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Boliviens Präsident Morales kommt nach Wien

Der bolivianische Präsident Evo Morales kommt diese Woche nach Wien. Der Anlass ist die neue Drogen-Konferenz der Vereinten Nationen. Für Mittwoch ist zudem ein Treffen mit Bundespräsident Heinz Fischer geplant.

Nach Angaben der bolivianischen Botschaft wird Morales im Rahmen der am Mittwoch beginnenden Konferenz in der Wiener UNO-City die Strategie seines Landes im Kampf gegen den Drogenhandel und ihre Ergebnisse vorstellen.

Seinen Auftritt vor der internationalen UNO-Konferenz stellt der linksgerichtete lateinamerikanische Politiker aus dem Volk der indigenen Aymara unter das eigenwillige Motto “Ja zum Kokablatt! Nein zu Kokain!” (“Coca si! Cocaina no!”) – getreu seiner Devise, dass das Kauen des Blattes mit Drogenkonsum nichts zu tun habe.

Die bolivianische Strategie beinhalte einen “konsequenten Kampf gegen Drogenproduktion, -handel und -konsum sowie eine Reduzierung des über den traditionellen Bedarf hinaus gehenden Koka-Anbaus nach dem Prinzip der sozialen Kontrolle”, beschreibt die Botschaft Boliviens in Wien die Linie des Präsidenten.

Zugleich gehe es aber auch um “eine Neubewertung des Kokablattes als eines andinen Natur- und Kulturerbes”, heißt es in einer Aussendung.

Die Devise des Indio-Präsidenten und Busenfreundes des linkspopulistischen venezolanischen Staatschefs Hugo Chavez lautet: “Das Kokablatt selbst ist keine Droge.” Die Tribüne der UNO-Drogenkonferenz will Morales offenbar nützen, um bei der Völkergemeinschaft um Verständnis für die Tradition des Kokablatt-Kauens in dem Anden-Staat zu werben.

Dabei strebt er an, dass die entsprechenden Bestimmungen in den Drogenkonventionen der Vereinten Nationen “an die Realität legitimer und legaler Konsumformen des Kokablattes angepasst werden”. Eine solche legale Form des Konsums sei eben “das Kauen” von Kokablättern, “das seit Jahrtausenden in der Kultur der Anden-Völker verwurzelt ist und das man nicht verbieten kann”, hält die Aussendung fest.

Auch im Mai 2006 bei Fischer

Es ist nicht die erste Begegnung Fischers mit dem unkonventionellen bolivianischen Präsidenten, der auch bei offiziellen Anlässen gerne in Pullovern mit typischem Indigenen-Muster auftritt. Im Mai 2006 hatte sich Morales im Rahmen des EU-Lateinamerika-Karibik-Gipfels (EULAC) während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in Wien aufgehalten und war bei dieser Gelegenheit auch mit Fischer in der Hofburg zusammengetroffen.

Im Mittelpunkt der Unterredung des bolivianischen Präsidenten mit Fischer werden nach Angaben des Bundespräsidenten-Sprechers Bruno Aigner die Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika sowie die globale Wirtschaftslage stehen. Nach dem Treffen mit dem Bundespräsidenten nimmt Morales laut der Pressemitteilung der Botschaft um 12.45 Uhr an einer Pressekonferenz über “Boliviens Strategie im Kampf gegen Drogen” im Presseclub Concordia teil.

Der frühere Koka-Bauer Morales, der jüngst auch ein wichtiges Verfassungsreferendum in seinem Land gewann, hat sich bereits in der Vergangenheit wiederholt für eine Neubewertung des Kokablattes durch die internationale Gemeinschaft ausgesprochen. Koka sei nicht Kokain, sondern ein Naturprodukt mit medizinischen Qualitäten, hatte er auch bei seinem Besuch in Wien vor drei Jahren betont.

Eine große Mehrheit der Bolivianer hatte sich in der Volksabstimmung Ende Jänner für die von Morales unterstützte neue Verfassung ausgesprochen. Diese Verfassung soll die Rechte der indianischen Bevölkerungsmehrheit im ärmsten Land Südamerikas stärken und ermöglicht dem Präsidenten eine weitere fünfjährige Amtszeit. Das Votum reflektierte erneut die Spaltung des Landes in zwei Lager: Im reichen östlichen Flachland wurde die Verfassung mehrheitlich abgelehnt. Fünf Staaten stimmten mit Nein, nur vier mit Ja. Jedoch verhalf die indianische Bevölkerungsmehrheit im Hochland Morales zum Sieg.

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