Holyfield. Und: “Keine Sorge, ich habe gut auf mich aufgepasst.” Man kann dem Ex-Champion nur wünschen, dass er am Samstag halbwegs gesund den Ring verlässt.

Video: Kampf-Promotion

Video: Letzte Pressekonferenz vor dem Fight:

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