Dem chinesischen Regisseur Wang Xiaoshuai ist die seltene Verschmelzung einer zutiefst persönlichen Familiengeschichte mit einem großen Zeitpanorama gelungen: "Bis dann, mein Sohn" feiert seit seiner Weltpremiere bei der Berlinale 2019 Erfolge und zeigt die Entwicklung Chinas der vergangenen Jahrzehnte. Ein langes, aber lohnendes Epos. Ab Donnerstag im Kino.
Bis dann, mein Sohn - Kurzinhalt zum Film
Xiaoshuai ("Bejing Bicycle") begleitet in ruhigen, großen Bildern über drei Jahrzehnte hinweg Yaojun (Wang Jingchun) und Liyun (Yong Mei). Sie halten sich zwangsweise an die geltende Ein-Kind-Politik, nachdem ihre Freunde Li Haiyan (Ai Liya) und Shen Yingming (Xu Cheng) sukzessive in der Parteihierarchie aufgestiegen sind und deren Mantra mit rücksichtsloser Härte und einer Zwangsabtreibung durchsetzen. Doch dann verlieren die beiden ihren Sohn bei einem Schwimmunfall im Rückhaltebecken eines Staudamms. Ein Unglück, das nicht nur das Leben des Ehepaares, sondern auch das ihrer Freunde für immer verändern wird.
Bis dann, mein Sohn - Die Kritik
So schildert "Bis dann, mein Sohn" feinfühlig, was Verlust mit Menschen macht. Über drei Stunden begleitet das Werk seine Protagonisten achronologisch durch sozialistische Fabriken, chinesische Küchen und heimliche Partys unter Freunden. Jahre später haben die beiden verwaisten Eltern einen rebellischen Adoptivsohn (Wang Yuan), mit dem sie ein neues Leben in einer fremden Stadt führen, und doch kann die vermeintlich heile Konstellation ihr Leid nicht mindern.
Auch Li und Shen werden ob ihres einstigen Handeln noch immer von Schuldgefühlen geplagt. Als bei Li schließlich ein tödlicher Hirntumor diagnostiziert wird, beschließen Liu Yaojun und Wang Liyun, noch einmal an den Ort der Tragödie zurückzukehren. Alle müssen sich den Gefühlen stellen, die jahrzehntelang unterdrückt wurden. Für ihre herausragende Schauspielleistung wurden Wang Jingchun und Yong Mei jeweils als beste Darsteller bei der Berlinale gewürdigt.
(APA/Red)