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Bolt zerschmetterte Weltrekord und lief in 9,58 zum WM-Titel

Es ist alles nur Geplänkel gewesen, das Gerede von wegen, dass ihn die Zeit nicht interessiere, vielleicht im nächsten Jahr. Usain Bolt hat am Sonntagabend im Olympiastadion von Berlin seinen eigenen Weltrekord von 9,69 Sekunden zertrümmert und auf 9,58 geschraubt.
Video vom Weltrekord-Lauf
Bolt beim Fabel-Weltrekord
Bolt läuft 100 m-Weltrekord
Auf dem Weg zur Legende

Der Jamaikaner ließ dem nationalen Rekord laufenden US-Amerikaner Tyson Gay (9,71) und seinem Landsmann Asafa Powell (9,84) nicht den Funken einer Chance und am Ende des Rennens hatte man den Eindruck, dass sogar noch mehr möglich gewesen wäre, denn Bolt hatte sich einen Seitenblick wieder nicht verkneifen können.

“Das ist das beste Publikum, das ich je erlebt habe, es hat mir so viel Energie gegeben”, sagte Bolt nach der Ehrenrunde ins Stadion-Mikrofon und fügte hinzu: “Das Spiel läuft.” Welches Spiel er wohl meinte? Das gegen die Konkurrenten kann es nicht sein, wohl einzig und alleine das gegen die Uhr. “Schneller war es heute nicht möglich”, meinte Bolt, der Augenmerk auf den Start gelegt hatte, der auch klappte: “Mein Trainer wird nichts finden, mit dem er unzufrieden sein könnte, ich bin großartig gelaufen und habe alles umgesetzt. Ein Rennen wie erträumt.”

Und alle haben es gesehen, was da Unglaubliches passierte. Auch die Konkurrenz: “Ich bin ein bisschen traurig, ich habe gedacht, dass ich näher dran bin an ihm. Es ist das Beste, das ich jemals abgeliefert habe, mehr ging einfach nicht. Was er geleistet hat, war einfach phänomenal”, zeigte sich Gay, der im Vorfeld die größeren Töne gespuckt hatte, als fairer Verlierer. Bolt hatte taggenau vor einem Jahr in Peking Olympiagold mit Weltrekord gewonnen. “Peking war eine Überraschung, aber diesmal wusste ich, dass ich noch schneller laufen kann”, sagte er.

Was ist in Bolt gefahren, fragten sich viele, als der als Spätstarter bekannte Kraftprotz im Halbfinale einen Fehlstart produzierte. Er lachte nur drüber, schüttelte ein wenig den Kopf, kokettierte wieder mit dem Publikum und blieb auch nach dem nächsten Versuch, der einem Gegner den Ausschluss brachte, gelassen. Als Bolt folglich schnell den Finger auf die Lippen legte und so via Großleinwand um Ruhe bat, war es rasch still im fast ausverkauften Olympiastadion. Mit den ohne große Anstrengung erzielten 9,89 war Bolt dann der Semifinalschnellste und die letzten Zweifel, dass er Gay oder Powell das Feld überlassen könnte, verschwanden aus den Gesichtern der verblüfften Leichtathletik-Fans.

Bolt hat damit seine WM-Titelsammlung in Berlin begonnen, er ist natürlich auch über die 200 Meter zu favorisieren, seine eigentliche Lieblingsdisziplin, auch wenn dort ebenfalls Gays mit 19,59 Sekunden die Jahresweltbestzeit hält. Die Vorläufe gehen am Dienstag in Szene, das Finale ist für Donnerstag angesetzt, an seinem 23. Geburtstag am Freitag hat Bolt Ruhetag, mehr als ein wenig Reggae-Musik im Beach-Club wird aber wohl nicht drinnen sein, denn mit der 4 x 100-m-Staffel zum WM-Ausklang soll dann der Hattrick komplettiert werden. Denn auch wenn Bolt stets Lockerheit an den Tag legt, so verliert er dennoch sein Ziel nie aus den Augen.

Im Siebenkampf hat die Ära nach Karolina Klüft begonnen, die Schwedin hatte sich zu Beginn 2008 vom Mehrkampf verabschiedet und Natalja Dobrynska Olympiagold überlassen. Die Ukrainerin vermochte aber nicht, an ihre vor einem Jahr gezeigte Leistung anzuknüpfen, den Titel holte sich mit der Jahresweltbestleistung von 6.731 Punkten die Britin Jessica Ennis, Silber ging an die Deutsche Jennifer Oeser (6.493), die in den abschließenden 800 m zu Sturz gekommen war, sich aber schnell wieder aufgerichtet hatte. Bronze gewann die Polin Kamila Chudzik (6.471). Auch im Kugelstoß der Frauen gab es eine Silbermedaille für das Gastgeberland, hinter der Neuseeländerin Valerie Vili, die mit 20,44 m ihren Osaka-Titel erfolgreich verteidigte, landeten Nadine Kleinert (20,20) und die Chinesin Gong Lijiao (19,89).

Das Gehen bei den Frauen bleibt fest in russischer Hand, Olga Kaniskina verteidigte in 1:28:09 Stunden ihren Titel erfolgreich, es war der fünfte en suite, den ihre Nation in dieser Disziplin verbuchte. Die weiteren Medaillen gingen an Olive Loughnane aus Irland (1:28:58) und Liu Hong aus China (1:29:10). Die 24-jährige, die auch Olympia-Gold in Peking gewann, wurde von den begeisterten Massen am Brandenburger Tor empfangen. “Das fühlt sich toll an, es ist eine große Ehre für mich, hier zu laufen”, sagte Kaniskina. Am Vormittag war für Österreich auch Speerwerferin Elisabeth Pauer in der Qualifikation im Einsatz gewesen, sie scheiterte mit nur 50,88 m als 30. deutlich am allerdings unrealistisch gewesenen Einzug ins Finale der Top Zwölf.

Der Lauf zum FAbel-Weltrekord

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