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"Bis zu 30 Autos aus dem ganzen Land"

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Hard hat ein Raserproblem, berichtete WANN & WO vor einem Jahr. Stimmt so nicht, antwortete die Gemeinde. Nun sind die "Auto-Poser" lautstark zurück und sorgen erneut für Ärger.

von Harald Küng/Wann & Wo

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Ziemlich genau vor einem Jahr machte WANN & WO auf die nächtliche Verkehrssituation in Hard aufmerksam. In der Juni-Ausgabe der Harder Gemeindezeitung wurde schließlich davon berichtet, dass ein „Vorarlberger Wochenblatt reißerische Berichte über eine angebliche Tuner- und Raserszene“ verbreitet. Doch nun sind die aufgemotzten Autos wieder lautstark unterwegs, wie man seit rund zwei Wochen allnächtlich hören kann. Und selbst die Gemeinde musste unlängst auf Facebook zugeben, dass es wohl doch ein Problem gibt.

„Zollhafenparkplatz ist Szene-Treffpunkt“

Liest man die Kommentare auf der Facebook-Seite der Marktgemeinde, zeigt sich, dass die lärmenden Boliden mit oft weit überhöhter Geschwindigkeit quer durch Hard unterwegs sind. Bauliche Maßnahmen werden gefordert, schärfere Kontrollen und mehr Geschwindigkeitskameras. Von gefährlicher Drohung und zerstochenen Autoreifen wird ebenfalls berichtet. Was ist da los in Hard? WANN & WO hat bei Bürgermeisterin Evi Mair um Stellungnahme gebeten. „Speziell der Zollhafenparkplatz beim Strandbad hat sich in den letzten Jahren leider zu einem Szene-Treffpunkt entwickelt“, informiert die Bürgermeisterin in WANN & WO,  „Jugendliche aus allen Bezirken Vorarlbergs sowie dem angrenzenden Ausland kommen mit ihren – legal – getunten Autos und sammeln sich auf dem Parkplatz. Zu später Stunde fahren sie dann mit überhöhter Geschwindigkeit in den 30er- und 40er-Zonen am See entlang, beschleunigen stark und hupen. Ich appelliere an alle Beteiligten, die Geschwindigkeitsbegrenzungen zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer und der Harder Bürger einzuhalten.“

Corona brachte Ruhe

Problematisch sei aber nicht nur die Geschwindigkeit, sondern vor allem auch der mutwillig verur­sachte Lärm mitten in der Nacht. Bereits Mairs Vorgänger Harald Köhlmeier habe versucht, mit Spezialkontrollen der getunten Karren, Polizei-Zivilfahrzeugen und Hundestaffeln Ruhe in die Straßen zu bringen.  Auch eine Videoüberwachung sowie eine Ausleuchtung des Zollhafenparkplatzes wurden umgesetzt. Doch erst die corona-bedingte Komplettsperre des Parkplatzes zeigte Erfolg – bis jetzt. Mair: „Nachdem der Zollhafenparkplatz mit Öffnung des Strandbades  wieder benützt werden darf, setzen wir alles daran, ein Wiederaufleben der Szene zu verhindern.“ Die im  Februar neu eingerichtete Gemeindepolizei führte zuletzt – gemeinsam mit der Bundespolizei Hard – nächtliche Schwerpunktkontrollen durch. Mehrere Jugendliche wurden dabei angehalten und gestraft. Zusätzlich wurde der Zollhafenparkplatz mit einem Einfahrtsverbot ab 22 Uhr belegt. „Diese Kontrollen sollen auch in den nächsten Wochen konsequent weitergeführt und auch auf andere Bereiche in Hard ausgedehnt werden“, so die Harder Bürgermeisterin.

„Poser“ statt Raser

Die Polizeiinspektion Hard legt Wert darauf, dass es sich bei der Szene in der Gemeinde nicht um Raser im eigentlichen Sinne handle, vielmehr gebe es eine „Poser"-Szene (englisch: to pose – „sich geben als“, „posieren“) in Hard, wie Horst Spitzhofer von der Landespolizeidirektion Vorarlberg informiert: „Seit ein bis zwei Wochen ist ein Auftreten der Szene wieder verstärkt zu beobachten. Da sich die Treffen zumeist auf Gemeindestraße abspielen, ist die Gemeindepolizei Hard gefordert. Die Bundespolizei unterstützt nach Möglichkeit, dabei werden auch gemeinsame Verkehrs- bzw. Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. Auch die Landesverkehrsabteilung ist in diese Kontrollen zeitweise mit eingebunden.“ Es komme durchaus zu Geschwindigkeitsübertretungen, von einer Raser-Szene könne aber  nicht gesprochen werden. Durch die Sperre des früheren Zollhafens  hätten sich die „Poser“ heuer zudem in den Bereich Seestraße und Uferstraße (Seeparkplatz, Parkplatz Schule am See) verlagert, wo sich nach Feierabend zwischen fünf und 30 (!) Fahrzeuge aus ganz Vorarlberg treffen. Bei der Präsentation der Boliden komme es auch zu Ruhestörungen. Und wie sieht es mit Drohungen durch die Szene aus? „Bei der Polizei sind bislang keine Anzeigen wegen Sachbeschädigungen oder gefährlichen Drohungen eingegangen“, teilt Spitzhofer abschließend auf WANN & WO-Anfrage mit.

Kommentar

„Kontrollen scheinen nicht auszureichen“

Seit zwei Wochen hört man sie wieder quer durch die gesamte Gemeinde: Lärmende Auspuffe, quietschende Reifen, hochdrehende Motoren – mitten in der Nacht. Die bislang durchgeführten Kontrollen scheinen diese „Poser“ nicht großartig zu beeindrucken, wie sich weiterhin zeigt. Da muss wohl noch härter durchgegriffen werden. Als Harder kenne ich die Situation selbst nur zu gut, und wenn ich „allabendlich“ sage, dann meine ich: Jede. Verdammte. Nacht. An vielen Stellen entlang des Sees wäre es zudem längst an der Zeit für eine Radarbox – und zwar mit einer echten Kamera, nicht nur mit einer ausgedruckten. Oder muss erst noch was passieren?

Harald Küng, Redakteur

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