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Prostitution trotz Corona?

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Andreas Tomaschek, Geschäftsführer der Solarbar in Au, über die Schweizer Sexarbeit-Branche in Zeiten der Corona-Maßnahmen.

von Alyssa Hanßke/Wann & Wo

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Prostitution – das wohl älteste Gewerbe der Welt. Doch wie funktioniert dies in Zeiten von Corona? W&W hat bei Andreas Tomaschek, Geschäftsführer der Solarbar in Au, nachgehakt. Seit dem 18. Juni hat der Club wieder geöffnet: „Die Gefahr, sich mit dem Virus zu infizieren, ist allgegenwärtig. Mit 2000 Quadratmeter Fläche bei knapp 20 Gästen, ist grundsätzlich Distanz zu halten bei uns im Club kein Problem.“ Selbsterklärend ist jedoch, dass beim Akt selbst kein Abstand vorliegt. Auch auf Masken wird verzichtet. Es liegt in der Eigenverantwortung der Besucher, ob sie die Dienste der Damen in Anspruch nehmen und so das Risiko eingehen wollen. Ob jemand das Virus tatsächlich bereits in sich trägt, lässt sich ohne Test nicht sagen, so gut der Clubbesitzer auch auf hygienische Rahmenbedingungen achtet: Die Zimmer werden bis aufs kleinste Detail gesäubert, Whirlpools gründlich gereinigt, Türgriffe und die Bar im 30-Minuten-Takt desinfiziert. An der Rezeption gelte es außerdem, einen Abstand von zwei Metern einzuhalten. Eine Eintrittsschleuse sorge dafür, dass nur eine Person auf einmal den Club betreten kann. Mit einem Sensor wird bei jedem Gast die Temperatur gemessen. „Wir tun alles für den Schutz unserer Gäste, was wir können. Der Rest liegt in ihrer eigenen Verantwortung.“ So mühsam die Einhaltung der extremen Sicherheitsmaßnahmen auch sein mag, so ist Tomaschek dennoch sehr froh, dass der Club nun endlich wieder läuft. Die Corona-Zeit war nämlich für ihn, wie auch für viele andere Unternehmer, nicht leicht: „Am 16. März wurde die Solarbar aufgrund der Corona-Maßnahmen zwangs-geschlossen. Trotzdem mussten wir weiterhin monatlich 32.000 Franken Miete bezahlen. Dazu kamen noch 12.000 Franken Fixkosten. Unsere Kühlanlagen, Eismaschinen sowie die Whirlpools mussten während dieser Zeit weiterlaufen und gewartet werden. Alles in allem hatten wir jeden Monat rund 48.000 Franken Kosten ohne irgendwelche Einnahmen.“

Blick nach Vorarlberg

Bei der Solarbar handelt es sich im Übrigen nicht um ein Bordell im herkömmlichen Sinne, sondern um einen sogenannten Sauna- und Wellnessclub. Ein großer Unterschied, wie der Besitzer erklärt: „In einem Bordell muss die Dame 50 Prozent ihrer Einnahmen an den Besitzer abgeben. Bei uns wird die Dame wie ein normaler Gast behandelt: Sie zahlt, wie auch der männliche Gast, einen Eintritt von 90 Franken. Darin sind Clubnutzung, Steuern, Essen und Übernachtung enthalten. Das Geld, das sie mit ihrem Service verdient, gehört alleine ihr.“ Woraus dieser Service besteht, ist klar: Auf Körperkontakt ist in dieser Branche jedenfalls nicht zu verzichten. Die Damen selbst stammen aus allen Teilen Europas: Von Spanien und Frankreich, über Tschechien, Ungarn und Bulgarien, bis hin zu Deutschland – auch zwei Vorarlbergerinnen sind darunter. Neben den Damen zieht es aber vor allem Männer aus dem Ländle für die käufliche Liebe in die benachbarte Schweiz. Verständlich, denn die diesbezügliche Gesetzgebung in Vorarlberg ist sehr deutlich: Prostitution ist nur in Bordellen erlaubt, ein solches wurde bislang jedoch noch nicht genehmigt. Ein enormer Fehler, wenn es nach Andreas Tomaschek geht: „Die Vorarlberger Gesetzgebung hat nur illegale Prostitution zufolge. Es gibt keinerlei Auflagen oder Kontrollen. Das ist viel gefährlicher. Zu behaupten, Prostitution gäbe es in Vorarlberg nicht, ist reine Augenauswischerei! Allein schon, wenn man Tabledance-Bars betrachtet. Wenn du genug Geld auf den Tisch legst, kannst du auch hier die Damen mit auf ein Zimmer nehmen. Man muss bei diesem Thema einfach viel weiter und offener denken, denn Sex betrifft jeden!“

Statements

Luca, 21, Wolfurt: „Dass es in Vorarlberger illegale Bordelle gibt, ist kein Geheimnis. Für die dort arbeitenden Frauen wäre es bestimmt sicherer, in einem richtigen Etablissement, unter Auflagen und mit Kontrollen. Ich persönlich habe noch nie ein Bordell aufgesucht und hab es auch nicht vor, und ich glaube, da geht es vielen so. Gerade in Zeiten von Corona sehe ich die Situation noch kritischer, da man eine mögliche Infektion nicht ausschließen kann.“

Valentin, 21, Mäder: „Ich habe das Gefühl, das der Bedarf nach einem Bordell in Vorarlberg nicht allzu groß ist. Wer aber eines aufsucht, muss sich natürlich bewusst sein, dass er sich durch den intensiven Körperkontakt infizieren könnte. Ich glaube, wenn es bei uns ein Bordell gäbe, würde sich die Situation umkehren und vermehrt Leute aus der Schweiz hingehen, da es bei uns sicher billiger wäre.“

Sascha, 26, Höchst: „Die Gefahr, sich beim Sex mit etwas anzustecken – sei es Corona oder eine andere Krankheit – gibt es immer. Ob man das Risiko eingehen will, muss man selbst entscheiden.“

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(WANN & WO)

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