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Birds Of Passage - Kritik und Trailer zum Film

"Weißt du, warum man mich respektiert?", heißt es an einer Stelle in diesem Film, "weil ich für meinen Clan und meine Familie zu allem fähig bin". In seinem neuen Werk nimmt uns Ciro Guerra ("Der Schamane und die Schlange") mit ins Kolumbien der späten 1960er-Jahre. Zusammen mit Ko-Regisseurin Cristina Gallego berichtet der Kolumbianer davon, wie eine Familie des matriarchalisch geprägten Wayuu-Stammes den Grundstein für den Drogenhandel legt.

An eine der Wurzeln des Drogenhandels in Kolumbien wagen sich die Regisseure Ciro Guerra und Cristina Gallego in “Birds of Passage”. Dabei gelingt ihnen eine ungewöhnliche Annäherung an das Genre “Familien- und Drogenepos” mit ebenso ungewöhnlichen stilistischen Mitteln. Der Film eröffnete am Donnerstag das Wiener “Cine Latino Festival” (bis 4. April) und läuft am Freitag regulär im Kino an.

Birds Of Passage – Kurzinhalt zum Film

Einen Teil seiner Dringlichkeit schöpft “Birds of Passage” aus der Tatsache, dass die Geschichte auf realen Begebenheiten in der kolumbianischen Region La Guajira zwischen den späten 1960er- und den 1980er-Jahren basiert. Seinen Ausgang nimmt die Handlung, als der charismatische und ambitionierte Rapayet (Jose Acosta) beginnt, sich der hübschen Zaida (Natalia Reyes) anzunähern.

Rapayet achtet zwar die Traditionen und Regeln der Wayuu, einem in der Region ansässigen indigenen Volk, ist aber auch mit Geschäftssinn und guten Kontakten in die spanischsprechende Welt ausgestattet. Als sich die Gelegenheit ergibt, mit US-amerikanischen Entwicklungshelfern Cannabis-Geschäfte zu machen, ergreift er zusammen mit seinem nicht zu den Wayuu gehörenden Freund Moises (Jhon Narvaez) die Gelegenheit beim Schopf, gilt es doch für Rapayet, das für Zaida festgelegte Brautgeld aufzutreiben.

So geht der Weg in Richtung Drogenhandel – in durchaus größerem Stil. Zaidas mächtige Mutter Ursula (Carmina Martinez) bleibt auch angesichts des raschen Erfolges Rapayets skeptisch, toleriert aber das stellenweise Beugen und Brechen der Traditionen und Bräuche. Bald schon wächst die Familie. Gleichzeitig werden aber auch Waffen zur Standardausrüstung von Rapayet und Moises und Co.

Die Versuchungen des Geldes führen zu Gier und Verrat. Zwischen den Clans tun sich Gräben auf. Das “Geschäft” offenbart seine dunkle Seite und lässt keinen Platz für Freundschaft. Dem gegenüber steht der Zusammenhalt der Familie und die Lebensweise der Wayuu mit ihren Traditionen, ihrem Glauben und ihren Deutungen der Natur und der Träume. Doch es kommt, wie es kommen muss: Die neue Ordnung fordert von allen Beteiligten ihren Tribut. Beispielhaft für diese Veränderung und Verrohung des gesamten Umfeldes steht der junge Leonidas (Greider Meza).

Birds of Passage – Die Kritik

Entgegen dem hohen Tempo und dem Blutdurst, den filmische Umsetzungen ähnlicher Stoffe mitunter an den Tag legen, setzen Guerra und Gallego auf sorgfältig komponierte, getragende Bilder und den Fokus auf die ebenso stolzen, wie hart gebeutelten Persönlichkeiten. So überzeugt die für heuer von Kolumbien ins Rennen um den Auslandsoscar geschickte Geschichte nicht unbedingt durch ihren innovativen Aufbau oder raffinierte, unvorhersehbare Entwicklungen rund um Schuld und Sühne. Es ist vielmehr die stellenweise poetische Bildgebung, das Porträt der mit sich und der Welt ringenden, kämpferischen indigenen Gemeinschaft und der eigene Rhythmus in dem sich die fünf Kapitel oder “Lieder” des Films entwickeln, die das rund zweistündige Epos sehenswert machen.

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(APA/Red)

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