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Boku-Studie: Landwirtschaft verliert täglich 15 Hektar Boden

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Täglich verlieren Landwirtschaft und Natur in Österreich 15 Hektar Boden, ehemaliges Grün- oder Ackerland wird zu Siedlungs-, Industrie- oder Verkehrszwecke umgewidmet.

Das haben Wissenschafter des Departments für Raum, Landschaft und Infrastruktur der Universität für Bodenkultur (Boku) im Rahmen einer von der Österreichischen Hagelversicherung in Auftrag gegebenen Studie errechnet.

Wie Studienautorin Gerlind Weber bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien erklärte, hat der Bodenverlust weitreichende und bisher kaum thematisierte negative Auswirkungen, unter anderem für die Bilanz des Treibhausgases Kohlendioxid.

Während forstwirtschaftliche Flächen und Wälder deutlich besser geschützt sind, gehen wir mit der Umwidmung von landwirtschaftlichen Flächen sehr sorglos um, so die Wissenschafterin. Dabei ist potenziell besiedelbarer Raum vor allem aufgrund des großen alpinen Anteils in Österreich sehr begrenzt. “Netto-Österreich” – so der Fachjargon – beträgt nur 37 Prozent der Gesamtfläche, der Rest ist nicht nutzbar. Beispielsweise in Tirol beträgt der Netto-Anteil überhaupt nur zwölf Prozent.

“Mittlerweile sind 16 Prozent von ‘Netto-Österreich’ verbraucht”, so Weber. Und der Verbrauch geht rasant weiter. Der tägliche Verlust von 15 Hektar entspricht etwa der Fläche eines durchschnittlichen Bauernhofes oder 20 Fußballfeldern. Auf ein Jahr hochgerechnet, ist das die gesamte Ackerfläche Wiens, in 20 Jahren die Ackerfläche des Burgenlandes. Alleine seit 1995 sind in Österreich 40 Prozent an Siedlungs- und Verkehrsflächen dazugekommen.

Nach Ansicht der Expertin wird in Österreich seitens der Raumplanung viel zu großzügig mit Umwidmungen umgegangen. Dabei spielt Geld eine wichtige Rolle als Triebfeder. Weber schätzt die Planungsgewinne durch die Umwidmung von ehemals landwirtschaftlichen Flächen auf jährlich 3,3 Milliarden Euro, es gebe weder Kostenwahrheit noch -gerechtigkeit, kein Problembewusstsein und zu viele Gefälligkeitswidmungen.

Im Gegensatz etwa zu Deutschland oder der Schweiz sei die Raumordnung in Österreich Ländersache, bemängelte Weber. Umwidmungen durch die Gemeinden seien wegen der persönliche Nähe der Beteiligten besonders bedenklich. Auch die Konkurrenz zwischen Gemeinden um Neubürger und Arbeitsplätze und damit meist verbundene Umwidmungen seien zu überdenken. Nicht zuletzt sollten auch die Regelungen für die Wohnbauförderungen mehr auf die Sanierung von Altbeständen ausgerichtet werden.

Während ein Hektar Ackerfläche 15 Tonnen und ein Hektar Grünland 24 Tonnen Kohlendioxid speichert, setzen verbaute und versiegelte Fläche sowie deren Nutzung durchschnittlich rund 200 Tonnen Kohlendioxid frei. Abgesehen von dieser Klimagas-Bilanz wirken sich zersiedelte Landschaften auch durch die erzwungene Mobilität – meist per Auto – negativ aus. Letztendlich geht durch den Flächenverlust in der Landwirtschaft auch Raum für die Produktion von Nahrung und Energie verloren.

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