Blick ins Innenleben

Sätze wie dieser riefen bei der Premiere am vergangenen Freitag in Nenzing ein stummes, nachdenkliches Nicken vieler Theaterbesucher hervor. „Es sitzen keine Leute mehr vor den Häusern. Warum auch? Es kommt niemand vorbei, mit dem man ein bisschen sprechen könnte. Die Leute gehen nicht mehr zu Fuß – man trifft sie nur noch in den Geschäften, die Wege legen sie mit dem Auto zurück.“ Die im Vorfeld geführten Interviews sind keineswegs oberflächlich – vielmehr spiegeln sie auch eine Trauer über den Wandel der Gesellschaft wider. Da ist beispielsweise auch die „Zugezogene“ – ihr fällt auf, dass im Dorf zwar alle freundlich sind, aber doch eine gewisse Distanz wahren. Die Tatsache, dass die Gespräche anonym bleiben, bewog die Nenzingerinnen verschiedenster Altersstufen auch kritisch ihr Dasein im Ort, ihre Lebensqualität und ihre Zukunftspläne bezüglich „Wohnen“ zu hinterfragen.
„Ein Haus strahlt die Kultur der Bewohnerinnen aus, manchmal Geschichten eines Dorfes, oft die Individualität der jeweiligen Zeit“, fasst Regisseurin Brigitte Walk vom walktanztheater.com, die das Stück umsetzte, zusammen. „Das Innere eines Hauses erzählt noch stärker von seinen Bewohnerinnen, den Lebensgewohnheiten, den Ansprüchen an das Leben und den umgesetzten Träumen.“ Stimme und Gesicht für die interviewten Frauen war die aus Vorarlberg stammende und in Hamburg lebende Schauspielerin Verena Fitz, begleitet von Videos der Medienkünstlerin Bianca Gantner und durch die darstellerische Präsenz von Gertraud Stix. Als nächster Programmpunkt der „Artenne“ steht eine Mundartlesung mit Heinz Bitschnau (Bartholomäberg) und Jytte Dünser (Frastanz) auf dem Programm – und zwar am Donnerstag, 13. September, um 19.30 Uhr. Infos: www.artenne.at.